Störche im Nest
Störche im Nest

REGION :: Klappern gehört zum Handwerk – Störche im WILLI-Land (Archiv 2015)

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Im WILLI-Land gibt es mittlerweile wieder viele Störche. Alleine im Jahr 2014 konnte der ehrenamtliche Naturschützer Fritz Meier aus Dettenheim-Rußheim in der Region 241 Jungstörche beringen. Im gesamten WILLI-Verbreitungsgebiet hat die Storchpopulation in den vergangenen Jahren wieder deutlich zugenommen. Dabei waren die bei Menschen beliebten Vögel Mitte der 1970er-Jahre fast ausgestorben.

Ehrenamtlicher Beringer: Fritz Meier aus Dettenheim-Rußheim ist seit vielen Jahren in der Region unterwegs.
Ehrenamtlicher Beringer: Fritz Meier aus Dettenheim-Rußheim ist seit vielen Jahren in der Region unterwegs.

Dass dies mittlerweile in der Region wieder anders ist, hat man vor allem dem Lagerarbeiter Fritz Meier (55) aus Dettenheim-Rußheim verdanken. Denn dieser ist zwischen Karlsruhe-Neureut und Östringen im Frühjahr und Sommer seit vielen Jahren als ehrenamtlicher Beringer von Jungstörchen unterwegs. „Im Jahr 2014 habe ich 241 Jungstörche von 91 Brutpaaren in meinem Gebiet beringen können. Insgesamt konnte ich im vergangenen Jahr 108 brütende Storchenpaare dort zählen. Doch 17 von ihnen hatten ihren Horst in einem unzugänglichen Bereich, zum Beispiel in den Rheinauen, sodass ich nicht an die Jungvögel herangekommen bin“, erzählt Fritz Meier. An die Horste kommt er meist nur mit einem Hubsteiger oder durch die Hilfe von Berufskletterern heran. Bei dem hohen Nistplatz auf dem Unteröwisheimer Schloss wurde er sogar von der örtlichen Feuerwehr unterstützt.

1730 ausgeflogene Jungstörche

Die Jungtiere stellen sich bei der Beringung oberhalb des Kniegelenks instinktiv tot. Dieser Reflex schützt sie im Alltag vor Angreifern aus der Luft. Auf den Ringen sind eine Zahl, zwei Buchstaben sowie die Adresse der Vogelschutzwarte in Radolfzell vermerkt, um die Vögel wissenschaftlich untersuchen oder beim Fund eines toten Tieres zuordnen zu können. 1975 gab es vom Weißstorch (Ciconia ciconia) nur noch 15 brütende Paare in ganz Baden-Württemberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg war besonders ab Mitte der 1950er-Jahre der Lebensraum der Störche durch Trockenlegung, intensive Landwirtschaft sowie dem Bau von neuer Infrastruktur, massiv beeinträchtigt oder komplett zerstört worden. Durch den Einsatz von giftigen und heute verbotenen Spritzmitteln in der Landwirtschaft und im Gartenbereich war ebenso die Zahl von Insekten deutlich zurückgegangen, die eine wichtige Ernährungsgrundlage der Störche bilden.

Vier erfolgreich beringte  Jungvögel.
Vier erfolgreich beringte Jungvögel.

Das gleiche galt für Amphibien, da die Störche zum Beispiel gerne Kaulquappen aus dem Wasser picken. Frösche werden von den Störchen allerdings weniger verspeist und fast ausschließlich gemieden. Dafür isst der Vogel gerne leicht zu fangende Beutetiere wie Feldgrillen, Heuschrecken, Larven, giftige und ungiftige Schlangen, Mäuse, Ratten, Maulwürfe oder auch Regenwürmer, die als wichtige Eiweißlieferanten für die Jungstörche dienen. Nach Auskunft der baden-württembergischen Koordinatorin für den Weißstorchschutz, Ute Reinhard aus Irmdorf (Landkreis Tuttlingen), gibt es mittlerweile im Südwesten wieder 760 Storchenpaare, von denen 95 Prozent brüten. 2014 konnte sie im Südwesten knapp 1730 ausgeflogene Jungstörche zählen. Wegen mehrerer Schlechtwetterperioden waren es 2013 nur 518 Jungstörche gewesen.

Fast Ausgestorben

„Es fehlen uns im ganzen Land immer noch ausreichende Nahrungsgebiete, damit wir die mittlerweile relativ hohe Brutpopulation erhalten können“, sagt Ute Reinhard. Eine positive Ausnahme bildete schon in den 1990er-Jahren die Saalbachniederung bei Bruchsal, wo über 300 Hektar Ackerflächen in großem Stil in Grünland und Feuchtwiesen zurückgeführt wurden und damals auch ein Nachzuchtpaar des Langbein-Vogels erfolgreich angesiedelt werden konnte. Mittlerweile treffen schon im Februar und März die ersten „Storch“-Männer per bequemen Thermikflug über Gibraltar und Spanien aus dem afrikanischen Winterquartier in der Region ein. Sie besetzen dann sofort die Horste, bessern diese aus oder bauen ein neues Nest aus Ästen und Zweigen – und warten auf die minimal kleineren Weibchen, die dann die Storchen-Eigenheime sofort inspizieren und ebenfalls ausbessern. Ab diesem Zeitpunkt ist auch Fritz Meier mit seinem Spektiv unterwegs. Mit dem Beobachtungsfernrohr liest er die Altstörche ab und freut sich, wenn er „alte Bekannte“ wieder erkennt.

Nah am Menschen: Der Storch brütet fast ausschließlich in menschlichen Siedlungen auf künstlichen Horsten.
Nah am Menschen: Der Storch brütet fast ausschließlich in menschlichen Siedlungen auf künstlichen Horsten.

 

Text: Christian Jung; Bilder: Christian Jung, Fritz Meier, © fotolia.com\lochstampfe

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