Windpark im Wald
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Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick bläst der Wind gehörig ins Gesicht

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Im Bruchsaler Rathaus müssen Ende Januar wohl einige Personen kräftig durchgeatmet haben, als die Pläne der sogenannten Vorranggebiete für Windkraftturbinen des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein (RVMO) durchsickerten. Auf sage und schreibe fast 10% der Fläche Bruchsals könnten nach diesen Vorgaben Windräder gestellt werden.

Ein Horrorszenario insbesondere für die Bewohner der Ortsteile Heidelsheim, Helmsheim und Obergrombach, die nach diesen Plänen hübsch eingebettet von Windradriesen wären und angesichts weiterer Vorranggebiete in angrenzenden Gemeinden wie Gondelsheim von Windradsicheln am Horizont förmlich zerpflügt würden. Nur nach Nordwesten bliebe eine schmale Sichtachse frei.

Bei Turbinen mit einer Gesamthöhe von rund 250 Metern lässt es nun selbst jene Zeitgenossen schaudern, die lange Bundeswirtschaftsminister Robert Habecks Mantra Glauben schenkten, in der Ukraine seien Atomkraftwerke durchaus tolerierbar, in Deutschland aber ein Unding, das schnellstmöglichst auch im windschwachen Südwestdeutschland gefälligst durch Windkraft zu ersetzen sei. Denn überschlägig schlappe 25 Windräder könnten nach den vorläufigen Plänen des RVMO auf Bruchsaler Gemarkung in Wald und Wiesen gestellt werden und wie man aus der Verwaltung hört, haben sich Investoren bei privaten Grundbesitzern schon umgehört und letztere wiederum dezent nachgefragt, wo Anträge zu stellen seien. Bei über einhunderttausend Euro Pachteinnahmen pro Turbine im Jahr ein lohnendes Geschäft.

Gerade einmal 850 Meter Abstand zu Wohngebieten lassen die Windkraftpläne des RVMO zu, die der Verbandsdirektor Matthias Proske am 24. Januar in Karlsruhe den Versammelten stolz vorstellte. Wenigstens denen, die anwesend waren, denn einige Mitglieder waren gänzlich abwesend, andere, so die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, ließen sich vertreten. Diese Steilvorlage nutzte denn auch der polternde RVMO-Vertreter Christian Jung, seines Zeichens FDP-Landtagsabgeordneter. Der ehemalige Lehrer fuhr eine gewaltige Breitseite gegen die abwesende Rathauschefin und mancher Zuhörer, der dies als überzogen ansah, wünschte, Jung würde bisweilen mit ähnlicher Energie und Akribie gegen Unzulänglichkeiten seiner FDP-Freunde in Bund und Land vom Leder ziehen.

25 Windräder auf Bruchsaler Gemarkung

Pikant bei der Sitzung des RVMO war dennoch, dass Petzold-Schick vom ehemaligen Bürgermeister der Stadt Rheinmünster Helmut Pautler vertreten wurde, der mit seinen Kollegen der Freien Wähler geschlossen für den weiteren Planungsprozess stimmte. Und die Krokodilstränen, die die Rathauschefin nach Bekanntwerden der RVMO-Vorlage im hauseigenen Mitteilungsblatt über die vermeintliche Unverhältnismäßigkeit der Pläne vergoss, die für sie nicht akzeptabel seien, konnten die Wogen nicht glätten. Ebenso wenig die schnell in der Lokalpresse vorgeschobene, recht abenteuerliche Behauptung der Rathausverwaltung, rund ein Dutzend Räder seien ja sowieso schon beabsichtigt gewesen.

Klick für Vergrößerung. Orange = Vorranggebiete mit möglichen Standorten der WKA im Raum Bruchsal, Kraichtal, Gondelsheim

 

Vielmehr sieht sich mancher Bürger nun erst recht an der Nase herumgeführt, hatte Petzold-Schick doch immer versichert, Wind und Sonne schickten keine Rechnung und man müsse dem RVMO aufgeschlossen und proaktiv gegenübertreten, um im Planungs- und Abstimmungsprozess Einfluss nehmen und bestimmen zu können, wo und zu welchen Konditionen Windräder in die Landschaft gestellt würden. Zusätzlich käme dann ja auch Geld in die kommunale Kasse (dass dieses Geld vorher den Energieverbrauchern aus den Taschen geleiert wird, wen schert das schon…)

Unsere Region wäre weit über jedes erträgliche Maß belastet!

Ging der Plan des proaktiven Handelns der Bruchsaler Verwaltungschefin also gehörig daneben? Man kann dies wenigstens schwerlich bestreiten. Denn vielleicht hat Petzold-Schick mit ihrer windradaffinen Haltung uns diese Suppe erst eingebrockt. Handelte möglicherweise der RVMO nach dem Motto: Wir weisen dort Windkraftflächen aus, wo der Widerstand am geringsten ist? Aus der Verwaltung hört man, dies sei abwegig, denn es ginge bei der Vorranggebietsplanung immer um objektive Kriterien. Wenn dem aber so ist, dann fragt sich wiederum der interessierte Bürger, weshalb die Oberbürgermeisterin überhaupt meinte, proaktiv tätig werden und vorpreschen zu müssen? War das nichts als heiße Luft und eher den persönlichen Ambitionen geschuldet?

Zu hoffen ist, dass der RVMO bei seinen weiteren Planungen die inakzeptabel hohe Ausweisung von Gebieten im Kraichgau gehörig zusammenstreicht. Denn eines scheint selbst zu Proske durchzusickern: Unsere Region wäre weit über jedes erträgliche Maß belastet! Es bleibt also abzuwarten, ob jetzt, wo scheinbar nach weniger objektiven, sondern eher verteilungspolitischen Aspekten und Kriterien der Verhältnismäßigkeit die weiteren Plananpassungen vorgenommen werden, Bruchsal und der Kraichgau nicht völlig übervorteilt werden!

Auch die Bürger können derzeit Einspruch erheben; endgültig soll der abgeänderte Plan nach mehreren weiteren Planungsstufen Ende 2025 in Kraft treten. Also einige Monate nach der nächsten Bruchsaler Oberbürgermeisterwahl. Ob Petzold-Schick dann überhaupt noch im Boot ist und als Verwaltungschefin den Bau ihrer geliebten Windräder verfolgen wird?

Denn es rumort hinter den Kulissen der Bruchsaler Verwaltung gewaltig. Schon nehmen manche Wetten an, dass die Rathauschefin gar vor Ende ihrer Amtszeit 2025 hinwerfe oder abdanke. Mancher will gar wissen, dass Petzold-Schick schon beim Freiburger Regierungspräsidium für den dort alsbald frei werdenden Chefposten vorgesprochen habe, bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann aber bisher auf taube Ohren stoße.

Text: Hubert Hieke

Aus RegioMagazin WILLI 03/2024

 

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