Aus dem RegioMagazin WILLi 10/17
Seit drei Jahren führt das Bruchsaler Urgestein historisch-politische Stadtrundgänge durch. An den hohen Teilnehmerzahlen könne man sehen, dass die Vergangenheit Bruchsals immer noch aktuell ist. Die Kernstadt zeige ein paar Jahrhunderte deutsche Geschichte von den Bauerkriegern bis hin zu den Nazis.In diesem Ausmaß ist das für Rainer Kaufmann einzigartig in Deutschland. Wenn also nicht in Bruchsal Geschichte erzählen, wo sonst?
Die Nachkriegsgeneration müsse zeitnah für die Dokumentierung der Geschichte sorgen. Nur dadurch könne unseren Nachfahren die Bedeutung der Stadt und die komplette Historie Bruchsals aufgezeigt und erlebbar gemacht werden.
Man sei dazu verpflichtet alle Quellen zu erforschen und künftigen Generationen zu überlassen.
Die Vergangenheit ist immer noch aktuell
Ebenfalls habe Bruchsal Versäumnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten:
Unpassende oder Imageschädigende Dokumente seien nicht archiviert, sondern teilweise vernichtet worden. So geschehen mit einem Bild von einem jüdischen Bürger, der unter Aufsicht mehrerer SS-Leute mit einer Zahnbürste den Gehsteig putzen musste.
Solche Dokumente müssten aufgetrieben werden, um sie im Archiv zu haben. Das seien wir unseren früheren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern schuldig.
Es wurde auch vergessen, die Generation vor 1945 zu den Vorkommnissen zu befragen.
Deshalb wäre es eine Idee, Menschen mit bisher noch nicht aufgeschriebenen Geschichten von Eltern oder Großeltern aufzufordern sich zu melden, um solche zu archivieren.
Alle kleinen persönlichen Geschichten ergeben dann die eigentliche große Geschichte.
Von der frisch gewählten Cornelia Petzold-Schick erwartet Rainer Kaufmann, dass sie auch in unbequemen Fragen Stellung bezieht.
Außerdem sollte man am Vorschlag einer neuen unabhängigen historischen Kommission festhalten. Dadurch könne eine Diskussionsplattform geschaffen werden.
Eine ganz konkrete Sache ist ihm im Bruchsaler Bürgerzentrum aufgefallen.
Es sei eine Schande, dass die Säle dort noch nicht nach Demokraten, sondern nach „mittelalterlichen Feudalherren“ benannt seien.