WILLI-Reportage | Imma widda uff d‘ Gass!

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Der Bruchsaler Fasnachtsumzug blickt auf eine lange Geschichte. Am 12. Februar 2023  feiert das Komitee Bruchsaler Fasnachtsumzüge (KBF) den 55. närrischen Gaudiwurm.

Nach der ersten Erwähnung 1844, liegt der Großen Karnevalsgesellschaft Bruchsal erst wieder von 1899 ein Zeugnis für einen Umzug in Bruchsal vor. Damals zogen 30 Gruppen, von der GroKaGe organisiert, durch die Stadt. Danach waren mangels Beteiligung keine Umzüge mehr möglich. Erst 1935 bis 1939 gab es erneut organisierte Fasnachtsumzüge bis leider der Ausbruch des zweiten Weltkrieges diesem Brauch ein Ende setzte. Nach Kriegsende startete die GroKaGe Bruchsal 1952 mit einem Umzug durch die Straßen. Im Folgejahr beendete ein großes Unglück in einer Bruchsaler Tabakfabrik gleich wieder abrupt alle Gedanken an ein lustiges Treiben. Erst Jahre später 1961 waren es die Fußballer vom VfB, die erneut einen Umzug initiierten.

Die Bruchsaler Straßenfasnacht, entwickelte sich in den 1960er Jahren dann so rasant, dass die Last auf mehrere Schultern verteilt werden musste.
Am 24. November 1965 wurde unter der Leitung des Präsidenten der GroKaGe, Fritz Kleemann, der Grundstein für das Komitee Bruchsaler Fasnachtsumzüge (KBF) gelegt. Die Gründungsmitglieder nutzten ihre anderen Vereinszugehörigkeiten und natürlich auch ihren hohen Stellenwert in der Stadt dazu, möglichst viel Unterstützung für ihre Leidenschaft zur Narretei zu bekommen. Fahrzeuge, Baumaterial für die Wagen, Guzele, Werbeplakate, dafür mussten schon damals einige tausend Mark an Spendengeldern aufgetrieben werden.

Der erste Umzug unter Federführung des KBF im Jahr 1966, zog laut Aufzeichnungen 70.000 Menschen auf die Straßen. Gruppen aus Frankreich, der Schweiz, Österreich, Holland, Liechtenstein und Italien verpassten dem Umzug in den folgenden Jahren einen „internationalen Touch“. Fortan wurde jährlich ein Umzug mit durchschnittlich 100 Teilnehmergruppen und 75.000 Zuschauern durchgeführt.

Helfer für den Umzug dringend gesucht: MACH MIT BEIM KBF

Nach dem Umzug 1981 organisierte das KBF erstmals auch ein Narrentreffen in der Bruchsaler Sporthalle, welches sich auch für die kommenden Jahre durchsetzte. 1988 kam durch widrige Umstände kein Umzug zustande, doch es wurde ein „Klostergassenfeschd“ gefeiert. 1991 sorgte der Golfkrieg dafür, dass beinahe alle fasnachtlichen Aktivitäten abgesagt wurden, auch der Bruchsaler Umzug. Die Jahre danach liefen ohne Unterbrechung. 2009 wurde das Narrentreffen ins Bruchsaler Bürgerzentrum verlegt, konnte sich jedoch nicht etablieren.

Wie auch für alle anderen Veranstaltungen kam mit Corona der große Cut. Nach zwei ausgefallenen Umzügen 2020 und 2021, möchte das KBF nun wieder an die alte Tradition der Straßenfasnacht anknüpfen. Mit dem 55. Umzug am 12. Februar wird die Tradition 2023 fortgeschrieben. Im Lauf der letzten fast 180 Jahre gab es immer wieder Rückschläge und Pausen. Die Narren haben immer wieder bewiesen, dass Humor der beste Weg ist, sich aus Krisen zu retten.

 

Der internationale Fasnachtsumzug in Bruchsal lockt tausende Menschen Jahr für Jahr nach Bruchsal. Die Organisation einer solchen Großveranstaltung ist sehr arbeitsintensiv. Immer weniger aktive Mitglieder müssen immer mehr Aufgaben stemmen. Wir haben Martin Bauer (2. Vorstand und Zugmarschall) gefragt, was „der Spaß an der Arbeit kostet“?

Wie wird der Bruchsaler Fasnachtsumzug finanziert?
Martin Bauer: Es gibt jedes Jahr eine Zugplakette. Unsere Freunde der Handballabteilung der TSG Bruchsal haben seit einigen Jahren den Verkauf dieser Plakette für uns übernommen. Sie kostet 3 Euro und ist wesentlicher Bestandteil der Finanzierung des Umzuges. Stemmen können wir die Unkosten aber nur durch weitere Spenden, Sponsoring der Bruchsaler Unternehmen und einem Zuschuss der Stadt Bruchsal.

Ist die Nachwuchssuche ein großes Thema beim Komitee?
M.B.: Der Nachwuchsmangel schlägt bei uns aktuell durch, die Altersstruktur geht nach oben. Es scheint ein allgemeines, gesellschaftliches Problem zu sein, dass ehrenamtliches Engagement durch die Alltagsbelastungen immer weniger wird.

Muss man sich wegen des Nachwuchsmangels Sorgen um den Umzug machen?
Wenn der 55. Umzug durch die Straßen von Bruchsal gezogen und das letzte Konfetti zusammengekehrt ist, beginnt auch schon bald die Planung des nächsten Umzuges. Helfer werden dringend benötigt, sonst kann das Brauchtum des Fasnachtsumzuges in Bruchsal in ein paar Jahren nicht mehr überleben. Also kann man schon in Sorge sein…

Welche Maßnahmen gibt es zur Mitgliedergewinnung?
Ende letzten Jahres hatten wir alle 305 Bruchsaler Vereine angeschrieben, in der Hoffnung hier auf Unterstützung zu stoßen. Die Resonanz daraufhin war leider ernüchternd. Gerade mal ein Verein hat sich zurückgemeldet. Der Verein SAB e.V. (Solidarität der Afrikaner in Bruchsal) nimmt am Umzug teil und läuft nun mit einer Gruppe als Zugnummer 5 vor dem Mottowagen des KBF und sichert gleichzeitig den Wagen als Sicherheitspersonal. Das ist super, jetzt können wir eigene Leute für andere Aufgaben einsetzen.

Wie lautet euer Aufruf?
Viele Bruchsaler kennen den Fasnachtsumzug von klein auf und können viele schöne Erinnerungen damit verbinden. Wir sind für die Hilfe jedes Einzelnen dankbar der sich an sein Herz fasst und sich für die Brusler Fasnacht einsetzen möchte. Es gilt das Brauchtum des Fasnachtsumzugs zu erhalten. Jeder einzelne Helfer ist wichtig. Wir hoffen, dass die Notwendigkeit der Unterstützung hier deutlich ausgedrückt wird, sonst wird es möglicherweise in ein paar Jahren keinen Umzug mehr geben.

Ein Herz für den Bruchsaler Fasnachtsumzug

MACH MIT BEIM KBF
Meldet Euch gerne:
info@ kbf-bruchsal.de
Zugmarschall Martin Bauer,
Tel. 07252/ 5049969

Text: Andrea Bacher-Schäfer / Iris Weindel im Gespräch mit Martin Bauer

Aus RegioMagazin WILLI 02/2023

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