Yvonne und Theresa Schmitt aus Karlsdorf haben eine ganz besondere Mission: Sie möchten Menschen mit Depressionen helfen. Aus diesem Grund haben Mutter und Tochter im April eine Selbsthilfegruppe gegründet. Wir stellen „Sag Ja zum Leben“ vor.
Jeder hat schon einmal davon gehört, viele wissen jedoch nicht, was wirklich dahinter steckt: Depressionen. Die psychische Störung geht typischerweise mit Symptomen wie gedrückter Stimmung, negativen Gedankenschleifen und vermindertem Antrieb einher. Häufig gehen Freude, Selbstwertgefühl, Leistungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und das Interesse am Leben verloren.
Depressive Störungen gehören zu den häufigsten und gleichzeitig am meisten unterschätzten Erkrankungen. Schätzungen zufolge leiden weltweit inzwischen circa 350 Millionen Menschen unter einer Depression. Einer davon ist Theresa Schmitt. Die 23-jährige junge Frau hat als Folgeerscheinung ihrer Depression eine Essstörung entwickelt und eine wahre Odyssee hinter sich gebracht.
Immer an ihrer Seite: Mutter Yvonne Schmitt. Nach vielen Jahren des Kämpfens, unzähligen Arztbesuchen und der verzweifelten Suche nach fachlicher Hilfe, geht es Theresa heute glücklicherweise besser. Und die Familie möchte anderen dabei helfen, den Weg auch zu meistern. So entstand die Idee zur Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige: „Sag Ja zum Leben“.
Yvonne Schmitt erklärt: „Die Idee, dem Durchlebten einen Sinn zu geben, entstand schon während des ersten Klinikaufenthaltes von Theresa. Als wir dann selbst vergeblich auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe waren, habe ich mich über finanzielle Unterstützung informiert und Räumlichkeiten gesucht.“ Die Selbsthilfegruppe trifft sich in der „Synapsenschmiede“ in Eggenstein, einem Schulungszentrum mit verschiedenen Räumlichkeiten. „Dort können wir frei wählen, welcher Raum zu welchem Anlass am besten passt. Das war mir wichtig“, so Yvonne.
Der Name „Sag Ja zum Leben“ soll für Angehörige und Betroffene ein Anker sein: „In der tiefen Depression sieht der Betroffene keinen Sinn mehr im Leben und hat häufig Suizidgedanken. Es geht darum, wieder die schönen Seiten des Lebens zu erkennen.“
Yvonne und Theresa möchten mit ihrem Outing, wie sie es selbst nennen, aufzeigen, dass Depressionen viel mehr Menschen betreffen, als man vielleicht denkt. Und auch, dass die Krankheit nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.
Sie sagen: „Die Betroffenen müssen sich oft Sätze anhören wie ‚Reiß dich doch mal zusammen!’ Niemand muss sich dafür schämen oder sich schuldig fühlen.“
Auch wenn es die Selbsthilfegruppe noch nicht so lange gibt, erhalten die beiden viel positive Bestätigung. „Ich bekomme sehr oft Anrufe, besonders von verzweifelten Müttern. Wir bekommen Zuspruch von Menschen die selbst einmal betroffen waren und vergeblich nach Hilfe suchten. Da auch ich erst durch einen Filmbeitrag darauf aufmerksam geworden bin, was mit meiner Tochter los ist, hoffen wir so vielen Menschen wie möglich die Augen öffnen zu können, bevor es zu spät ist“, so Yvonne Schmitt.
Auch dazu sind die regelmäßigen Gruppentreffen da. Außerdem können sich die Teilnehmer hier öffnen und frei unterhalten – ganz ohne Angst. In den Gruppen gibt es auch keine Altersgrenze – egal ob Teenager oder Großmutter, alle sind willkommen. „Wir sind eine offene Gruppe und es kommen immer wieder neue Personen dazu, aber nicht alle kommen regelmäßig. Das ist auch nicht notwendig. Es wird gelacht und auch geweint und es ist wichtig, dass jeder mit einem guten Gefühl nach Hause geht“, darin ist sich die Familie Schmitt einig.
Wer es nicht zu den Sitzungen schafft, kann Yvonne und Theresa auch über die sozialen Netzwerke kontaktieren. Besonders Tochter Theresa engagiert sich hier, denn sie weiß aus eigener Erfahrung, dass dieser geschützte Ort für viele Betroffene extrem wichtig ist. Auf Facebook und Instagram postet sie deshalb regelmäßig Informationen und auch inspirierende Bilder und Zitate, zum Beispiel am „Motivationsmittwoch“. Familie Schmitt hat ein klares Ziel: Sie möchten den Menschen helfen und dafür sorgen, dass Depressionen nicht länger ein Tabuthema bleiben. „Dafür setzen wir uns mit aller Kraft ein.“
Text: Lidija Flick, Bilder: Familie Schmitt
Treffen: 14-tägig Donnerstags in den geraden Kalenderwochen um 19 Uhr Änderungen kann man auf Facebook oder Instagram nachlesen:
Ort: Synapsenschmiede, Industriestraße 16, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
www.instagram.com
www.facebook.com