25.2.2022 | „Wenn ich heute auf mein Leben zurückblicke, so hatte ich viel Glück gehabt.“ Josef Schlindwein meint bei diesem Satz nicht nur Bruchsals dunkelste Stunde, sondern auch den Anfang seines Lebens vor 93 Jahren: Als er am 4. Februar 1929 in Karlsdorf geboren worden war, herrschte einer der kältesten Winter überhaupt, sogar der Rhein war zugefroren. Vorsorglich erhielt klein Josef gleich nach der Geburt die Nottaufe.
Fortan war er offensichtlich fest entschlossen, am Leben zu bleiben. Nach der Volksschule begann er mit 14 Jahren bei der Bruchsaler Druckerei Katz eine Lehre als Schriftsetzer. Dort in der Bruchsaler Wörthstraße erlebte er auch den 1. März 1945 – der Tag, an dem auf Bruchsal die Fliegerbomben fielen. Die erste Welle setzte ein, als sein Meister sich mit ihm und einem weiteren Lehrling in den Keller retten wollte. Phosphorbomben schnitten sämtliche Fluchtwege ab. „Wenn es um das eigene Leben geht, schafft man unvorstellbare Kräfte“, erinnert er sich an den Moment, als er buchstäblich durch Wände ging.
Eine „Verzweiflungstat“ rettete vier jungen Menschen das Leben
Damals war es Vorschrift, dass Außenmauern zum Nachbargebäude einen Durchbruch haben müssen, der mit einer 12 cm dicken Backsteinwand wieder geschlossen wurde. Heute spricht er von einer „Verzweiflungstat“, dass er einen Hammer nahm und sich seinen Weg durch zwei Nachbarshäuser bahnte. Schließlich konnte er sich mit weiteren Kollegen in den Keller der Lutherkirche flüchten, wo er die dritte Welle erlebte.
Noch heute erinnert er sich genau an die Namen der Menschen, mit denen er unterwegs war, an das Weinen der Kinder im Keller oder an Verwundete, die sie in den Trümmern zurücklassen mussten. „Das ist eingebrannt im Hirn. Und wenn man noch einigermaßen denken kann, kann man haargenau erzählen, wie es war.“
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