Wer hoch hinaus will, kommt nicht am Mount Everest von Bruchsal vorbei: dem Eisenhut. Mit 218,6 Metern ist er der höchste Punkt im Nordteil der Bruchsaler Gemarkung. Als Berg kann er zwar nur belächelt werden, dennoch findet sich an der Spitze – wie es sich für einen richtigen Berggipfel gehört – ein Gipfelbuch!
Die Idee, das Gipfelbuch am Eisenhut zu etablieren, hatten Petra und Thorsten Schurig aus Forst. Das Ehepaar ließ sich auf einer ihrer vielen Wandertouren durch die Alpen dazu inspirieren. Und die Idee kommt an! Was am 4. Dezember 2015 mit nur einem Buch begann, verteilt sich mittlerweile in mehr als 300 Einträgen auf vier Bücher.

Gegen Wind und Wetter geschützt sind drei der vier Bücher zusammen mit ein paar Kugelschreibern in einem eigens von Thorsten Schurig gebauten Kästchen anzufinden. Die Einträge aus dem „Erschten Brusler Gipfelbuch“ sind abfotografiert und über einen QR-Code online abrufbar.
Spaziergänger und Wanderer können im Gipfelbuch am Eisenhut ihre Gedanken niederschreiben, sich sortieren, ihre Gefühle in Worte verpacken – offen, ohne Scham, im Schutze der Anonymität. Ob schwere Schicksalsschläge oder Freude über schöne Tage – die Seiten des Gipfelbuchs sind geduldig.
Petra und Thorsten Schurig, die am Eisenhut ihr kleines, persönliches „Naherholungsgebiet“ gefunden haben, stöbern oft in den Büchern und erfreuen sich an den vielen liebevollen Einträgen. Man könnte sagen, dass sie zu den sogenannten „Wiederholungstätern“ auf diese Weise fast schon eine Art literarische Beziehung aufgebaut haben. So konnten die beiden beispielsweise miterleben, dass der Hund der 15-jährigen Anna Dahm gestorben ist, mit dem das Mädchen früher immer am Eisenhut spazieren war. Sie können lesen wie sehr Gudrun Fabry die Radtouren, die sie regelmäßig mit ihrem Mann zum Eisenhut unternimmt, genießt oder warum Hedwig Prinz die Idee des Gipfelbuchs so sehr schätzt.
Es ist ein Geben und ein Nehmen: Die Schurigs sind begeistert von den Einträgen, die mal nachdenklich, mal unbeschwert sind; die Autoren schreiben sich den Kummer von der Seele, teilen ihr Glück mit den Eisenhut-Liebhabern.
Nicht nur das kleine Büchlein ist es, das Spaziergänger und Wanderer immer wieder auf den Eisenhut lockt. Es ist der unverbaute Weitblick, der an schönen Tagen bis in den Nordschwarzwald reicht; das melodische Zwitschern der Vögel, das auf andere Gedanken kommen lässt; die frische Bergluft, die den Kopf frei macht – Minuten, in denen die Zeit kurz stillsteht. Eine Ruhe, die einen nur in vertrauter Kulisse übermannen kann – das Einssein mit der Natur abseits des turbulenten Alltags.
Benannt wurde der Eisenhut in Gedenken an den Anführer des Kraichgauer Haufens im Bauernkrieg von 1525: Anton Eisenhut und ist ein echter Geheimtipp unter Spaziergängern. Wer auch einmal in den Genuss der malerischen Idylle kommen möchte, für den hat Petra Schurig eine Karte angefertigt: Der Eisenhut liegt auf dem Weg vom Augssteiner Richtung Rohrbacher Hof.
Auch wir von KraichgauTV und WILLI überzeugten uns bereits vom höchsten Punkt im Nordteil der Bruchsaler Gemarkung und können bestätigen, dass ein Besuch auf dem Eisenhut zu jeder Zeit seinen Reiz hat. Wer einmal dort war, erliegt dem Charme des Ortes und kommt immer wieder.
Der Eisenhut ist eine Anhöhe im Norden Bruchsals. Mit 218,6 Metern ü.NN ist sie der höchste Punkt im Nordteil der Bruchsaler Gemarkung. Sie dient Wanderern als Rastplatz. Hier befindet sich auch der Sockel eines der beiden Kandelabern (mehrarmiger Mast für die Straßenbeleuchtung), die sich in früheren Jahren vor dem Gebäude der Kaiserstraße 13 befanden (der Verbleib des zweiten Sockels ist unbekannt). Durch nachträgliche Hinzufügung dient dieser Sockel als Wegweiser Richtung Unteröwisheim / Rohrbacher Hof bzw. Bruchsal. Der Name bezieht sich auf Anton Eisenhut, der als ein Anführer des Bauernaufstands im Mai 1525 in Bruchsal hingerichtet worden war. Text: Yasemin Wüstenhagen
Bilder: Felix Zink