SIEMENSUNTERFÜHRUNG 1931:
Blick Richtung Zollhallenstraße
WILLI-Reportage | Erinnerungen an die Flut von 1931 in Bruchsal
„Ich war 12 Jahre alt, damals als das Hochwasser in Bruchsal war. Wir konnten zu Fuß die Schule am heutigen Friedrichsplatz nicht mehr erreichen und bekamen deshalb drei Tage schulfrei, das vergesse ich nie!“ erinnerte sich einst Hermann Beissmann. „Das Wasser lief von der Durlacher Straße aus durch die halbe Stadt! Alle Leute waren unterwegs, um die Mauern des Saalbachs abzustützen, damit sie nicht brechen! Ab der Württemberger Straße bis zum Friedrichsplatz hieß es: Land unter!“
Am Donnerstag, den 7. Mai 1931 in den frühen Morgenstunden bahnte sich die Katastrophe an. Dauerregen ließ die kleinen Flüsse und Bäche in Baden und Württemberg gefährlich anschwellen. Immer mehr Wasser kam vom Himmel, und auch der Aalkistensee in Maulbronn konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Die Dämme waren überflutet, und die dreckige Brühe wälzte sich unaufhaltsam Richtung Rhein.
Drei Tage schulfrei!
Am Donnerstag, den 7. Mai 1931 in den frühen Morgenstunden bahnte sich die Katastrophe an. Dauerregen ließ die kleinen Flüsse und Bäche in Baden und Württemberg gefährlich anschwellen. Immer mehr Wasser kam vom Himmel, und auch der Aalkistensee in Maulbronn konnte die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Die Dämme waren überflutet, und die dreckige Brühe wälzte sich unaufhaltsam Richtung Rhein.
Gut für Bruchsal war, dass unterwegs noch viel Wasser auf die angrenzenden Orte und Wiesen verteilt wurde, sonst hätte die Hochwasserwelle unsere Stadt noch viel schlimmer erwischt! Obwohl der Regen nach 14 Stunden aufhörte und am Freitagmorgen sogar die Sonne wieder schien, stieg der Wasserpegel immer weiter an. Als die Hochflut am Freitag morgen gegen 9 Uhr Bruchsal erreichte waren schon Bretten und Heidelsheim überschwemmt. Wahrscheinlich hätte man die Schleusen am Annabach früher öffnen sollen, aber hinterher ist man immer schlauer. In Bruchsal angekommen, überschwemmte die Flut die Tabakfabrik Steiner am Ende der Bergstraße und die Wiesen rund um den Schlachthof. Weiter im Stadtgebiet ließen die Brücken nicht genug Wasser durch und die Naturgewalt suchte sich ihren Weg. Keller wurden überflutet, Kanalisationsrohre hielten nicht mehr Stand und die Flut bahnte sich unaufhaltsam ihren Weg durch die Stadt.
In der Augartenstraße und der Klostergasse gaben die Brücken zuerst auf. Besonders schlimm traf es die Gärtnerei Fink an der Klostergasse und die Geflügelzucht Reichenstein – tausende Hähnchen fielen den Wassermassen zum Opfer. Die Flut ergoss sich über das ganze Areal rechts der Württemberger Straße. Im weiteren Verlauf trat das Wasser in der Schwimmbadstraße und beim Bahnhof über die Ufer.
Zuletzt konnte auch die Große Brücke die Massen nicht mehr bewältigen – das Wasser lief die Kaiserstraße hinunter bis zur Stadtkirche, dem Marktplatz und dem Friedrichsplatz.
Bei der Orbinstraße bahnte sich der zum Strom angeschwollene Bach den Weg in die andere Richtung. Dir ganzen tiefer gelegenen Gelände von Viktoriastraße, Hildastraße, Amalienstraße, bis zum Bahnhof und der heutigen Bahnstadt. Linker Hand standen die Bismarck-, Salinen- und Prinz-Wilhelm-Straße 2 bis 3
Meter unter Wasser!
Entlang des Saalbaches waren auch alle Wiesen Richtung Karlsdorf-Neuthard überschwemmt. Die Verwüstung war sehr groß. Dreck, Schlamm und Unrat verteilte sich über die ganze Strecke. Viele Betriebe und Privathaushalte waren in Mitleidenschaft gezogen. Die Gasversorgung war drei Tage unterbrochen und stundenweise gab es auch keinen Strom. Es herrschte Ausnahmezustand in Bruchsal. Die Schäden reichten von zerstörten Möbeln bis hin zu totalen Betriebsstillständen.
Der Hohenegger blieb gerade noch trocken!
Damals gab es keine Versicherungen und auch die Behörden konnten keine Entschädigungen zahlen, aber die Menschen trugen ihr Schicksal zum Teil sehr gelassen. Auf alten Bildern kann man Leute in Ruderbooten durch die Straßen paddeln sehen, manche machten sich den Spaß und schipperten in Fässern durch die Gassen. Dennoch packten alle bei den Aufräumarbeiten mit an – es dauerte Wochen, bis die Stadt wieder halbwegs in ihren normalen Zustand zurückkehrte.
Das verheerende Ausmaß der Flut wurde damals im „Bruchsaler Boten“ beschrieben: „Ein Hochwasser, wie es Bruchsal seit Menschengedenken nicht gesehen Der Hohenegger blieb gerade noch trocken! hat.“ Besonders schwer getroffen waren auch umliegende Gebiete wie Karlsdorf und Helmsheim, das durch die Fluten von der Außenwelt abgeschnitten war. Eine der unangenehmen Nebenerscheinungen der Überschwemmung war eine massive Schnakenplage im Sommer 1931, die die Bruchsaler zusätzlich belastete.
Die Flut von 1931 bleibt ein eindrückliches Mahnmal, ebenso wie die Flut 2024. Es wird klar, wie schnell das Unberechenbare der Natur den Alltag eines ganzen Ortes aus den Fugen reißen kann.