Der christliche Festkalender hat sich allmählich entwickelt. Die Feste haben antike, jüdische oder heidnische Wurzeln, nur wenige sind originär christlich. Die christlichen Konfessionen gewichten verschiedene Feste unterschiedlich. Dazu kommt regionales Brauchtum, verschiedene Feste werden in den einzelnen Ländern unterschiedlich gefeiert.
Die heilige Barbara ist eine historisch nicht belegte Märtyrerin. Sie gehört zu den vierzehn Nothelfern und ist eine der beliebtesten christlichen Heiligen. Als Tochter eines reichen Griechen soll Barbara im 3./4. Jahrhundert in Nikomedia (heute Izmir in der Türkei) gelebt haben.
Trotz Christenverfolgung ließ Barbara sich taufen, worauf sie ihr eigener Vater den Behörden auslieferte. Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein Kirschbaumzweig in Barbaras Kleid. Sie stellte ihn ins Wasser und an ihrem Todestag fing er dann an zu blühen.
Zweige von Forsythien oder Kirschbäumen (Barbarazweige) werden zur Erinnerung daran am 4. Dezember geschnitten und in eine Vase in die warme Wohnung gestellt. Bis Weihnachten sollten dann die Zweige Blüten treiben. Die Blüten mitten im Winter haben auch eine theologische Bedeutung.
Sie sollen das Wunder der heiligen Nacht verdeutlichen: So „unmöglich und doch wahr“ wie Blüten mitten im Winter ist das Wunder der Menschwerdung Gottes. Seit 1969 ist der Gedenktag nicht mehr im offiziellen Festkalender der römisch-katholischen Kirche aufgeführt, da die heilige Barbara heutzutage als Figur ohne historischen Hintergrund gilt.
Nikolaus ist das Fest zum Gedenken an den Bischof von Myra namens Nikolaus, der von 270-342 n.Chr. in Südwestanatolien lebte. Myra ist heute unter dem Namen Demre bekannt, ein kleines Örtchen ca. 100 km südwestlich von Antalya in der Türkei. Es war im 4. Jahrhundert Bischofssitz. Der Bischof stammte aus einer reichen Familie, kümmerte sich jedoch entgegen der sonstigen Gepflogenheiten der Oberschicht um notleidende und kranke Menschen.
Der 6. Dezember ist sein Todestag, traditionell werden heute an diesem Tag die Kinder beschenkt. Martin Luther schaffte das Geschenkeverteilen an Nikolaus ab, dadurch übertrug sich der Brauch des Schenkens auf Weihnachten und der Nikolaus wurde zum Weihnachtsmann. Für Kinder ist es Sitte, am Vorabend des 6. Dezembers einen Schuh vor die Tür zu stellen, den sie dann am nächsten Morgen gefüllt finden.
Fest des Marienkultes. Der offizielle Name lautet „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Ursprünglich hieß das Fest „Empfängnis der Heiligen Anna“ und fand am 9. Dezember statt. Papst Sixtus IV. änderte den Namen im Jahre 1476 in „Empfängnis der unbefleckten Jungfrau Maria“. Die heutige Kurzbezeichnung „Mariä Empfängnis“ erhielt der Tag schließlich 1708.
Man gedenkt der Empfängnis Marias, die gemäß katholischer Legende ohne Erbsünde durch ihre Mutter Anna zur Welt kam und zeitlebens ohne Sünde blieb. Bitte nicht verwechseln: Es wird nicht die Empfängnis von Christus in Maria gefeiert, sondern die von Maria in Anna!
Die heilige Lucia wurde um 286 n.Chr. in Syrakus geboren. Sie war Christin und kümmerte sich um verfolgte Glaubensgenossen. Eine Legende um Lucia ist, dass sie sich, um in der Dunkelheit beide Hände zum Tragen frei zu haben, einen Lichterkranz auf den Kopf gesetzt haben soll.
Darum wird Lucia auch als Lichtbringerin verehrt. Kurz vor dem Ende der Christenverfolgung des Kaisers Diokletian wurde sie zum Tode verurteilt. Sie sollte von Ochsen zu Tode geschleift werden. Doch die Tiere bewegten sich nicht von der Stelle, so sehr man sie auch antrieb. Deshalb wurde Lucia schließlich erstochen.
Rund um das Luciafest gibt es in Europa ein vielfältiges Brauchtum: Im Mittelalter bekamen die Kinder am Luciatag ihre Geschenke, Heilig Abend wurde erst ab dem 16. Jahrhundert als Gabentag gefeiert. In Schweden verband sich dieser Festtag über Jahrhunderte mit der Wintersonnenwende, deren kalendarisches Datum sich im Julianischen Kalender im Laufe der Jahrhunderte verschob.
Seit mehr als 200 Jahren ist das Fest der heiligen Lucia in Schweden ein besonderer Feiertag. Auf welchen Wegen aus diesen Feierlichkeiten das heutige Luciafest entstand, ist jedoch schwer zu rekonstruieren. Zu einem Brauch entwickelte sich das Luciafest erst in den letzten hundert Jahren.
Andere Regionen hatten vergleichbare Bräuche: Im Frankenjura durfte in der Nacht des 13. Dezember (Luziennacht) weder gebacken, gesponnen noch genäht werden. In manchen Gegenden Bayerns wurde der Name der Lucia mit heidnischen Gestalten verbunden. Als „Luzie“, „Heuluzi“ oder „Luz“ trat Lucia hier bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als vorweihnachtliche Kinderschreckfigur auf.
Heiligabend ist der Vorabend vor Weihnachten. Im liturgischen Kalender ist ihm das Gedächtnis an Adam und Eva (Paradies und Sündenfall) zugeordnet. Er ist der letzte Tag der Adventszeit. Hl. Abend besteht für die Menschen heute im wesentlichen aus einem Geschenketausch.
Die Kommerzialisierung des Festes hat fast vergessen lassen, warum geschenkt wird: Die Geschenke, die getauscht werden, sind ein Abbild des großen Geschenkes, das Gott den Menschen in Gestalt seines Sohnes gab. Ihr Vorbild haben die Geschenke auch in den Geschenken, die die drei „Weisen aus dem Morgenlande“ dem Christuskind in den Stall nach Bethlehem mitbrachten.
Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesus Christus. Das eigentliche Geburtsdatum ist jedoch nicht überliefert. Das Fest wurde etwa 30 Jahre nach seinem Tod eingeführt. Warum am 25. Dezember? Bei Weihnachten handelt es sich um eine „Konkurrenzveranstaltung“, denn am 25. Dezember wurde im römischen Reich der Geburtstag des unbesiegbaren Sonnengottes, des Sol Invictus gefeiert.
Zu den Weihnachtsbräuchen zählt insbesondere der Lichterbaum, ein Nadelbaum mit Kerzen oder Glühlampen, der mit seinen im Winter grünen Zweigen das Leben und mit seinen Lichtern das wiederkehrende Licht des Lebens symbolisiert. Sterne als Schmuck erinnern an den Kometen, der den „Weisen aus dem Morgenland“ den Weg nach Bethlehem wies.
Weihnachten ist das Fest der Gemeinschaft, niemand soll Weihnachten alleine verbringen. In der orthodoxen Kirche wird Weihnachten eine Woche nach Neujahr gefeiert. Der Grund dafür ist, dass die orthodoxe Kirche sich damals nicht an der Gregorianischen Kalenderreform beteiligte, Weihnachten wird dort traditionell nach dem Julianischen Kalender gefeiert.