Im grünen Kittelchen, Hund an der Leine und mit geschultertem Gewehr durchden Wald spazieren: so sehen viele Menschen heute noch den typischen Förster, doch die Aufgaben in diesem Job haben sich gewandelt. Förster müssen heute nachhaltig wirtschaften und brauchen unternehmerisches Denken, einen großen Teil der Arbeit leisten sie auch am Schreibtisch. Sandra Anselment aus Forst ist Forstoberinspektorin in Bayern und gibt Einblick in ihren Beruf.
Aus dem RegioMagazin WILLI 3/17
Der heutige Förster ist modern ausgestattet, ein wasser- und stoßfester Laptop ist dabei unverzichtbar. Beim sogenannten Monitoring (Bestandsaufnahme) können so Daten über den Zustand von Bäumen oder von Schädlingsbefall direkt bearbeitet und übermittelt werden. Er muss das große Ganze im Blick haben und gleichzeitig dazu in der Lage sein, in seinem Revier als guter Kaufmann und Holzverkäufer aufzutreten. Ein Förster muss fast alles können: Mathematik, Biologie, Zoologie, Botanik, Vermessungswesen, Forstrecht und EDV. Letztendlich ist er ein Manager für das komplexe Ökosystem Wald. Natürlich gehören da auch die klassischen Aufgaben wie spezielle Naturschutzmaßnahmen, Beratung von Waldbesitzern, Waldführungen von Schulklassen, Holzernte, Pflanzungen und die Jagd zu den Aufgabengebieten.
Die Ausrüstung: Laptop anstatt Flinte
Sandras korrekte Berufsbezeichnung lautet auf „Forstoberinspektorin bei der Bayerischen Forstverwaltung“. Seit knapp einem Jahr arbeitet sie an einer bayerischen forstlichen Forschungseinrichtung der „Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft“ in Freising und ist hier für die forstliche Forschungsförderung zuständig. „Wir sind eine Sonderbehörde des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und fördern angewandte Forschung in den Feldern wie Schutzfunktion der Wälder, Biologische Vielfalt im Wald, Standorteigenschaften und Baumarteneignung, Waldbewirtschaftung und forstliche Schädlinge. Natürlich setzen wir uns auch mit dem Klimawandel und dessen Auswirkungen auseinander. Ein Schwerpunkt sind dabei klimaangepasste Baumarten und deren Pflege, um somit zukunftsfähige Wälder zu erhalten und zu schaffen. Die forstliche Forschung ist für mich ein ganz wichtiger Beitrag zur Sicherung und Weiterentwicklung der naturnahen und nachhaltigen Forstwirtschaft und des sensiblen Ökosystems Wald .“
Nach der Ausbildung zur Industriekauffrau arbeitete Sandra bei verschiedenen Firmen in Frankfurt und München. So richtig glücklich war sie in diesem Beruf nicht. „Ich dachte oft, dass ich lieber in einem naturverbundenen Beruf arbeiten möchte, bei dem man „draußen ist“ und auch mal körperlich gefordert wird“, so die 39-Jährige, „zumal es mir die Berge und die Wälder Bayerns schon immer angetan haben.“
Im Frühjahr 2010 bei eine Winterwanderung in den Bergen bei einer Rast mit wunderbarem Blick ins Tal, umgeben von Wald fiel dann auf einmal der Groschen – „Ich möchte Försterin werden!“ Sie recherchierte und erkundigte sich nach Möglichkeiten des Studiums und wog ab: „Kann ich mir das überhaupt leisten? Bin ich konsequent genug, um erneut zu lernen und noch mal ganz von vorne anzufangen? Um sicher zu gehen, beauftragte sie eine Personalberaterin zur Berufsfindung und machte schließlich ein dreiwöchiges Praktikum, um einen Einblick in die Arbeit eines Försters zu erhalten und abzuchecken, ob der Beruf wirklich etwas für sie ist. Auch das Gespräch mit dem damaligen Förster aus Forst und der Studienberatung zudem die Teilnahme an „Probe“-Vorlesungen bestätigten ihr Vorhaben.
Dann ging alles ganz schnell. Sie kündigte und konnte durch die Hilfe ihrer Familie und durch ein Stipendium den Wechsel in ein neues Berufsfeld finanzieren. Sie suchte sich ein kleines Studentenapartment und begann im Oktober 2010, im Alter von 33 Jahren zu studieren. Es folgten 3,5 Jahre Studium und 1,5 Jahre staatlicher Vorbereitungsdienst.
Wer sich für den Beruf interessiert, stellt schnell fest, dass es eine Ausbildung dafür nicht gibt. Wer Förster werden will, muss studieren. Wer sich noch intensiver damit beschäftig merkt dann: Förster ist nicht gleich Förster. Tatsächlich gibt es nämlich verschiedene Studiengänge, die einen dahin führen, was im Allgemeinen unter dem Begriff Förster zusammengefasst wird.
Ein Studium ist für den Beruf unverzichtbar
Sandra studierte Forstingenieurwesen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising. Es handelt sich dabei um ein sehr praxisnahes Studium mit einer sehr breiten Fächerkombination. Nach erfolgreichem Abschluss dieses Studiums kann man in Bayern dann den staatlichen Vorbereitungsdienst absolvieren und entweder beim Staat (Bayerische Forstverwaltung) in der 3. Qualifikationsebene (ehemals gehobener Dienst) verbeamtet werden oder bei den Bayerischen Staatsforsten, privaten Forstbetrieben, Forstunternehmern und Waldbesitzervereinigungen eine Anstellung als Revierleiter oder Beratungsförster finden. In Baden-Württemberg ist dieses Studium an der Hochschule Rottenburg möglich, mit dem Studiengang Forstwirtschaft.
Förster spazieren zwar tatsächlich routinemäßig durch den Forst arbeiten aber auch viel im Büro. Sandras Arbeitsplatz befindet sich am Uni-Campus, was ihr die Möglichkeit bietet relevante Vorlesungen und Vortragsreihen zu besuchen. „Dadurch bin ich immer auf dem neusten Stand und kann meine Projekte zukunftsweisend betreuen.“
Sandra Anselment ist glücklich diesen Schritt gewagt zu haben. Die Nähe zur Natur und den Bergen erfüllt sie. „Außerdem sind die Bayern ein nettes Völkchen, bei denen man es wunderbar aushalten kann.“
Sandras Tipps Als Förster/in sollte man :
robust sein, allwettertauglich, gut zu Fuß, naturinteressiert, technikinteressiert, der Umgang mit Zahlen sollte einem nicht so schwer fallen, Freude an der Jagd, Gespür für Menschen und Kommunikationsbereitschaft, da man als Förster oft im Spannungsfeld der verschiedenen gesellschaftlichen Interessen am Wald vermittelt, hohe Einsatzbereitschaft, da vieles im Forst Saisongeschäft ist wie z. B. Holzernte im Winter, Borkenkäfersuche im Sommer usw.
Zum einen ist der Wald ein sensibles Ökosystem und Wirtschaftsraum zugleich, andererseits ist er aber auch Erholungsraum für den Menschen. Bsp.: Sehr viele nutzen Holz als Baumaterial oder empfinden Holz im Wohnraum als sehr angenehm, aber dabei wird schnell vergessen, dass das Holz auch irgendwo herstammen muss. Holz ist ein vielseitig einsetzbarer, nachwachsender Rohstoff mit einer überzeugenden Ökobilanz. Aber natürlich ist ein verantwortungsvoller Umgang damit zwingend!
Studiengänge
Forstwirtschaft
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
Fachhochschule Erfurt