In Weingarten versorgt der Verein “Gutes Gemüse e.V.” seine Mitglieder mit Gemüse in Bioqualität und sorgt gleichzeitig für eine starke Gemeinschaft. Aber was steckt da eigentlich genau dahinter? Stephan Sperling verrät es uns.
Gutes Gemüse: Der Name eures Vereins klingt ja sehr vielversprechend. Was kann man sich darunter vorstellen?
Hinter dem guten Gemüse stecken viele Menschen, die den Wunsch haben, gutes, gesundes Gemüse zu essen, das vor der Haustüre wächst und gemeinschaftlich angebaut wird. Besser bekannt ist das Konzept unter dem Titel “Solidarische Landwirtschaft”. Wir produzieren eine enorme Vielfalt nach den höchsten ökologischen Standards und zahlen unserem Gärtner-Team faire Löhne. Die Mitglieder bekommen dafür das ganze Jahr über jeden Samstag einen saisonalen Gemüse-Mix.
Was macht euer Gemüse denn so besonders gut?
Das Gemüse könnte nicht frischer sein, denn es wird meist am selben Tag geerntet. Der Geschmack ist unvergleichlich gut, wir ernten was wirklich reif ist und es kommt ohne Transportwege, Kühlung, Begasung & Co auf den Teller. Ganz nebenbei fördert die Anbauweise die Biodiversität und trägt zur Bodengesundheit bei. Wenn Menschen unseren Acker am Walzbach besuchen, kommen sie meist aus dem Staunen nicht heraus.
Euer Verein ist vor zehn Jahren mit 30 Mitgliedern gestartet. Wie seid ihr heute aufgestellt?
Aktuell haben wir gut 200 Mitglieder, von denen 85 einen Gemüse-Anteil beziehen. Ein Anteil reicht für eine Familie, Singles und Paare nehmen meist einen halben Anteil und sind damit gut versorgt. Auch mehrere Kindergärten und die Turmbergschule in Weingarten werden Dank der Unterstützung durch die Gemeinde Weingarten wöchentlich mit unserem Gemüse versorgt. Schulen und Kitas besuchen unseren Acker regelmäßig, helfen bei der Ernte und lernen ganz praktisch, wo das Gemüse wächst, das sie essen.
Was muss man tun, wenn man mitmachen und gutes Gemüse beziehen möchte?
Die Grundvoraussetzung ist die Mitgliedschaft in unserem Verein. Die ist mit 12 Euro Jahresbeitrag sehr erschwinglich. Wer Mitglied ist, kann sich bei der so genannten Bieterrunde einen Anteil für ein Erntejahr sichern. Unsere Mitglieder sollten im Monat zwei Stunden mithelfen. Das kann auf dem Acker sein, aber auch sonst gibt es viel zu tun: Sei es bei der Anzucht unserer Jungpflanzen, bei Festen und Feiern oder in der Verwaltung des Vereins. Wer keine Zeit investieren kann oder will, kann das durch einen höheren Gemüsepreis ausgleichen.
Wie kann man sich die Bieterrunde vorstellen?
In der Bieterrunde versuchen wir gemeinschaftlich das Budget für ein Jahr Gemüseproduktion zusammenzutragen. Dazu wird zunächst ein Kosten- und Investitionsplan aufgestellt, der vor allem die Gehälter der Gärtner:innen beinhaltet. Aber auch den Einkauf oder die Wartung von Maschinen, der Kauf von Saatgut oder Setzlingen und mehr. Jedes Mitglied bietet dann das, was es bereit ist, für ein Jahr Gemüse zu zahlen. Hier kommt der solidarische Gedanke ins Spiel: Wer mehr geben kann, tut das und unterstützt damit Menschen, die weniger zahlen können.
Mit welchen Kosten kann eine Familie rechnen, wenn sie Gemüse von euch bezieht?
Aktuell liegt der Durchschnittspreis für einen Anteil Gemüse bei 95 Euro. Das reicht für vier Personen und macht dann knapp 6 Euro pro Person und Woche aus. Klar ist: Im Discounter bekomme ich mein Gemüse günstiger. Aber dann weiss ich eben nicht, wo, von wem und unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen mein Gemüse angebaut wurde. Verglichen mit den Marktpreisen für Demeter-Gemüse können wir sehr gut mithalten.
Text: Lidija Flick
Bilder: Gutes Gemüse