20.07.2022 | Die Integrationsbeauftragte der Gemeinde Oberderdingen, Michaela Kallenbach, berichtete dem Gemeinderat in seiner Sitzung Mitte Juli über die Situation der Flüchtlinge aus den Jahren 2015/2016 sowie den geflüchteten Menschen aus der Ukraine in der Gemeinde Oberderdingen.
Dabei wurde deutlich, dass sich das Aufnahmeverfahren für die Geflüchteten aus der Ukraine von denen der Geflüchteten aus den Jahren 2015/2016 unterscheidet.
Bereits bei der Ankunft in Deutschland gibt es Unterschiede beim gesetzlich festgelegten Aufnahmeverfahren. Die Geflüchteten 2015/2016 wurden in Landeserstaufnahmestellen untergebracht, registriert, untersucht und mit ihnen Anträge gestellt. Danach wurden sie vorläufig in der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht, bis die Entscheidung über den Asylantrag getroffen wurde, allerdings maximal 2 Jahre.
Damit die Flüchtlinge nicht in Hallen untergebracht werden mussten, haben die Kommunen reagiert und Unterkünfte geschaffen.
2022 lief die Aufnahme der geflüchteten Menschen aus der Ukraine anders ab.
„Den geflüchteten Menschen aus der Ukraine wurde eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegengebracht“,
berichtete Bürgermeister Thomas Nowitzki und führte weiter aus: „Eine Vielzahl an geflüchteten Menschen aus der Ukraine sind in der Gemeinde Oberderdingen in privaten Unterkünften untergebracht.“ Beim Verbleib in der Kommune werden sie in der Kommune registriert.
„Zahlreiche Stunden waren die Kolleginnen im Bürgeramt damit beschäftigt die Personen mit ihrem Wohnsitz hier anzumelden, da besonders die Sprache eine große Barriere war“,
erzählte die Integrationsbeauftragte.
Aktuell sind insgesamt 229 Personen in der Gemeinde untergebracht. Rund ein Drittel davon kommen aus der Ukraine, fast die Hälfte aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Bei den geflüchteten Menschen aus 2015/2016 sind sowohl Männer und Frauen in jeder Altersgruppe vertreten. Die ältesten weiblichen Personen sind 64 Jahre alt. Die ältesten Männer 52 Jahre. Bei den geflüchteten Menschen aus der Ukraine ist der Frauenanteil deutlich höher, als der der Männer. Im Alter zwischen 18 und 30 Jahren ist kein Mann aus der Ukraine in Oberderdingen untergebracht. Die älteste ukrainische Frau ist 93 Jahre, der älteste Mann 60 Jahre.
Im Krippenalter sind in Oberderdingen 17 Kinder von geflüchteten Menschen aus 2015/2016 und ein ukrainisches Kind untergebracht. In den Kindergarten gehen aktuell 24 Kinder im Alter von 3-6 Jahre von den geflüchteten Menschen aus 2015/2016. Zwei Kinder von geflüchteten Menschen aus der Ukraine stehen auf der Kindergartenwarteliste. Für die weiteren sieben Kinder wird eine Spielgruppe eingerichtet.
Insgesamt sind 50 % der Geflüchteten in Oberderdingen unter 18 Jahre alt.
Unter den Geflüchteten von 2015/2016 sind es fast 60 %. In die Schule gehen 41 Kinder und Jugendliche von geflüchteten aus 2015/2016 und 22 aus der Ukraine geflüchteten Kinder und Jugendliche. In der Strombergschule gehen 9 Kinder in die Ganztagesschule. Außerdem sind zwei Vorbereitungsklassen in der Strombergschule Oberderdingen für aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche eingerichtet. Diese besuchen nicht nur Schülerinnen und Schüler, die in der Gemeinde Oberderdingen, sondern auch in Sulzfeld, Kürnbach und Zaisenhausen untergebracht sind. Elf Kinder besuchen die Vorbereitungsklasse der Grundschule und 22 Jugendlich die der Werkrealschule. Fünf Schülerinnen und Schüler gehen in die Regelklassen der 5. und 6. Klasse an der Leopold-Feigenbutz-Realschule. Diese sind laut Aussagen von Gregor Svoboda, Rektor der Leopold-Feigenbutz-Realschule integriert, diszipliniert, oft sehr gut in den naturwissenschaftlichen Fächern und waren auch schon im Landschulheim dabei.
„In Oberderdingen wird ein enormes Engagement, das nicht hoch genug geschätzt werden kann, den Menschen durch Freunde, Verwandte oder Vermieter entgegengebracht. Diese unterstützen die Menschen sehr, leisten so viel Hilfe, dass wir hier kaum gebraucht werden“,
erzählte die Integrationsbeauftragte der Gemeinde. Die Sprache ist aktuell noch für fast alle eine Barriere. Sämtliche Sprachkurse sind bereits belegt, so dass Wartelisten existieren. Eine Sprachvermittlung ist in der Leopold-Feigenbutz-Realschule Oberderdingen eingerichtet. Diese wird von ehrenamtlichen Müttern durchgeführt, reicht jedoch nicht aus. Außerdem gibt es seit kurzem zwei Elternmentoren in Oberderdingen. Sie unterstützen Eltern mit Migrationshintergrund, begleiten zu Elternabenden, erklären das deutsches Schulsystem. Infos zu den Elternmentoren gibt es an den Schulen
Unter den geflüchteten Menschen aus den Jahren 2015/2016 sind 12 Personen erwerbsfähig, eine Person in Ausbildung und fünf in Sprach- oder Integrationskursen untergebracht. Die aus der Ukraine geflüchteten Erwachsenen bringen alle eine Berufsausbildung mit und sind auf der Suche nach Arbeit. Oftmals auch in Berufen, die hier momentan gesucht werden, beispielsweise in der Gastronomie, im Handwerk oder auch im Medizinbereich sowie in der Kinderbetreuung. „Einer der Kfz-Mechaniker soll sich bei einem Kfz-Betrieb vorstellen“, berichtete die Integrationsbeauftragte Michaela Kallenbach. Bürgermeister Thomas Nowitzki plant Anfang August alle geflüchtete Menschen aus der Ukraine zu einer Infoveranstaltung Arbeit ins Rathaus einzuladen.
Insgesamt gingen 5.360 Euro Spenden für die vertriebenen Menschen aus der Ukraine bei der Gemeinde ein.
Davon wurden rund 1.000 Euro für Haushaltswaren eingesetzt, denn anders als 2015/2016 mussten Wohnungen – damals wurde das vom Landratsamt Karlsruhe gemacht – mit Grundbedarf durch die Kommunen ausgestattet werden. Ebenso 1.000 Euro gingen an den Tafelladen in Oberderdingen für die Beschaffung von Lebensmittel. Aktuell steht die Tafel vor enormen Herausforderungen. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften hat sich durch die Ukraine-Krise mehr als verdoppelt. Ebenso benötigt der Tafelladen zusätzliche ehrenamtliche Helfer, um dem Bedarf gerecht zu werden. Da die Supermärkte aufgrund der aktuellen Lage weniger Lebensmittel bestellen, erhält die Tafel auch weniger Waren, so dass sie zukaufen müssen.
Zukünftig ist ein Sprachkurs für Frauen mit Kinderbetreuung über das Landratsamt Karlsruhe, ein Internationales Café durch den Arbeitskreis Ehrenamt, die Infoveranstaltung Arbeit, konfessionsübergreifende Kinderbibeltage der Evangelischen Kirchengemeinde Oberderdingen mit Pfarrerin Gitta Grefe-Schlüntz sowie eine Sommerschule an der Leopold-Feigenbutz-Realschule in der Gemeinde Oberderdingen geplant. Das Programm Stärke in der Mediathek für Alleinerziehende, bei dem Alltagsthemen vermittelt werden gibt es schon und wird gerne angenommen.
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