Willy Klein – Maler, Restaurator, Erfinder | Porträt eines außergewöhnlichen Bruchsalers

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Eine WILLI-Reportage | Vor 40 Jahren verstorben, erinnern wir an einen Mann, der trotz großer Erfolge stets bescheiden blieb. Mit seinen Zeichnungen und Gemälden hat er das alte Bruchsal für die Nachwelt erhalten.

Willy Klein wurde am 3. September 1902 in Bruchsal geboren. Er wuchs im Kaiserreich auf und erlebte als Jugendlicher die entbehrungsreichen Jahre des Ersten Weltkrieges.

Da er einen anständigen Beruf ergreifen sollte, erlernte er beim Bruchsaler Malermeister Isenmann den Beruf des Malermeisters. Indessen war sein malerisches Talent auch seinen Lehrern aufgefallen. Einen wichtigen Förderer fand Willy Klein in Willi Sauter (selbst ein bedeutender Bruchsaler Maler), auf dessen Rat und Drängen er sich bei der Landeskunstschule Karlsruhe bewarb. Dort erhielt er aufgrund vorgelegter Arbeiten – ohne die übliche Vorbereitungsklasse absolvieren zu müssen – eine Zulassung.

Anfang der 1920er Jahre studierte er dort sechs Semester bei den Professoren Babberger und Scharrenberger. Nach dem Studium suchte er seinen eigenen künstlerischen Weg, fortan als selbstständiger Kunstmaler und Grafiker. Er experimentierte mit Stilen und Techniken, kam bei der Motivauswahl aber immer wieder auf seine geliebte Umgebung und den Kraichgau zurück.

In seiner produktivsten Zeit (1928–1936) hatte er die ersten großen Erfolge und wurde anlässlich überregionaler Ausstellungen in Mannheim, München, Berlin und Baden-Baden ausgezeichnet.

Der Abdruck seines preisgekrönten Bildes „Baumgruppe am Bärensee“ als Titelbild des renommierten Kunstmonatshefts „Velhagen und Klasing“ führte zur Aufnahme in das Künstlerlexikon des 20. Jahrhunderts. Aufgrund seiner Erfahrungen auf dem Fachgebiet der Freskomalerei erhielt er Restaurierungsaufträge im Corps-de-Logis des Bruchsaler Schlosses.

Auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft brach der Zweite Weltkrieg aus. Glücklicherweise überstand Willy Klein diese große Katastrophe unverletzt und kehrte 1946 aus der Gefangenschaft in Frankreich in sein geliebtes, jedoch völlig zerstörtes Bruchsal zurück. Wie viele andere hatte auch er während des Krieges sein gesamtes Hab und Gut verloren. Fast alle seine Bilder verbrannten im Feuersturm am 1. März, darunter auch ein sehr beachtetes Altarbild.

Sein freies Künstlerleben war nun endgültig vorbei. Seit 1941 war Willy Klein verheiratet und hatte eine vierköpfige Familie zu ernähren. Da es gerade in dieser Zeit unmöglich war, mit Malerei den Lebensunterhalt zu verdienen, nahm Willy Klein eine feste Anstellung beim Landesdenkmalamt in Karlsruhe an.

Dort begann seine zweite Karriere als Restaurator verschiedener Kunstschätze im Land und als Konservator sowie intuitiver Techniker für das angegliederte Amt für Ur- und Frühgeschichte. Er nahm z. B. an Ausgrabungen auf dem Michelsberg teil, zeichnete sämtliche Fundstücke und rekonstruierte die Objekte, die heute im Landesmuseum zu sehen sind. Während dieser Zeit im Amt malte er jedoch weiterhin und war stets auf der Suche nach dem Neuen.

Willy Kleins größte Herausforderung kam nach seiner Pensionierung im Alter von 70 Jahren auf ihn zu. Die Stadt Philippsburg suchte einen Künstler, um ein Standbild des „Philippsburger Trommlers“ für eine Grünanlage anzufertigen. Dabei erinnerte man sich daran, dass Willy Klein als Urheber der Figur galt, die er 1938 im Rahmen eines Wettbewerbs entworfen hatte. Als die Stadtväter bei ihm in Bruchsal um Zustimmung baten, fertigte Klein kurzerhand ein Gipsmodell seines Entwurfs an.

Das Modell überzeugte die Philippsburger derart, dass Willy Klein den Auftrag erhielt. Am 1. Mai 1973 übergab er das in seiner Mietwohnung fertiggestellte Standbild – der absolute Höhepunkt in seinem Leben.

Willy Klein malte ausschließlich gegenständlich. Er verweigerte sich dem hypermodernen Trend zur Gegenstandslosigkeit, vermied aber auch einen Rückfall in den Naturalismus. Sein Malstil ist zwischen Impressionismus und Expressionismus einzuordnen, wobei seine Vorliebe und Bewunderung den großen Impressionisten des 19. Jahrhunderts galt. Willy Klein blieb seinem Stil stets treu. Ob in Öl oder Mischtechniken, bei Aquarellen oder Radierungen, er verstand es immer, die Technik und Darstellungsweise den ausgewählten Motiven anzupassen.

Willy Klein blieb trotz seiner Erfolge ein bescheidener Mann. Er war vielseitig begabt: Er war Erfinder, dachte bereits in den 1960er Jahren über die Emissionsminderung von Schadstoffen nach und brachte sich selbst das Spielen verschiedener Instrumente bei. Er war ein humorvoller und charmanter Mensch, der – wie es sich für einen Künstler gehört – auch seine kleinen Marotten hatte. Sein unübersehbares Markenzeichen war die anscheinend nie verglimmende Zigarre.

Bilder: © Reinhold „Little“ Klein | Quelle: WILLI Dezember 2002

Aus RegioMagazin WILLI 12/2002

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