Foto: Nilz Böhme

WILLI-Reportage | Heimspiel für Wolf E. Rahlfs

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Wolf E. Rahlfs ist am Donnerstag, 3. März 2022, einstimmig zum neuen Intendanten der Badischen Landesbühne (BLB) gewählt worden. Er folgt auf Carsten Ramm, der dann nach 25 Jahren in den Ruhestand geht.

Mit Rahlfs (Jahrgang 1977) übernimmt am 1. August 2023 ein Vollbluttheatermann die künstlerische Leitung der BLB, ein Profi, der die Bühne aus vielen Perspektiven kennt.

Nach der Ausbildung als Schauspieler in Liverpool und einem Regiestudium in London folgte 2003 zunächst ein dreijähriges Festengagement als Schauspieler: an der Badischen Landesbühne! Es folgten viele Jahre als freiberuflicher Schauspieler und Regisseur an unterschiedlichen Theatern im deutschsprachigen Raum. Parallel dazu absolvierte er am Institut für Theaterwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München die Weiterbildung „Theater- und Musikmanagement“.

Rahlfs als Hendrik Höfgen in „Mephisto“ nach dem Roman von Klaus Mann. Foto: Peter Empl

Weitere Auslandserfahrungen sammelte Rahlfs, ebenfalls in der Doppelfunktion Schauspieler-Regisseur, am Deutschen Staatstheater Temeswar in Rumänien. Eine Konstante in seiner künstlerischen Vita ist die Bruchsaler Bühne, bei der er bis 2018 immer wieder als Schauspieler und Regisseur mitgewirkt hat. Seit 2018 ist er Geschäftsführender Intendant am Theater der Altmark – Landestheater Sachsen-Anhalt Nord in Stendal.

Mehr Frauen und diversere Themen

Man könnte vermuten, dass jemand, der seine Karriere auf eine so breite Basis stellt und so zielstrebig aufbaut, nach einer Intendanz in Stendal, einer Stadt mit rund 40.000 Einwohnern, nun ein größeres Haus anpeilen müsste. „Wenn man zusammenzählt, wie viele Menschen die Landesbühne als Flächentheater in den vielen Spielstätten erreicht, kommen wir leicht auf 300.000 Leute, also eine mittlere Großstadt“, kontert er. Sein Ziel: „Ganz egal, wo unser Publikum wohnt, wir wollen es ernst nehmen, ohne uns anzubiedern.“

Bisherige Intendanten der BLB
1949 – 1964: Franz Mosthav
1964 – 1972: Hans Pabst
1972 – 1986: Alf André
1986 – 1993: Dr. Rolf P. Parchwitz
1993 – 1998: Peter Dolder
1998 – 2023: Carsten Ramm

Welche programmatischen Schwerpunkte darf man erwarten? „Die Sternchenthemen* werden sicherlich im Spielplan weiterhin einen stabilen Platz haben“, versichert Rahlfs. Auf alles Weitere will er sich jetzt noch nicht festlegen. Man müsse u.a. beachten, dass 20 Prozent der Bruchsaler einen Migrationshintergrund haben. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir mit diesen Menschen ins Gespräch kommen“, so seine Überzeugung. Auch solle es in Zukunft mehr Frauen geben, die Regie führen und die Themen sollen diverser werden.

Beim Zusammenstellen des Spielplans müssen so viele Anliegen unter einen Hut gebracht werden, dass er nur versichern kann: „Ganz egal, was wir spielen werden, ich werde alle Texte, Stoffe und Themen immer aus der Perspektive der Gegenwart betrachten.“

Rahlfs ist mit Bruchsal auch aus anderen Gründen verbunden

Hier lebt seine Frau, die Schauspielerin Cornelia Heilmann. Er war außerdem Gründungsmitglied im Rotary-Club Bruchsal-Rhein.

In der Theaterwelt bedeutet jeder Intendantenwechsel u.a. auch Unruhe im Ensemble. Wer wird übernommen, wen bringt „der Neue“ mit? „Zuerst müssen zwei wichtige Positionen besetzt werden, weil sowohl der Verwaltungsleiter als auch der technische Leiter in den Ruhestand gehen“, sagt dazu Rahlfs. Bei den Schauspielern gebe es immer wieder Fluktuation, da wolle er erst mal abwarten.

Wenn die gute Fee ihm einen Wunsch erfüllen könnte, müsste sie ihn in Sachen Finanzierung stärken, lächelt er und relativiert die Aussage gleich: „Ich bin aber zufrieden, dass die Trägergemeinden die Tarifsteigerungen eingepreist haben.“

Toi, toi, toi für eine gute Theaterzeit in Bruchsal!

Wolf E. Rahlfs

geboren: 1977 in Hannover, seit der Spielzeit 2018-2019 Intendant am Theater der Altmark in Stendal. Größere Rollen: Mercutio in Shakespeares „Romeo und Julia“, Mephisto in Goethes „Urfaust“, Arturo Ui in Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, Don Carlos in Friedrich Schillers gleichnamigen Stück, Alain Reille in Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ Bisher wichtigste Regien: Shakespeares „Macbeth“, Heinrich von Kleist „Michael Kohlhaas“, Tennessee Williams „Endstation Sehnsucht“, Friedrich Schiller „Maria Stuart“, Max Frisch „Andorra“

* „Sternchenthemen“ nennt man inhaltliche Schwerpunkte, die im Abitur abgefragt werden. Im Fach Deutsch gehören bestimmte Theaterstücke dazu.

Text: Margrit Csiky

Aus RegioMagazin WILLI 04/2022

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