Eine schwere Entscheidung für den Brettener Gemeinderat steht an - vermutlich heißt es dann "Ende und Aus für die Gartenschau"

Wenn ein Traum zu kippen droht – Bretten und das Wanken der Gartenschau 2031

Lass das deine Freunde wissen!

In aller Kürze

• Gartenschau Bretten – Die Zeichen stehen auf Absage
• Bürgerinformation am 19. Mai
• Gemeinderat entscheidet am 27. Mai

Bretten, 14.5.2025 | Stellen Sie sich vor: Ihre Stadt bewirbt sich für ein Großereignis wie eine Gartenschau – und bekommt den Zuschlag! Ein Fest für alle Sinne, ein Meilenstein der Stadtentwicklung. Sie blicken blühenden Parkanlagen entgegen, sind voller Vorfreude auf lebendige Innenstadtbereiche sowie eine modernisierte Infrastruktur in Ihrer Stadt. Doch dann, ganz plötzlich, steht alles auf der Kippe.

So oder so ähnlich fühlen sich derzeit viele Bürgerinnen und Bürger in Bretten. Denn die für 2031 geplante Gartenschau, ein Projekt, das die Melanchthonstadt nachhaltig prägen sollte, droht zu scheitern. Der Gemeinderat wird am 27. Mai darüber entscheiden, ob Bretten den Zuschlag für die Landesgartenschau annimmt oder ob man das ambitionierte Projekt endgültig fallen lässt.

Große Ziele, ernüchternde Realität

Die Stadt Eppingen hatte es mit ihrer Gartenschau 2023 vorgemacht: sensationelle Besucherergebnisse, nachhaltige Parkanlagen für die Innenstadt, ein WIR-Gefühl als Gemeinschaftserlebnis. Die Ausgangslage für Bretten war ebenso vielversprechend. Mit der Gartenschau wollte die Stadt Bretten nicht nur ihre Grünflächen aufwerten, sondern einen echten Schub für die Stadtentwicklung erzielen.

Doch die Realität mit steigenden Baukosten, Inflation und einer ungewissem Umgehungsstraße führt dazu, dass zentrale Elemente wie der Stadtpark oder das innerstädtische Verkehrskonzept nicht mehr umsetzbar sind. Bereits im April hat der Gemeinderat daher beschlossen, vom Erwerb des Wertheimer-Areals und damit vom großen Wurf, Plan A, abzusehen. Der Erwerb des Wertheimer-Areals entlang der Brettener Wilhemstraße als Kernstück des Plans war einfach zu teuer. Oder anders formuliert: Es hat wohl niemand mit diesem Preis gerechnet.

Wenn ein ganzer Baumarkt weichen muss

Plan A – ein ganzer Baumarkt müsste weichen

Zu schön um wahr zu sein – ein ganzer Park statt einem Baum(arkt), Fotos: Tom Rebel

Das Kernstück des Plan A – ein Innenstadtpark entlang der Wilhelmstraße (Grafik: Stadt Bretten)

 

Der Plan B

Stattdessen wurde ein kostengünstigerer, aber auch deutlich reduzierter Plan B erarbeitet. Kleinere, bereits verfügbare Flächen wie das Schützenhaus oder das neu erworbene SBS-Gelände sollten im Mittelpunkt stehen. Doch selbst dieser Entwurf, mit einem geschätzten Kostenvolumen von rund 35 Millionen Euro, überzeugt viele nicht und wird in der Diskussion bereits als „Flickenteppich“ bezeichnet. Hier kann keine grüne Mitte entstehen, wie sie eine erfolgreiche Gartenschau braucht.

Der politische Spagat

35 Millionen Euro für eine Gartenschau, die keine zusammenhängende Fläche bietet? Für viele Gemeinderäte stellt das eine schwer vermittelbare Investition dar. CDU, Freie Wähler, FDP/Bürgerliste und AfD zeigen sich zum Teil deutlich ablehnend. Insbesondere da das Gartenschau-Projekt, das als Chance startete, droht zum finanziellen Risiko zu werden, ohne gesicherte städtebauliche Qualität.

Zwar gibt es auch weiterhin Befürworter, etwa von der SPD oder den Grünen. Sie verweisen darauf, dass gerade eine Gartenschau die nötigen Impulse setzen könnte, um Bretten attraktiv, modern und lebenswerter zu gestalten. Doch selbst sie sehen, dass die Zeit drängt und ein weiterer Aufschub nicht möglich ist.

Die Entscheidung am 27. Mai

Nach Informationen aus gut informierten Kreisen zeichnet sich ab, dass die Entscheidung am 27. Mai unter schwierigen Vorzeichen getroffen werden muss. Die finanzielle Belastung, insbesondere durch das nicht erzielbare Wertheimer-Areal, und die gestiegenen Gesamtkosten des Projekts stellen viele Ratsmitglieder vor eine bittere Abwägung.

Einige Gemeinderäte, die sich ursprünglich mit Nachdruck für das Projekt eingesetzt hatten, sehen sich nach der Detailprüfung der Zahlen gezwungen, ihre Haltung zu überdenken. Die Verschuldung pro Kopf in Bretten darf für die Kinder und Enkelkinder der Brettener nicht zur dauerhaften Zukunftsbelastung werden, weswegen weitere große Investitionen einer besonders sorgfältigen Prüfung bedürfen.

Was bleibt, ist eine Mischung aus Wehmut und Realismus. Der 27. Mai dürfte zu einer wichtigen Weichenstellung für das Projekt Gartenschau und darüber hinaus für die Zukunft Brettens werden.

Am 19. Mai soll die Bürgerschaft umfassend informiert werden, bevor der Gemeinderat endgültig entscheidet. Wie auch immer das Votum ausfällt – die Verantwortung, die auf den Schultern der Ratsmitglieder lastet, ist enorm. Man kann sie nur bedauern für die Bürde, die sie mit ihrer Entscheidung tragen müssen.

→ https://www.bretten.de/gartenschau2031

Gefällt dir unser Beitrag? Dann lass gern einen Kommentar da – und erzähl uns, was du denkst.

EIN KOMMENTAR

  1. Georg Philipp Lang

    Es bedarf keiner überteuerten Gartenschau Show als Prestige – Objekt um ein mit Vernunft gestaltetes städtebauliches Konzept für Bretten umzusetzen.
    Weder für einen Finanzierungsplan, der doch meist das Papier nicht wert ist noch unter einem Zeitdruck wie er hier schon bereits entstanden ist.
    In einer Zeit, in der Städte und Kommunen finanziell wie personell nicht mal mehr das Zahnfleisch haben auf dem sie noch gehen könnten, muß man sich solche Projekte nicht um jeden Preis an die Backe kleben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir freuen uns über deine Reaktion! Bitte kommentiere sachlich, respektvoll und bleibe beim Thema. Zu unseren Kommentarregeln

Zurück

Lass das deine Freunde wissen!

Siehe auch

SO WAR’S | 80 Jahre nach Bonhoeffers Tod – Eine Lesung gegen das Vergessen

Seine Worte bewegen bis heute – Dietrich Bonhoeffer, evangelischer Pastor, mutiger Christ und ein bedeutender …

Consent Management Platform von Real Cookie Banner