Am Ufer des Hardtsees, eingebettet in die idyllische Landschaft des Kraichgaus, wo das Wasser ruhig unter der Sonne glitzert und das Grün der Ufer sanft im Wind wiegt, hat vor über fünfzig Jahren die Segelabteilung des Turnvereins Eintracht Weiher seine Anker geworfen und eine kleine Oase für Wassersportbegeisterte geschaffen.
1971 fiel der Startschuss, als eine Handvoll Segelenthusiasten sich am Hardtsee zusammenfand, um einen Segelverein zu gründen. „Meine Familie war von Anfang an dabei“, erzählt Steffen Ott, Verantwortlicher für Ausbildung und Sportsegeln, dessen Vater und Onkel zu den Pionieren zählten. „Damals war der See noch kleiner, die Infrastruktur spartanisch – das Clubleben fand seinen Höhepunkt am berüchtigten, geruchsintensiven Plumsklo am Eingang.“
Seitdem hat sich viel getan. Inklusive Familienmitglieder zählt der Verein 180 Mitglieder. „Unser Verein ist mehr als nur ein Treffpunkt für Segler. Er ist ein Ort, an dem sich Generationen in der Gemeinschaft verbinden“, schwärmt Steffen Ott, während er auf den ruhigen Hardtsee blickt.
Natürlich gab es Höhen und Tiefen. In den 70er- und 80er-Jahren florierte die Regattaszene am Hardtsee. „Es war ein regelrechter Segel-Rummel, nicht nur bei uns, sondern auch über die Landesgrenzen hinweg“, erinnert er sich. Da wurden auch Deutsche- und Europameisterschaften gesegelt, teilweise in Italien und Südfrankreich, und im Gegenzug fanden viele Segler aus Bayern, der Bodenseeregion und selbst aus Frankreich den Weg nach Ubstadt-Weiher.“ Doch dann folgte eine Durststrecke, typisch für viele Vereine in dieser Zeit: „Uns fehlte einfach der Nachwuchs.“ Doch das Blatt hat sich gewendet. In den letzten Jahren erlebt der Verein einen neuen Aufschwung. „Wir haben viel in die Jugend investiert, und das zahlt sich aus. Viele Kinder und Jugendliche entdecken hier ihre Leidenschaft fürs Segeln, und auch Erwachsene finden zu uns.“
Der Reiz des Segelns: Ein Sport für alle Sinne
Mittlerweile bietet der Verein sieben Regatten an, darunter eine Opti-Regatta für Nachwuchssegler, eine ILCA-Regatta für sportliche Einmannjollen und die FAM-Regatta für Familienboote mit einer kleinen Kajüte. Diese drei Bootsklassen haben eine nationale Klassenvereinigung. Die Teilnehmer können somit in der deutschen Rangliste gelistet werden und sich für nationale Meisterschaften qualifizieren. „Gerade bei diesen Regatten finden wieder viele auswärtige Segler den Weg zu uns an den Hardtsee.“
Die Kraichgau-Regatta ist die Traditionsregatta des Vereins und wurde bereits im Gründungsjahr 1971 zum ersten Mal durchgeführt. Hier messen sich alle Mitglieder, egal mit welcher Bootsklasse, untereinander. „Das ist der Höhepunkt im Vereinskalender. Es ist nicht nur ein Wettkampf, sondern ein Fest der Gemeinschaft, aber auch des sportlichen Ehrgeizes.“
Nach einer längeren Durststrecke hatten wir im letzten Jahr stolze 14 Boote am Start, und das von jung bis „alt“.
Die Organisation der Wettbewerbe ist eine Herausforderung, da für den reibungslosen Ablauf viele Helfer für Regattaleitung, Rettungsdienst, Küche und Bewirtung gebraucht werden. Dies wird von den Mitgliedern des Vereins selbst bewerkstelligt. „Das ist unsere Tradition – Sport, Geselligkeit und ein Hauch von Wettbewerb an unserem ‚Lac du Hardt‘.“
„Segeln ist mehr als nur ein Sport, es macht den Kopf frei“, erklärt Steffen Ott. „Segeln beruhigt den Geist. Ich selbst kann dabei komplett abschalten. Für viele Segler ist es einfach die Freiheit, die man auf dem Wasser findet, wenn man nur mit dem Wind unterwegs ist.“ Vom gemütlichen Segeln bis zum adrenalingeladenen Regattasport ist in Weiher für jeden etwas geboten. „Wir bieten im Verein einige vereinseigene Boote für den Einstieg an. Es macht aber Sinn, irgendwann mit dem eigenen Boot an Regatten teilzunehmen, da man doch lieber mit seinem eigenen Material an den Start geht.“ Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Es ist wie John McEnroe einst sagte, ‚It’s not the racket‘, oft liegt es eben doch am Segler und nicht am Boot!“
„Unsere Gemeinschaft ist das Herzstück.“
„Unsere Gemeinschaft ist das Herzstück unseres Vereins“, betont der Segler. „Vom traditionellen Seglerfest bis hin zu gemeinsamen Trainings und Jugendlagern am Gardasee stärken wir unseren Zusammenhalt.“ Die Jugendarbeit spielt eine zentrale Rolle, erklärt er: „Wir fördern unsere jungen Segler, unterstützen sie bei nationalen Wettkämpfen und bieten eine breite Palette an Trainingsprogrammen an.“
„Unser Ziel ist es, die Segelangebote noch attraktiver zu gestalten und unsere Infrastruktur weiter zu verbessern. Mit neuen Trainingsmaßnahmen und Kursen für den Sportbootführerschein ‚Binnen‘ wollen wir auch in Zukunft Segelbegeisterte aus nah und fern anlocken.“
Und was bleibt von all den Jahren am Hardtsee? „Es ist die Atmosphäre, die Freiheit auf dem Wasser und die Gemeinschaft, die uns verbindet. Hier ist Segeln mehr als nur ein Hobby, es ist ein Lebensgefühl.“