Rufus ist ein Star. Alle lieben ihn.
Er ist der Kleinste, aber irgendwie auch der Größte, zarte sechs Jahre alt. Wenn er auftritt, bekommen alle um ihn glänzende Augen.
Rufus ist Therapiehund in der Lebenshilfe Bruchsal und verhilft alten und schwerbehinderten Menschen zu einem besseren Leben. Bewohner Erhard sitzt im wöchentlichen Stuhlkreis wirft den Rufus-Aufgabenwürfel. Nach kurzem Kullern bleibt dieser mit dem Symbol „Pfötchen geben“ nach oben liegen. Der Zufall entscheidet also darüber, was in den nächsten Minuten passieren soll. Die Hundeleiterin Andrea Rettig gibt mit dem Zeigefinger einen kleinen Befehl, Rufus weiß sofort was zu tun ist. Er erhebt sich von seiner Filzmatte und setzt sich vor Erhard (in der Lebenshilfe sind alle miteinander per du). Das Pfötchen hebt sich und Erhard ergreift es. Ein ergreifender Moment. Erhard lacht. Das tut ihm gut. Und Rufus hat seine erste Aufgabe für heute erfüllt.
Tiergestützte Therapie schenkt Lebensfreude.
Als nächstes wird es etwas schwerer. Claudia, die seit ihrem ersten Lebensjahr eine starke Seheinschränkung hat, hat den Reifen gewürfelt. Der Therapiehund muss durch einen Hula-Hoop-Reifen springen, und das bitteschön auf Befehl. Claudia muss von ihrem Sitzkreisstuhl aufstehen und bekommt von Andrea den Reifen in die etwas zittrige Hand, Aufregung mischt sich mit Freude. Andrea hebt den Finger und hopps, der kleine Freund springt durch den Reifen. Bravo, das gibt erst mal ein Leckerli. Und weils so schön war, wird der Trick gleich noch mal wiederholt, und noch mal, und noch mal. Claudia setzt sich glücklich wieder in die Runde.

Andrea Rettig ist eine examinierte Krankenschwester, die bei der Lebenshilfe als Pflegedienstleitung arbeitet. „Wir sind hier sehr familiär, und das ist allen, die hier arbeiten und leben sehr wichtig“, daher auch das „Du“. Und Rufus gehört einfach zur Familie dazu. Viele der alten und meist schon etwas gebrechlichen Bewohner streicheln und knuddeln ihn sehr oft, einige erzählen ihm sogar Episoden aus ihrer Lebensgeschichte. Rufus? Der hört geduldig zu und spitzt sogar manchmal die roten Ohren, wenn es besonders spannend wird.
„Für mich ist das so schön anzuschauen, wenn sich Mitarbeiter und Bewohner über ihn freuen“, schmunzelt Andrea, „er ist eine riesige Bereicherung“. Auch Leute, die etwas schüchtern seien oder eigentlich vor Hunden Angst hätten, tauten bei ihm auf. Dabei ist er der einzige Mitarbeiter, der kein Gehalt bekommt. Ungerecht? Nein, nach jedem Einsatz bekommt er ein Leckerli und von allen ganz viel Liebe. Auch davon lässt es sich leben.
Rufus schenkt täglich Glücksmomente.
Um auf den Job in der Alten- und Behindertenbetreuung gut vorbereitet zu sein, hat Rufus eine halbjährige Ausbildung gemacht. Angeben tut er nicht, mit seinem Examen, da ist er sehr bescheiden. Aber können tut er viel: in Stresssituationen ruhig bleiben, nicht ängstlich sein, auch wenn mal jemand brüllt oder gegen die Tür schlägt. Und natürlich durch Reifen Springen und Pfötchen Geben. Er hat einen Migrationshintergrund und wurde super integriert: Er stammt aus einem Tierheim in Rumänien.
Im Haus C der Lebenshilfe werden Menschen mit Downsyndrom, Schizophrenie, frühkindlicher Hirnschädigung oder genetisch bedingter Behinderung versorgt und in den gemeinschaftlichen Alltag integriert. Bei den verschiedenen Problemen, die sich ergeben, unterstützt Rufus. Er reduziere Muskelspannungen und habe beruhigende Wirkung, so Andrea. Und er ist den Bewohnern einfach ein Freund. Eben des Menschen bester Freund.
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