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WILLI-Reportage | Namibia, Bruchsal und ein Grabstein

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Ein besonderes Foto erreichte uns aus Namibia: WILLI-Leser Steffen Ott war im afrikanischen Windhoek, als sich ihm zufällig die Türen der sonst geschlossenen „Alten Feste“ öffneten – dem ältesten Gebäude der Stadt. Im Inneren stieß er auf eine Tafel die auf einen Bruchsaler hinweist. Diese unerwartete Spur führt zurück in ein dunkles Kapitel der Geschichte.

Was war damals in Deutsch-Südwest-afrika los? – Ein kurzer Rückblick

Das, was heute Namibia ist, war von 1884 bis 1915 eine deutsche Kolonie mit dem Namen Deutsch-Südwestafrika. Die deutsche Kolonialverwaltung errichtete Militärstützpunkte, sicherte sich Land – oft mit Gewalt – und behandelte die einheimische Bevölkerung systematisch als Menschen zweiter Klasse. Besonders betroffen waren die Herero und Nama, zwei Volksgruppen, deren Lebensgrundlagen durch Landraub, Zwangsarbeit und Repression zerstört wurden.

1904 erhoben sich die Herero gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Es war der Beginn eines blutigen Kolonialkriegs, der als einer der ersten Völkermorde des 20. Jahrhunderts gilt. Unter dem Befehl von Generalleutnant Lothar von Trotha gingen die deutschen Truppen mit extremer Härte vor: Tausende Herero wurden in die Wüste Omaheke getrieben, wo sie verdursteten. Auch die Nama, die sich später ebenfalls gegen die Deutschen erhoben, wurden brutal bekämpft. Konzentrationslager, systematische Ausrottung und Enteignung prägten die deutsche Kolonialpolitik bis zum Ende der Herrschaft 1915.

Die „Alte Feste“ in Windhoek mit dem Reiterdenkmal

Die Alte Feste in Windhoek

Die Alte Feste ist das älteste Gebäude Windhoeks und wurde 1890 als Hauptquartier der deutschen Schutztruppe errichtet. Sie steht symbolisch für die militärische Kontrolle während der Kolonialherrschaft in Deutsch-Südwestafrika. Bis 1915 diente sie dem deutschen Militär, später den südafrikanischen Truppen. Bekannt wurde sie auch durch das Reiterdenkmal, das heute im Innenhof steht – als Zeichen kritischer Erinnerung. Später wurde das Gebäude als Internat und Museum genutzt. Seit 2014 ist es geschlossen, wird aber aktuell saniert und soll künftig als Kultur- und Erinnerungsort neu eröffnet werden. Deutschland unterstützt die Sanierung finanziell, um die Erinnerung an das koloniale Unrecht wachzuhalten.

Traueranzeige: Die Todesanzeige von 1904 erschien im Fernsprecher der Badischen Landeszeitung. Bereitgestellt vom Bruchsaler Stadtarchiv.

Ein Bruchsaler im Schatten der Geschichte

Wer Hauptmann Otto Klein genau war, lässt sich bislang nur in Umrissen erkennen. Er wurde 1866 in Bruchsal geboren und diente als Hauptmann und Kompaniechef in der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika. In einer Zeit großer Spannungen und Gewalt war er Teil eines militärischen Apparats, dessen Handlungen heute kritisch betrachtet und vielfach als kolonialer Gewaltakt mit verheerenden Folgen eingeordnet werden.
Otto Klein starb am 29. November 1904 mit 38 Jahren im Lazarett der Militärstation Epukiro an Typhus – das belegt eine Todesanzeige, die dem Stadtarchiv Bruchsal vorliegt.

 

Dass ein Bruchsaler Name bis heute auf einer Grabtafel in Windhoek zu lesen ist, macht die Geschichte greifbarer – und zeigt: Geschichte ist nie fern. Sie lebt weiter in Namen, Erinnerungen und
Fragen.

Wer weiß was? Gibt es Spuren? Wer war Hauptmann Otto Klein aus Bruchsal, gestorben 1904 in Namibia? Gibt es noch Verwandte, Dokumente oder Erinnerungen an ihn oder an andere Bruchsaler mit Verbindung zur Kolonialzeit in Südwestafrika? Hinweise gerne an: medien@egghead.de

Aus RegioMagazin WILLI 07/2025   |   Text: Iris Weindel / Bilder: Steffen Ott, Adobe Stock/David Brown / Stadtarchiv Bruchsal

 

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