Welche Bedeutung haben die Schlumpeln im Faschingsgeschehen? Warum machen sich die Fasnachter rußig? In Wiesental weiß man warum und auch warum das Sammeln von Kienholz ein wichtiger Bestandteil der Faschingstreibenden war.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg trafen sich in Wiesental spontan verkleidete Gruppen – vor allem Frauen – aus den verschiedenen Zigarrenfabriken. Sie trafen sich auf dem Marktplatz und führten Polonäsen vor umstehenden Zuschauern auf: Oft schon Tage vor dem Fastnachtsmontag und -dienstag, doch hauptsächlich am Fasnachtssamstag. Für Musik sorgten Männer, die ein Instrument beherrschten, etwa eine Mund- oder Ziehharmonika. Am Ende war der Platz plattgetanzt und der Sandboden glatt wie ein Parkett.
Überlieferungen und auch Elferratsbilder des Musikvereins belegen, dass dann 1928 und 1929 auch schon Faschingsumzüge in Wiesental zustande gekommen sind, die von Wirtschaft zu Wirtschaft führten.
NEUMODISCHE SCHLUMPEL: Heute sieht man die Schlumpel-Schar auch mal mit Krone und kunterbunt geschminkt.
Die feierlaunigen Gesellen traten meist mit rußigen Gesichtern und mit verschlissenen Kleidern auf. Warum rußig? Als rußige Gesichter in den 1920er Jahren und vor allem nach dem Krieg in Wiesental aufkamen, gab es ja keine Gesichts- und Schminkfarben wie heute. Die Menschen waren arm und griffen auf die einzige Möglichkeit zurück: auf den reichlich vorhandenen schwarzen Ruß im Ofen.
So entstanden die Schlumpeln auch Schlumbeln oder Schlapper genannt und wurden charakteristisch für die Fasnacht in der Gegend. Eine Schlumpel, so wird das Wort gedeutet, ist eine Person, die schäbig und schlampig daherkommt, abgenutzte und verschlissene Kleidung, ja Lumpen trägt. Ziel einer richtigen Schlumpel ist es, als besonders ärmlich aussehende Gestalt in Erscheinung zu treten. Und zum Schlumpeln gehört auch, dass man sich Ruß ins Gesicht schmiert, das Gesicht mit einem „Vorhängle“ verhüllt und von Tür zu Tür pilgert, um Essen und Trinken zu erbetteln.
Auch der sogenannte „Rußige Freitag“ hat dazu beigetragen, dass sich dieser Brauch vor allem in Süddeutschland so verbreitet hat. So bezeichnet man an Fasnacht den Tag nach dem Schmutzigen Donnerstag. 1748 hatte der Papst verboten, an diesem Tag (Sterbetag Jesu) ein Kostüm zu tragen und lustig Fasching zu feiern. Als Ersatz schminkten sich die Fasenachter einfach mit Ruß – anstatt sich ihre Masken aufzusetzen.
Im Jahre 1948 liegen die Neuanfänge des organisierten Narrentreibens, als erstmals gebündeltes Kienholz auf den Straßen von Wiesental zum Kauf angeboten oder gegen Naturalien wie Wurst, Bier oder Schnaps eingetauscht wurde. Wer hatte damals schon Geld, um mehrere Faschingstage zu finanzieren? Es war eine Zeit der großen Armut. Mit dem Erlös beschafften sich die Mannen, als Schlumpeln und Schlappen unterwegs, die Getränke, um den Durst zu löschen. Mit den Einnahmen konnten sie sich auch einen Kneipenbesuch leisten.
1948 begannen die sieben Gründungsmitglieder des Kienholzclubs Wiesental damit, am Fasnachtsmontag erstmals ihr vorbereitetes Kienholz an den Mann oder die Frau zu bringen.
Was ist eigentlich Kienholz
Kienholz ist ein Stück von besonders harzreichem Holz. Früher wurde es als Lichtquelle benutzt. Heute nutzt man Kienspäne hauptsächlich als Zunder, um ein Feuer zu entfachen.
Bild: survival-kompass.de
Kienspan findest du:
• an einem alten Baumstumpf
• an Baumverletzungen
• an Stellen am Stamm an
dem Äste austreten
Text und Bild alt: Werner Schmidhuber
Aus RegioMagazin WILLI 02/2023
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