WILLI-Reportage | Noble Straßennamen in der Bahnstadt Bruchsal – Teil 1 (Archiv 2022)

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Willy Brandt und Heinrich Böll werden wohl die Meisten kennen, auf unsere deutschen Nobelpreisträger sind wir sehr stolz. Die Französin Marie Curie hat sogar zweimal den Nobelpreis bekommen, das wissen schon weniger. Aber wer sind Bertha von Suttner, Elie Wiesel und Nelly Sachs? Auch sie haben den berühmten schwedischen Ehrenpreis in verschiedenen Kategorien bekommen.

Als der Gemeinderat Bruchsal die Bebauung des alten Meßplatzgeländes beschloss, die Neugestaltung der „Bahnstadt Bruchsal“ begann, hat man sich darauf verständigt, dass die neuen Straßen mit Namen von Nobelpreisträgern benannt werden sollen. Über diverse Vorschläge wurde diskutiert, sechs Menschen wurden ausgewählt.

Elie Wiesel

Friedensnobelpreisträger, Schriftsteller, Publizist: Elie Wiesel beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2003.
© World Economic Forum swiss-image.ch/photo by Sebastian Derungs

(* 30.09.1928 in Rumänien, + 02.07.2016 in New York)

Rumänisch-US-amerikanischer Schriftsteller, Hochschullehrer und Publizist. Als Überlebender des Holocausts verfasste er zahlreiche Romane und sonstige Publikationen zu diesem Thema und erhielt 1986 den Friedensnobelpreis für seine Vorbildfunktion im Kampf gegen Gewalt, Unterdrückung und Rassismus.

Wiesel war Sohn des Kaufmanns Shlomo Wiesel und dessen Frau Sarah. Er wuchs in einem stark von orthodoxen Juden beeinflussten Umfeld auf. 1944 wurde er und seine Familie von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslagers Auschwitz deportiert und kam anschließend in das KZ Buchenwald, aus dem er am 11. April 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er zum Studium nach Paris, siedelte 1963 in die USA über und wurde amerikanischer Staatsbürger.

Wiesel verarbeitet in seinen Büchern vor allem die erlebten Geschehnisse während des Holocaust, um ein Vergessen oder eine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Zeit zu verhindern.

Zugleich kritisiert er die politischen Führer jener Zeit, die durch öffentlichen Protest gegen Deutschland die Lage hätten ändern können, es jedoch nicht getan haben.

„Auschwitz kann weder erklärt werden noch kann man es sich vorstellen.“

In vielen Werken und in wissenschaftlichen Studien stellte Wiesel die Lebensweise der Juden weltweit dar, machte jedoch auch auf gesellschaftliche Probleme aufmerksam, etwa auf die Hungernden in den afrikanischen Staaten oder die Flüchtlingslager in Kambodscha.

„Aus dem Spiegel blickte mich ein Leichnam an. Sein Blick verlässt mich nicht mehr.“

Er erhielt 1972 eine Professur an der City University of New York und lehrte Philosophie, Judaistik und Literatur. 1978 wurde er Professor für jüdische Studien an der Boston University. 2003 ernannte man Wiesel zum Vorsitzenden der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien, die nach ihm benannt wurde.

Kurz nachdem ihm 1986 der Friedensnobelpreis verliehen worden war, gründete Wiesel mit seiner Frau die Elie-Wiesel-Stiftung, deren Zweck der Kampf gegen Intoleranz und Ungerechtigkeit in der Welt ist.

Im Jahr 2000 sprach Wiesel anlässlich der Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus vor dem Deutschen Bundestag.

Am 6. Juni 2009 begleitete Elie Wiesel den amerikanischen Präsidenten Barack Obama bei dessen Besuch im Konzentrationslager Buchenwald und sagte dort, die Welt habe nichts gelernt aus den Schrecken von Buchenwald: „Wie kann es sonst ein Darfur, ein Ruanda und ein Bosnien geben?“ Elie Wiesel wurde 2015 Ehrenbürger von Jerusalem. Der Elie-Wiesel-Weg in der Bruchsaler Bahnstadt soll an diesen großen Mann erinnern.

Wer bestimmt eigentlich die Straßennamen?

Früher gab es in der Kernstadt Bruchsal die Schillerstraße, die Obergrombacher Straße und noch ein paar weitere mehr. Viele Straßen mussten in den 1970er Jahren im Zuge der Eingemeindung der fünf umliegenden Gemeinden Büchenau, Untergrombach, Obergrombach und Heidelsheim geändert werden, da eine doppelte Vergabe des selben Straßennamens innerhalb einer Gemeinde nicht sein darf.

Die Umbenennung einer Straße wird nur in Ausnahmefällen gemacht, die Straßennamen werden in der Regel schon bei der Erstellung der Bebauungspläne durch die Gemeinden bestimmt.

Das heißt aber nicht, dass die Einwohner einer Stadt keinen Einfluss auf die Straßennamen haben können. Falls jemand einen Vorschlag für neue Straßennamen in einem Neubaugebiet haben sollte, können diese Vorschläge bei der Gemeinde/Stadtverwaltung eingereicht werden. Die Vorschläge werden in der Regel gesammelt und zu gegebener Zeit wieder aufgegriffen.

Städte und Gemeinden können eine eigene Satzung verabschieden, in der die Kriterien zur Vergabe von Straßennamen festgehalten werden.Oft werden Straßen nach berühmten Persönlichkeiten oder historischen Begebenheiten benannt.

Für Stadt- oder Ortsviertel werden häufig Namen nach bestimmten Gruppen vergeben (zum Beispiel nach Dichtern aus verschiedenen Epochen, Städte- oder Tiernamen, Bäumen etc.).

Text: Andrea Bacher-Schäfer

Aus RegioMagazin WILLI 01/2022

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