Klaus Heidelberger geht nach 42 Jahren bei der BLB in Rente
Eigentlich hatte Klaus Heidelberger null Interesse an jeder Art von Theater. „Als wir mal mit der Schule in eine Vorstellung gehen mussten, spielte ich mit Kumpels während der Vorstellung Karten, um uns die langweilige Zeit zu vertreiben.“, erinnert sich der heute 65-Jährige. Aber das Leben lehrte ihn, dass man Theater auch ganz anders sehen kann.
Nach seiner Ausbildung zum Mechaniker arbeitete er beim damaligen Kernforschungszentrum in Karlsruhe beim Werkschutz – mit Schichtdienst. Eines Tages sagte ihm ein Kumpel namens Barry: „Komm zur Landesbühne, da musst du nichts schaffen und verdienst einen Haufen Geld.“ Das war genau, was Heidelberger sich wünschte. Er bewarb sich und im September 1980 trat er seine erste Stelle bei der Badischen Landesbühne an: als Kulissenschieber!
Wer einmal Theaterluft geschnuppert hat, bleibt dabei
Bald stellte sich heraus: Als Kulissenschieber musste er während der Vorstellung immer mitmachen und manchmal sogar mehrere Tage am Stück unterwegs sein. Auch mit dem Haufen Geld stimmte es leider nicht. Aber: „Wer einmal Theaterluft geschnuppert hat, bleibt dabei!“, so seine Überzeugung.
Also ging er zum damaligen Verwaltungsleiter Dietmar Lumpp und bat ihn um einen anderen Job, aber auf jeden Fall im Theater wohlgemerkt. Ab der Spielzeit 1983 ist er Requisiteur beim neu gegründeten Kinder- und Jugendtheater. „Das war meine glücklichste Zeit bei der BLB“, sagt er rückblickend. Er konnte seine Ideen frei entwickeln, bastelte nicht nur alle Requisiten selbst sondern übernahm auch kleinere Rollen, zum Beispiel den Grauen Herrn im Stück „Momo“.
Das Theater beflügelte seine Fantasie und mit Begeisterung bildete er sich 1987 zum Bühnenmeister in Hamburg weiter, 1991 folgte die Prüfung zum Beleuchtungsmeister und auch eine Ausbildung als Pyrotechniker hat er abgeschlossen.
Ab da ging es mit seiner Karriere hinter der Bühne steil aufwärts. Er wurde 1990 zuerst stellvertretender technischer Leiter und nach dem Tod seines Vorgängers Hermann Wurster im Jahr 2005 übernahm er die gesamte technische Leitung der Badischen Landesbühne Bruchsal.
Auch die Perspektive „nichts schaffen“ erwies sich als ein leeres Versprechen. „1.700 Überstunden habe ich der Landesbühne bei meinem Weggang geschenkt“, so Heidelberger. Das macht ihm aber nichts aus, denn viel wichtiger sind ihm die noch viel zahlreicheren schöne Erinnerungen an viele Vorstellungen und gemeinsam gemeisterte Schwierigkeiten und an die ungeschriebenen Gesetze des Theaters. Schauspieler sind nämlich sehr abergläubisch.
Schabernack bei Dernièren
Die Bühnen-Tradition will es beispielsweise, dass man (privat) auf der Bühne keinen Hut tragen und dass man nicht pfeifen darf. Auch sollte man keinem Schauspieler vor der Premiere „Glück“ wünschen, Wenn man es gut mit ihm/ihr meint, ist ein herzliches „Toi, toi, toi“ willkommen. Eine weitere Tradition ist, dass sich Schauspielerkollegen oder auch Requisiteure bei einer Dernière, also der letzten Vorstellungen einer Inszenierung, Schabernack treiben dürfen.
Die letzte Vorstellung von „Lazarillo“ war auch Heidelbergers Abschiedsstück als Requisiteur. Zum Stück gehörte, dass ein Schauspieler etwas auf der Bühne essen musste. Heidelberger saß der Schalk im Nacken, er brachte ihm statt des üblichen Als-ob-Bühnenfutters duftende gebratene Hühnchen und Pommes frites! Vor lauter Überraschung konnte der Schauspieler kaum weiter spielen.
Als weiteres Beispiel nennt Heidelberger das Stück „Bildung für Rita“. Da sollte ein Schauspieler darstellen, dass ein Koffer schwer sei. Heidelberger hatte ihm aber tatsächlich einige schwere Bühnengewichte in den Koffer gelegt, so dass der Griff abriss, sehr zur (Schaden-)Freude der Kollegen hinter der Bühne.
Viel Spaß hat Heidelberger immer wieder gehabt, wenn er den „Bruslern“ bei Führungen seine Welt zeigen konnte. Am schönsten sei eine Führung für eine Finanzkommission gewesen, erinnert er sich: „Eine halbe Stunde war vorgesehen, es sind zwei Stunden geworden. Die wollten alle meine Geschichtchen hören, denn das Leben im Theater ist bunt und lustig, ganz anders als die dröge Welt der Finanzen.“
Was bleibt nach 42 Theaterjahren? Auf jeden Fall die Liebe zu allen Bühnen der Welt, aber vor allem zur Badischen Landesbühne, die Freude am gemeinsamen Mittagessen beim Metzgerwirt – und die Hoffnung, doch noch ab und zu gebraucht zu werden.
Lieber Klaus, wir wünschen Dir, dass Deine Theaterfantasie auch Deine Rentenzeit bunt und lustig werden lässt.
Text: Margrit Csiky
Aus RegioMagazin WILLI 09/2022
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