WILLI-Reportage | Beschilderte Zeitreise: Mayers Sammlermuseum

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Wenn man die Wohnung des Ehepaars Anita und Karl-Heinz Mayer in Weiher betritt, wo beide seit 1962 leben, fühlt man sich alsbald in einem schmucken Privatmuseum mit liebevoll behüteten Sammlerstücken. Denn die Polizeimützen, Drehorgeln und insbesondere eine erlesene Auswahl von Kfz-Kennzeichen fallen sofort ins Auge.

Seine Sammlerleidenschaft begann der pensionierte Polizeibeamte Mayer mit tatkräftiger Unterstützung seiner Gattin recht kurios Anfang der 70er Jahre, als er sich bei einem Dienststellenwechsel weigerte, neben der Uniform auch seine Polizeimütze zurückzugeben. Wenigstens diese wollte er behalten, was ihm nach einigem Widerstand seitens der Behörde tatsächlich auch gelang. Fortan sammelte er Polizeimützen und -abzeichen und bald kamen Kfz-Kennzeichen sowie später auch Drehorgeln hinzu.

Sein ganz besonderer Stolz gilt dabei den Kfz-Schildern. Mayer besitzt durchgängig alle Varianten von Kfz-Kennzeichen, die seit ihrer Einführung 1906 in unserer Region Verwendung fanden. Viele verschiedene Exemplare schmücken seine Sammlung, daneben besitzt er aber ebenso unzählige internationale Kennzeichen von allen Kontinenten der Erde, die das Ehepaar beispielsweise von Reisen nach Australien, den USA oder Kambodscha mitbrachte. Einige der Exemplare wurden ihm auch bei Besuchen überlassen, wie etwa ein Kennzeichen der ehemaligen DDR, das Mayer nach dem Mauerfall Anfang der 90er Jahre erlangte.

Sammelleidenschaft seit den 70ern.

Die Sammlung datiert bis an den Anfang des letzten Jahrhunderts zurück. Und anhand Mayers Exemplaren lässt sich die historische Entwicklung der Fahrzeugkennzeichen in unserer Region vollständig und umfassend ablesen. Angelehnt an Napoleons Code Civil galt schon im Kaiserreich, dass die Eigentümer von Kutschen und Rollen an ihren Wagen Schilder anbringen mussten, sodass gegebenenfalls Regressansprüche geltend gemacht werden konnten. Mit dem Aufkommen von Motorwagen führte das Königshaus Sachsen am Ausgang des 19. Jahrhunderts erstmals Nummernschilder ein, die dann auch Anfang des 20. Jahrhunderts in Baden Verwendung fanden. So galt die Kennung IVB bis 1945 für den Raum Gau Baden, die amerikanischen Streitkräfte führten danach in der Besatzungszone eigene Kennzeichen ein. Von 1956 bis 1972 galt dann im Raum Bruchsal das BR-Kennzeichen, welches ab 1972 durch das Kürzel KA sukzessive ersetzt wurde und heute fast völlig aus dem Straßenverkehr verschwunden ist.

Wenig überraschend ist Mayer ein entschiedener Befürworter der freiwilligen Wiedereinführung des Bruchsaler Kennzeichens. Weshalb sich der Landkreis Karlsruhe bis heute gegen die optionale Wiedereinführung des ehemaligen Kennzeichens des Landkreises Bruchsals so vehement sträubt, ist dem pensionierten Polizeibeamten ein Rätsel. Und wenn man ihn darauf anspricht, dass Christoph Schnaudigel ursprünglich gar argumentierte, dass diese Option angeblich aus Kostengründen nicht durchführbar sei, so schüttelt Mayer darüber nur den Kopf. Denn es war ja nie angedacht, dass der Landkreis die Kosten dafür tragen sollte. Vielmehr hatten die Befürworter immer nur gehofft, diese Schilder gegen eine entsprechende Gebühr erwerben zu können.

Bis heute unterstützt Anita Mayer ihren Gatten bei seinen Aktivitäten. „Ja“, sagt sie, „es kann bisweilen auch anstrengend sein“. Aber man sieht ihr an, wie auch sie sich über die Sammlerleidenschaft ihres Ehemanns freut.

 

Aus RegioMagazin WILLI 11/2024

 

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