das ist eine viel verwendete Bezeichnung, wenn über Rettungshunde berichtet wird. Und tatsächlich hat Lassie, wenn sie mal wieder Timmy gerettet hat, unsere Vorstellung über den geborenen Lebensretter Hund geprägt. Doch was steckt wirklich hinter den Superhelden auf vier Pfoten? Wir haben die Rettungshundestaffel Graben zwei Tage beim Training begleitet, um einen Einblick in ihre Arbeit zu erhalten.
Die Zweibeiner des Teams sind Freiwillige. Zwei Mal die Woche kommen sie, neben ihren regulären Jobs, zum Training. Wer sich jetzt Gelegenheitshelfer mit Hund vorstellt, hat weit gefehlt, denn es gehört noch mehr dazu Rettungshundeführer zu sein. Die Helfer werden sowohl zum Sanitäter, als auch zum Hundeführer ausgebildet und müssen sich wiederholten Prüfungen und Schulungen unterziehen. Auch Sanitätsdienste bei Veranstaltungen gehören dazu.
„Hobbys hat man da nebenher keine mehr“, sagte uns Hundeführer Gerhard Heckmann mit einem Schmunzeln.
Auch Geburtstage und Feiertage sehen bei den ehrenamtlichen Rettungshundeführern etwas anders aus. Denn Bereitschaftsdienst bedeutet nicht nur abrufbar zu sein, sondern auch die eigene Lebenssituation anzupassen. Mal eben mit einem Bier mehr anstoßen, ist für die Hundeführer nicht drin. „Gerade an Feiertagen häufen sich die Vermisstenmeldungen zu denen wir gerufen werden“, so Bereitschaftsleiter Andre Lindner. „Und viele Einsätze sind auch Nachts.“
Das Berufsleben ist unter diesen Umständen nicht immer leicht mit dem sozialen Dienst zu vereinbaren. Nicht jeder Arbeitgeber zeigt hier Kulanz, wenn der Schreibtisch plötzlich leer steht. Doch irgendwie bekommen sie es alle hin und bewahren dabei noch eine entspannte Haltung.
„Die Aufgabe ist so herausfordernd, dass sich alle, auch die Familie und der Freundeskreis, darauf einstellen müssen“, so Andre Lindner. Auch Tochter Lea (7Jahre) ist seit Anfang an dabei und hilft wo sie nur kann.
Auf die Frage, wieso sie sich dafür entschieden haben Rettungshundeführer zu sein, antworten die Mitglieder der Rettungshundestaffel Graben mit ehrlicher Bescheidenheit. „Wir wollten etwas Sinnvolles tun, um unsere Hunde auszulasten und es ist eine tolle Aufgabe Menschen zu helfen.“
Dabei ist ihre Aufgabe bestimmt nicht immer schön oder dankbar. Gerade bei Notrufen wegen Suizidgefahr ist der Ausgang des Einsatzes emotional oft nicht leicht zu verdauen. Auch die Gefahren im Gelände sind eine Belastungsprobe.
„Wir hatten zum Glück bislang nur geringere Verletzungen und keine Toten“, sagte Andre Lindner und klopfte sich sicherheitshalber auf den Helm. Das Risiko nehmen die Rettungshundeführer selbstlos in Kauf und versuchen die Mensch-Hund-Teams so gut es geht auf alles vorzubereiten. Dabei gehen die Ausbilder mit viel Fantasie und vor allem Einfühlungsvermögen zu Werke.
„Viele meinen, Hunde retten Menschen, weil sie das toll finden, doch dahinter steckt eine Menge Arbeit“, so Andre Lindner. „Die Hunde müssen motiviert werden und dabei ist jedes Tier anders.“ Das Konzept scheint aufzugehen. Beeindruckend mit wie viel Eifer und Freude die Rettungshunde im Training dabei sind, egal wie ungewöhnlich das Szenario aufgebaut ist. Alles damit sie sich an jede nur denkbare Situation gewöhnen.
„Wir trainieren an Erddeponien, Baggerseen, auf Firmengeländen, in Abrissgebäuden, im Wald, eben in jedem Gelände, dem unsere Teams gewachsen sein müssen“, so Ausbilderin Susann Kraft. Doch die Geländevielfalt zu bieten, die für ein effektives und abwechslungsreiches Training notwendig ist, ist nicht immer leicht. Vorallem an Waldtrainingsplätzen mangelt es, da sich oftmals Jäger gegen die Nutzung ihres Waldgebiets als Trainingsgelände stellen. Deshalb ist die Rettungshundestaffel für jedes Angebot, Gelände für das Training nutzen zu können, dankbar.
Die Aufgabe ist so herausfordernd, dass sich alle, auch die
Familie und Freunde, darauf einstellen müssen.
Auch in allen anderen Belangen ist das ehrenamtliche Team von 30 Aktiven und Helfern auf Unterstützung angewiesen. „Früher freute man sich zu Weihnachten über einen Kinogutschein, heute sind es Sicherheitsstiefel“, erzählte Gerhard Heckmann.
Bescheiden, innovativ und lebensfroh, so haben wir das Team der Rettungshundestaffel erlebt. Menschen und ihre Hunde, die es für selbstverständlich halten, dass sie „helfen, wenn jemand vermisst wird. Damit Menschen in Not und ihre Angehörigen wissen, dass jemand da ist.“
Die Trümmersuche
Die Hunde sind in der Lage, vermisste Personen unter Trümmern, z.B. nach Explosionen, Erdbeben oder anderen Katastrophen, zu finden. Der Suchhund lässt sich aufgrund seiner hochentwickelten Geruchsorgane bei der Arbeit weder von den wechselnden verschiedensten Gerüchen, Rauch, Lärm oder durch Geräte der Rettungsmannschaften ablenken. Der Trümmersuchhund zeigt seinem Hundeführer durch Bellen die Stelle an, wo sich die vermisste Person befindet. Danach können Rettungsmannschaften gezielt mit der Rettung des Verschütteten beginnen.
Die Flächensuche
Die Hunde können selbst unter widrigen Umständen in kurzer Zeit Personen finden und den Fund ihren Hundeführern anzeigen. Die Hunde durchstreifen dabei freilaufend z.B. den Wald und zeigen jeden darin befindlichen Menschen dem Hundeführer an. Die Hunde benötigen für ihre Arbeit weder genaue Abgangspunkte noch Geruchsträger, da sie als Stöbersucher universell eingesetzt werden können. Um ein Waldgebiet von etwa 30.000 Quadratmetern Fläche abzusuchen, benötigt ein geprüftes Rettungshundeteam etwa 20 Minuten – für die gleiche Fläche würde eine Suchkette aus etwa 50 Personen mehrere Stunden brauchen.
Mantrailing (Geruchsfährtenhund)
Mantrailer werden, anders als Flächensuchhunde, nicht auf die Suche von Menschen im Allgemeinen ausgebildet, sondern lernen, anhand eines Geruchsträgers eine spezielle Person anhand deren Geruchsfährte zu verfolgen und zu finden. Dies ist auch in bewohnten und menschenreichen Gebieten möglich. Mantrailerhunde sind daher eine sehr wertvolle Ergänzung der Flächensuchhunde und können einsatztaktisch wichtige Impulse liefern.
Text: Nora Strabel, Bilder: Simone Kochanek