Leidenschaft kennt keine Grenzen. Genauso ist es auch bei Andy Sieger aus Eichelberg. Er hat es sich zum Hobby gemacht, Damastmesser herzustellen. Er kreiert aus einem Stück Stahl ein handgefertigtes Einzelstück. Jedes Stück ein Unikat. Wir haben ihm beim aufwendigen Schmieden über die Schulter geschaut.
Bei Andy gibt es nicht einfach irgendwelche Messer, die dann später in der Küchenschublade landen, nein – seit etwa sechs Jahren investiert er sein handwerkliches Geschick in hochwertige Damastmesser aus feinster Handarbeit. Was ein Damastmesser genau ist? „Der Damast selbst ist ein Verbundmaterial aus zwei oder mehreren Stählen. Meistens wird diese Verbindung durch Schmieden hergestellt.
Dabei werden also mehrere Schichten Stahl übereinander gefaltet und in einem weiteren Arbeitsgang ein Muster in die verschiedenen Lagen eingebracht.“, erklärt uns der gelernte Industriemechaniker..
Bevor es ans Schmieden geht, muss erst detailliert geplant werden, wie das Messer später aussehen und welches Material für Klinge und Griff verwendet werden soll, denn die Vielfalt hierfür ist grenzenlos. Als ersten Arbeitsschritt wählt Andy Rohstähle aus, die er anschließend mit der Bandsäge bearbeiten will. Die Umrisse der Klinge hat er vorher übertragen. Hierbei ist höchste Präzision angesagt. Danach geht’s an die Bohrmaschine, um die Löcher für die Befestigung des Griffes zu setzen. Bevor es per Hand weitergeht, muss die Klingenschräge in der Fräsmaschine zurechtgehobelt werden. Dank der Maschine spart er sich jetzt viel Kraft und Zeit.
Griffe aus Mammutbackenzähnen
Um die Klinge fertigzustellen, wird sie von Andy geschliffen und anschließend mit viel Geduld und Politur umlaufend auf Hochglanz gebracht. Wie ein kleiner Taschenspiegel blitzen und funkeln dadurch seine Messer. Doch wie kommt das typische Damastmuster auf die Metalloberfläche? Die Antwort: Mit Schwefelsäure. Hierbei ist äußerste Vorsicht geboten. 10-15 Minuten in der stark ätzenden Säure, et voilà: Das Muster tritt deutlich hervor.
Normalerweise arbeitet Andy als Ausbildungsmeister in einem großen Industrieunternehmen. Sei es bei Umbauarbeiten oder Tuning von Autos, Modellbau oder der Konstruktion und Fertigung von Lenkdrachen – schon immer hat er sein handwerkliches Können in die Tat umgesetzt. Doch beim Messermachen kann er komplett abschalten. Und dabei ist ihm keine Idee zu ausgefallen, um sie nicht zu verwirklichen. Seit der ersten Fertigung eines Messers in einem Schmiedekurs, ist Andy Feuer und Flamme für diese außergewöhnliche Tätigkeit. Zu einem besonderen Messer gehört natürlich aber auch das richtige Griffmaterial. Ob Wurzelholz, Kunstharz, Hörner, Geweihe oder sogar Mammutbackenzähne – jedes Messer wird von Andy mit individuellen Materialen versehen. Der erfahrene Messerschmied hat sich bei unserem Schaustück für das Wurzelholz entschieden.
Andi Siegers Homepage: Damastdesign.de
Schwefelsäure erzeugt das typische Damastmuster
Auch das Griffmaterial muss für die Montage mit dem Messer präzise vorbereitet werden. Einmal versägt und schon ist das Holz reif für den Mülleimer. Bei der sogenannten „Hochzeit“ werden die beiden Komponenten mit sorgfältig aufgetragenem Kleber vermengt und Schritt für Schritt mithilfe von selbstgefertigten Messingstiften zusammengefügt. Hier und da etwas Kraft und ein paar gefühlvolle Hammerschläge und das Messer ist fast fertig.
20 Minuten Wartezeit bis der Leim ausgehärtet ist und schon geht’s an den nächsten Schritt: Um seinen wahren Glanz zu entfalten, wird der Griff noch einmal rund geschliffen. Erst an der Maschine und dann mit der Hand, bis das Messer eine geschmeidige Oberfläche hat. Es braucht viel Erfahrung die Schneide und den Griff genauso hinzubekommen, wie es sich Andy Sieger vor seinem inneren Auge vorgestellt hat. Nach einem erneuten Bad in der Säure, ist es auch fast schon so weit. Den Griff noch mit ein wenig Spezialöl polieren, der Klinge den letzten Schliff verpassen und fertig ist das rasiermesserscharfe Damastmesser.
Andys kleine Privatsammlung zeigt lauter Kunstwerke. Jedes Messer hat seine eigene Geschichte. Doch nicht nur Messer, sondern auch verschiedene Schmuckstücke, die er aus den Reststücken designt, gehören seiner Sammlung an. Viele Stunden hat er für die Planung und Fertigstellung seiner Schätze geopfert, denn für ein komplettes Messer braucht Andy mindestens einen ganzen Tag.
Die anfänglichen Bedenken Anderer lassen ihn kalt und spornen ihn nur noch mehr dazu an, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Andy liebt die kreative Umsetzung seiner Fähigkeiten und das merkt man. Ein Mann mit einem ganz besonderen Hobby.
Text: Theresa Veit, Bilder: KraichgauTV