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Die Führer der badischen
Revolution an einem Tisch: Friedrich Hecker mit dem typischen Hut, daneben Gustav Struve, davor sitzend Lorenz Brentano. Ein Gemälde, das 1962 erst in Mannheim aufgetaucht ist. Ob es eine realistische Darstellung eines solchen Treffens abbildet, ist fraglich. Vermutlich handelt es sich um eine zeitlose Montage der Revolutionsführer. Quelle: wikipedia
WILLI-Reportage | Die Offenburger Versammlung 1847 (Archiv 2022)
„Wir haben in dieser vor uns liegenden Karte, gleich einer magna carta, diejenigen Punkte aufgenommen, welche wir für eine wahre Volksfreiheit unentbehrlich halten. Wir wünschen, dass Sie dem Inhalte dieser Karte Ihre Beistimmung verleihen möchten durch ein lautes Ja“. Nachdem Friedrich Hecker danach die entworfenen 13 Artikel verlesen hatte, antwortete ihm ein fast einstimmiger Ja-Schrei der etwa 900 Zuhörer.
Die öffentliche Zustimmung zu den „Forderungen des Volkes“ war der unbestrittene Höhepunkt der Versammlung der „entschiedenen Freunde der Verfassung“ vom 12. September 1847 im Offenburger Gasthaus „Salmen“. Der enorme öffentliche Erfolg sprach für sich: Innerhalb weniger Wochen war durch die Presse und Flugblätter das „Offenburger Programm“ in ganz Deutschland bekannt und wurde so zum Manifest der deutschen demokratischen Oppositionspartei.
Neben der Forderung nach nationaler Einigung (Art. 6) und liberalen Grundpositionen zur Volkssouveränität in den Artikeln 1 bis 5 ist besonders bemerkenswert das Programm zur Entwicklung eines sozialen Solidarstaates (Art. 8 bis 10,13), das von demokratischen Forderungen (Art. 7,11,12) flankiert wurde. In Offenburg wurde das Missverhältnis zwischen Arbeit und Kapital aus der Sicht der kleinen Handwerker dargestellt (Art. 10). Ihre Arbeit war vom Preisdruck der neuen Industrien bedroht und sollte durch die Bildung von Assoziationen geschützt werden.
Aufbruchstimmung entlud sich 1848/49
Seit der Aufklärung und der Französischen Revolution war auch die liberale Frage für Deutschland gestellt. Konsequent zu Ende gedacht bedeutete das für die badischen Demokraten um Friedrich Hecker und Gustav Struve die Ablösung der Monarchie, der „Einherrschaft“, durch die Republik, der „Volksherrschaft“.
Das für die damalige Zeit radikale Programm stieß bei den herrschenden Fürsten und ihren Regierungen auf Argwohn und heftigen Widerstand. So berichtete ein Spitzel des Großherzoglich Badischen Ministerium des Innern: „Die ganze Versammlung, mit Ausnahme nur Weniger, hat wie vom Revolutionsfieber ergriffen, vibriert“.
Wenige Monate später sollte sich diese freiheitliche Aufbruchsstimmung in den revolutionären Ereignissen von 1848/49 entladen. Die programmatischen Forderungen von Offenburg haben Eingang gefunden in den Grundrechtekatalog, der 1849 von der Nationalversammlung der Frankfurter Paulskirche erlassen wurde.
Sie haben insofern auch verfassungshistorische Bedeutung, da wir die darin enthaltenen Grundsätze wie z.B. Pressefreiheit, Gewissens- und Lehrfreiheit, Religionsfreiheit und Freiheit der Person in unserem heutigen Grundgesetz wiederfinden.
Neben den Exponenten Hecker und Struve gehörte auch der aus Mannheim stammende Rechtsanwalt Lorenz Brentano (1813 – 1891) zum engeren Kreis der Verfasser. Brentano war seit 1845 Abgeordneter der 2. Kammer des sog. Ständehauses.
Mit der fast zeitgleich zur Offenburger Versammlung erfolgten Verlegung des Hofgerichtes des Mittelrheinkreises kam Brentano zusammen mit anderen Rechtsanwälten nach Bruchsal, wo er ein Haus in der Huttenstraße erwarb. Von dort aus hat er die auch im Bruchsaler Bürgertum begonnen politischen Diskurse beeinflusst und die Ideen von Offenburg verbreitet.
Text: Jürgen Dick
Aus RegioMagazin WILLI 06/2022
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