Beruf & Karriere | „Die mit dem Eisbär tanzt“ ist zurück (Archiv 2015)

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22 lang Jahre lebte Sybille Klenzendorf in den USA. Nach ihrem Abi 1991 am Schönborngymnasium absolvierte sie ein Studium in Washington zur Wildtierbiologin. Später trieb sie die Liebe zu den großen Tieren um die ganze Welt. Jahrelang beobachtete und forschte sie direkt am Tier. Ein gefährlicher Job mitten in den Wildnissen dieser Erde. Seit Ende 2013 lebt sie nun wieder in ihrem Heimatort Forst und kann erfahrungsgemäß einiges über wilde Tiere und Artenschutz erzählen.

Sybille und ihr Mann William, mit den Kindern Noah, Lucas, und Sophie
Sybille und ihr Mann William, mit den Kindern Noah, Lucas, und Sophie

WILLI berichtete bereits im Jahr 1999 über Sybille und ihre Arbeit mit Braun- und Schwarzbären. Sie verpasste ihnen Peilsender um ihre Streifgebiete zu dokumentieren. „Seit dem hat sich sehr viel verändert. Ich bin zwischenzeitlich dreifache Mutter und arbeite nur noch gelegentlich mit den „großen Tieren“ vor Ort.“ Ein paar Monate nachdem sie Mutter wurde, war sie schnell wieder in ihrem Büro beim WWF in Washington zu finden.

In Amerika gibt es keine Elternzeit, daher war dies nur durch familiäre Hilfe und einem Au-pair-Mädchen möglich. Mit den Kindern hat sich ihr Arbeitsfeld komplett verändert. „War ich früher vor Ort tätig, Auge in Auge mit den Tieren, so wechselte ich nach der Geburt meiner Kinder ins Büro. In den Jahren als Projektkoordinatorin war ich sechs Monate im Jahr unterwegs, zuletzt hauptsächlich in Asien. Hier arbeitete ich mit Rangern zusammen und informierte diese wie man Tierschutz betreibt.“ In dieser Zeit arbeitete sie überwiegend mit sibirischen Tigern, Walen, Elefanten und Nashörnern. Der Artenschutz ist Dr. Sybille Klenzendorf sehr wichtig. Sie hält Vorträge bei Großfirmen wie Coca Cola und erläutert die Missstände in Bezug auf Rohstoffverbrauch. „Das bringt viele Konzerne zum Umdenken. Und solche Erfolge tun einem unheimlich gut. Man weiß wofür man kämpft.“

Bären, Tiger, Wale, Elefanten, Eisbären, Nashörner.

Trotzdem gibt es auch viele Rückschläge im Artenschutz, die der Biologin sehr nahe gehen und die sie erstmal verkraften muss. „Die Population der Rhinozerosse in Südafrika ging in fünf Jahren dramatisch zurück. Schuld sind Wilderei und auch Terroristen, die mit dem Erlös aus illegalem Verkauf von Horn oder auch Elfenbein ihre Kriege beziehungsweise Waffen finanzieren. Man ist hier machtlos, hat keine Chance.“

Machtlos sind Wildtierbiologen oft auch gegenüber Gefahren denen sie selbst ausgesetzt sind. Die Rede ist von Einführungen oder einfach nur Unfällen. Vor einigen Jahren verlor sie beispielsweise Kollegen bei einem Hubschrauber-Absturz. Natürlich darf auch die Gefahr, die von den Tieren selbst ausgeht, nicht unterschätzt werden. Man muss immer aufpassen. In Alaska übersah sie aufgrund des hohen Grases eine Gruppe Bären, die gemütlich im Fluss nach Lachsen fischten. „Mein Kollege packte mich am Arm und ermahnte mich streng: „Bleib stehen!“ Das war gut so, denn vermutlich wäre ich einfach weggerannt und das wäre sehr gefährlich gewesen.“

Stehen bleiben, wenn man eigentlich rennen will.

Mit der Geburt ihrer Kinder hat sie sich dann aus den Gefahrengebieten zurückgezogen und ist mittlerweile sogar wieder im Heimatort Forst gelandet. „Wir haben Washington DC der Kinder wegen den Rücken zu gekehrt. Ich wollte wieder zurück, damit sie mit Oma und Opa aufwachsen können und vor allem mehr Freiheiten haben.Eis Für mich war klar, wenn wir zurückkommen, dann nur nach Forst.“ Hier schätzt sie vor allem, dass die Kinder alleine auf einen Spielplatz können oder mit dem Rad zu Freunden fahren. In Washington undenkbar. Auch ihr Mann fühlt sich hier wohl. Er hat Anschluss gefunden und arbeitet daran die deutsche Sprache zu lernen. Es ist Sybille sehr wichtig, dass auch ihr Mann irgendwann mal perfekt Deutsch spricht. Er arbeitet von Zuhause aus und fliegt alle paar Monate in seine Heimat um dem Heimweh vorzubeugen.

Sybille hat ihren Ganztagsjob nun auf ein Drittel reduziert und arbeitet der Familie zuliebe vierzehn Stunden in der Woche. Trotzdem reist sie noch dreimal im Jahr in die weite Welt. So wie im Oktober, als sie im Auftrag der Eisbären als unabhängige Beobachterin in Russland unterwegs war. Und wenn sie den Drang nach der Wildnis und den Tieren verspürt, denkt sie an ihre schönsten Erlebnisse zurück. „Ich war auf dem Rücken eines Elefanten unterwegs und wir haben eine Tigermutter mit drei Jungen beobachtet. Es war so schön, die tollenden Tigerkinder und ihre Mutter, die gelassen in der Sonne lag zu sehen…“ Erinnerungen die das Tierschützer-Herz höher schlagen lassen. Sie hat einen Traumjob, findet jedenfalls Sybille und wenn die Kinder größer sind, will sie wieder in die weite Welt zu den Wildtieren reisen, nachschauen ob alles in Ordnung ist und alles dafür tun, dass das auch so bleibt.

Text: Christina Notheisen, Bilder: privat

Vita:
SYBILLE KLENZENDORF geb. 22.10.1971 in Oldenburg Grundschule Forst
1991 Abi am Schönborn Gymnasium
1991-1994 George Mason Uni Washington DC, B.S. Biology
1994 Virginia Tech Uni Blacksburg, M.S. Wildlife Management danach Projektmanagerin für WWF, direkt vor Ort am Tier
seit 2006 Projektmanagerin für WWF im Büro

 

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