Zaisenhausen liegt eingebettet im idyllischen Kraichgauer Hügelland. Das schöne Dorf mit 1652 Einwohnern ist nicht nur die kleinste Gemeinde im Landkreis, sondern hat seit Rosenmontag auch die mit 28 Jahren jüngste Bürgermeisterin Baden-Württembergs: Cathrin Rübenacker. Grund genug, sich die junge Dame mal anzuschauen.
Ertsendung 2014
Als der bisherige Amtsinhaber Wolfgang Bratzel vors Rathaus trat und die entscheidenden Worte („Die neue Bürgermeisterin heißt…“) sprach, war der Jubel und die Erleichterung groß: Cathrin Rübenacker hat es geschafft und ist seit dem 3. März als Rathauschefin für Zaisenhausen verantwortlich. Bis Ende Februar war sie noch für die Stadt Karlsruhe als Verwaltungsleiterin im badischen Konservatorium tätig.
Von der Optikerin zur Bürgermeisterin
Dabei ist ihr Ehrgeiz, sich um die Belange und Befindlichkeiten anderer Menschen zu kümmern, nicht neu: „Ich habe mich eigentlich schon immer für Andere eingesetzt“, blickt die sympathische 28-Jährige in ihre Kindheit und Schulzeit zurück. Als Klassen- und Schülersprecherin machte
sie erste Erfahrungen als „Sprachrohr“ einer Gemeinschaft. Dennoch war der Karriereweg der Badenerin lange Zeit nicht unbedingt auf ein solches Amt ausgerichtet. Nach der Mittleren Reife absolvierte sie in Eppingen zunächst eine Ausbildung zur Optikerin, holte ihre Fachhochschulreife nach und studierte anschließend in Kehl. Zu dieser Zeit leistete auch ihr Großvater Überzeugungsarbeit, indem er seine Enkelin mit Zeitungsausschnitten über offene Bürgermeisterposten auf ihre vermeintliche Berufung aufmerksam machen wollte.
Letzte Zweifel wurden dann im vergangenen Sommer beim Straßenfest in Zaisenhausen ausgeräumt. Cathrin Rübenacker bekam das Zutrauen der Bürger hautnah vermittelt und wurde darin bestärkt, den mutigen Schritt zu wagen, sich für dieses verantwortungsvolle Amt aufstellen zu lassen. „Als ich letztes Jahr im Wahlkampf von Tür zu Tür ging, fühlte ich mich eigentlich überall willkommen und spürte keinerlei Vorbehalte. Das spricht absolut für die Menschen hier“. Aus dem langen Schatten, den ihr Vorgänger nach 32 Jahren im Amt hinterlassen hat, möchte die studierte Diplom-Verwaltungswirtin nach und nach heraustreten.
Durch ihren Lebensgefährten, mit dem sie seit zehn Jahren liiert, aber (noch) nicht verheiratet ist, verschlug es die gebürtige Sickingerin im vergangenen Jahr von Flehingen nach Zaisenhausen, wo sie sich von Anfang an wohlfühlte. In einem „fremden“ Ort zu kandidieren, nur um Bürgermeisterin zu sein, wäre für sie indes nicht in Frage gekommen. Eine emotionale Bindung zur Gemeinde sei ihrer Meinung nach nämlich Grundvoraussetzung für ein solches Amt. „Zaisenhausen liegt mir am Herzen“, betont die Amtsnovizin.
Emotionale Bindung zur Gemeinde
Die vermehrte Aufmerksamkeit, die die neue Aufgabe naturgemäß mit sich bringe, habe Cathrin Rübenacker vor allem bei ihren jüngsten Kirchgängen wahrgenommen, wo sie nun plötzlich stärker auffalle. In ihrer neuen Tätigkeit sieht sie einen echten Full-Time-Job, der unter anderem auch Verwaltungsaufgaben
und die Arbeit im Gemeinderat vorsieht. Ihren derzeitigen Posten könnte sie theoretisch sogar über fünf Amtsperioden ausführen: „Ich bin ja noch jung und könnte die 32 Amtsjahre meines Vorgängers toppen, wenn ich bis zum Ruhestand im Amt bliebe“. Doch so weit möchte der bodenständige Blondschopf noch nicht vorausdenken und erstmal schauen, wie sich die ersten acht Jahre entwickeln. Ebenso gelassen sieht die passionierte Volleyballerin die Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem. Daher ist sie auch von Anfang an offenherzig damit umgegangen, später einmal Kinder haben zu wollen: „Job und Familie – ich traue mir das zu“.
Anstehende Aufgaben geht die parteilose Rübenacker mit viel Optimismus und Engagement, aber auch Realitätssinn an. Ihre vorrangigen Aufgaben bestünden zunächst darin, die Wünsche der Zaisenhausener in kurz-, mittel- und langfristige Ziele einzuordnen. Außerdem möchte sie sich an der Bürgernähe des bisherigen Amtsinhabers orientieren: „Auch meine Tür steht für alle immer offen“.
Text: Matthias Schleicher; Bilder: privat