
Es gibt viele Dinge die man Sammeln kann. Zum Beispiel wichtige Erfahrungen. Die Sammelobjekte Steffen Beckers („Wie der Boris, nur mit weniger Geld“) fahren auch. Es sind Oldtimer. Da steckt er seine ganze Zeit und Energie rein – und kann auf ein erstaunliches Lebenswerk blicken.
In Ubstadt-Weiher stehen in einer unscheinbaren vollverglasten Verkaufshalle ein Dutzend seiner Kostbarkeiten. Seit dem Jahr 2000 weißt das Schild „Ford Service“ auf sein Autohaus hin. Nur noch die Hälfte seiner Einnahmen macht er mit Neuwagen, bald möchte er in Gänze auf den Oldtimer-Handel umsatteln. Das macht ihm einfach am meisten Spaß. Und schließlich sei er „zertifizierter Fachbetrieb für historische Fahrzeuge“ und hat als solcher Kunden aus ganz Europa, letzthin erst einen aus Wien. „Das spricht sich rum in der Szene.“
Eigentlich ist der Ford gar keine so typische Oldtimermarke. Eher eine Nische, „da sind wir etwas Besonderes.“ Und von der Autofirma selbst bekäme man gar keine Ersatzteile für die alten Taunusse und Capris, „aber wir haben ein gutes Netzwerk, aus dem wir ganz praktische Hilfe bekommen. Im Jahr 2019 war Ford selbst bei ihm für eine Reportage für das firmeninterne Magazin – das Interesse ist also da.
Eigentlich ist Ford keine typische Oldtimermarke
Becker garnt um jedes seiner Vierräder eine Geschichte. Einen alten, weißen Fiesta hatte er gerade neu verkauft, an einen Mann, der diesen pflegte, bis die Tochter 18 Jahre alt war. Er hat ihn dann in Geschenkpapier eingepackt, mit Schleifchen. Sie packte aus: „Einen alten Ford möchte ich nicht fahren!“ Enttäuschung. Der Vater schenkte ihn Steffen Becker zurück. Bis heute steht die alte Schönheit in seiner Garage.
Aber man muss kein etwas verrückter „Freak“ sein wie Becker, um sich an den Goldies zu erfreuen. Maria Machauer aus Bruchsal findet sie auch toll. Da sie ihren Zahnarzt in Weiher hat, ist sie bereits öfters an Beckers Autohaus vorbeigefahren: „Die haben noch Stil, sind charmant“, da stecke noch Lebensfreude drin, sie stammten aus der guten alten Zeit. Die 48-Jährige hatte mal einen Opel Derby, so einen mit Choke, der berühmten Starterklappe (nicht dem flachen Witz). „Die Autos in Ubstadt sind top hergerichtet“, findet Machauer, „denen sieht man das Alter eigentlich gar nicht an.“
Da stirbt Fachwissen weg
Diese seien in der Regel ganz gut selbst zu reparieren, findet Becker. „Aber oft sind Autos, die er bekommt auch verpfuscht, die muss ich dann erst mal entmurksen.“ Das Tragische sei, dass die heutigen Azubis mit alten Autos gar nicht mehr umgehen könnten. „Da stirbt Fachwissen weg!“ sagt Becker, und er gehöre mit seinen 61 Jahren schon zur älteren Generation. Für ihn umso mehr ein Grund, sich gut um die alten Dinger zu kümmern.
Text und Bilder: Wolfgang Weismann
Aus RegioMagazin WILLI 03/2025
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