In Bayern sagt man Servus – und in Heidelsheim jetzt auch. Schuld daran sind Anette und Christian Venohr. Sie führen seit September 2019 das kleine Bistro „Servus Anni“ im historischen Ortskern und haben noch Einiges vor.
Ein Bayer im glücklichen Exil: Christian Venohr ist der Liebe wegen nach Heidelsheim gezogen. Seine Änni, wie er sie nennt, gehört zur Bäckerfamilie Bannholzer. „Wir wollten die Tradition aufrechterhalten. Die Bäckerei gibt es seit 1860 – genauso wie meinen Lieblingsfußballverein übrigens. Das war für mich wie ein Wink des Schicksals!“, erzählt Christian lachend. Die Tradition führen sie auf die etwas andere Art weiter – mit dem Bistro „Servus Anni“.
Der schnucklige Ort ist längst über die Grenzen Heidelsheims hinaus bekannt. „An vielen Tagen sind unsere Kuchen und Torten bereits Mittags ausverkauft und auch unsere Specials wie Burger oder Pastrami kommen gut an.“ Eine feste Speisekarte gibt es nicht, aber Kunden können sich auf Salatbowls, kleine Gerichte wie Strammer Max oder auch mal Spareribs freuen. Chefkoch Christian, der ursprünglich gelernter Elektrotechniker ist, kreiert das alles mit viel Leidenschaft. Abgerundet wird das Angebot durch feines Backwerk vom Konditormeister, der praktischerweise gleichzeitig Annis Bruder ist.
Servus Anni steht für hohe Qualität ohne Schischi, modern und doch bodenständig. „Auf dem Teller muss es rumpeln! Die Leute sollen das Essen nicht nur fotografieren, weil es gut aussieht, sondern vor allem den Teller leer essen, weil es so gut schmeckt“.
Corona hat auch das Servus Anni hart getroffen. Im Moment ist das Bistro, wie alle anderen Gastronomiebetriebe, geschlossen. Aber wie geht es weiter? „Wir haben uns während des ersten Lockdowns mit verschiedenen Aktionen über Wasser gehalten und konnten im Sommer natürlich ein komplettes Hygienekonzept vorweisen. Doch das hat uns leider für den zweiten Lockdown auch nicht geholfen“, so Christian. Gemeinsam mit seiner Ehefrau hat er sich dazu entschieden, das Servus Anni in diesem Jahr nicht wieder zu öffnen – und stattdessen Zeit, Energie und Geld in zwei neue Geschäftszweige zu investieren.
Christian und Anni haben große Pläne. Gleich zwei neue Geschäftszweige sollen im nächsten Jahr an den Start gehen. Zum einen das „Annis Inn“, ein kleines, besonderes Gästehaus mit zehn Zimmern. Das über 200 Jahre alte Gebäude in der Merianstraße wird dafür von dem Ehepaar und der Familie in Eigenregie renoviert. Und zum anderen das „Neben Anni“ – die kleinste Eventlocation der Welt oder auch eine Stehhalle, wie man sie aus Bayern kennt. „Kein Schnickschnack, eine Bar und Stehtische aus alten Weinfässern, das ist alles. Bier aus der Flasche, Kleinigkeiten zu Essen auf die Hand, einfach und authentisch.“
Und für alle, die das Servus Anni nicht so lange missen wollen, gibt es ein kleines Schmankerl: „Wir werden an den Adventssonntagen unseren beliebten kleinen Weihnachtsmarkt veranstalten, allerdings nur to go. Glühwein, gebrannte Mandeln, Magenbrot – alles, was dazugehört. Und im neuen Jahr starten wir wieder durch. Aufgeben ist keine Option!“
Text: Lidija Flick, Bilder: privat, egghead