Ursprünglich gab es sechs katholische Pfarreien in der Kernstadt Bruchsal, dann wurden jeweils drei Pfarreien zu zwei Seelsorgeeinheiten zusammengeführt. Ab 2015 werden aus den zwei Großpfarreien eine Mega Pfarrei mit etwa 11.000 Katholiken. Wer soll das bewältigen? Pfarrer Dr. Benedikt Ritzler blickt nach vorne.
„Ich bin gut vorbereitet auf die große Aufgabe und hoffe, möglichst viel Unterstützung aus den Kirchengemeinden zu bekommen“, das sagt der neue Bruchsaler Stadtpfarrer Benedikt Ritzler. Natürlich kann er noch keine Prognosen abgeben – dafür ist er zu kurz hier – aber Vorstellungen hat er schon wie es bei den Katholiken in Bruchsal weitergehen soll. Ziemlich „Knall auf Fall“ kam die Entscheidung die Stelle von Pfarrer Neidinger zu übernehmen, der bereits im vergangenen August in Ruhestand ging. Klar war dabei auch, dass in absehbarer Zeit die Seelsorgeeinheit St. Peter neu zu besetzen sein würde, denn Dr. Jörg Sieger begleitete dieses Amt seit 19 Jahren, und war damit eigentlich schon „ über der Zeit“. Es gibt auch für Pfarrer eine Art „Stellenbeschreibung“ und dort ist nachzulesen, dass ein Pfarrer in der Regel 10 bis 15 Jahre am selben Ort bleiben solle und dann eine neue Aufgabe bekäme.
Also geht eigentlich beim Pfarrerwechsel alles seinen ganz normalen Gang, auch wenn das in der Öffentlichkeit vielleicht etwas anders diskutiert wurde. Auf jeden Fall wird das Ende der Amtszeit der Pfarrer Neidinger und Sieger zu einigen Veränderungen führen. Diese Änderungen
müssen ja nicht zwangsläufig schlecht sein, nur weil sie am Anfang etwas Mühe machen. „Ich habe während meiner 11-jährigen Tätigkeit in Hechingen auch eine große Pfarrei mit 11.000 Gläubigen zusammengeführt, das war für alle kein leichter Prozess, insofern weiß ich aus Erfahrung, dass das durchaus funktionieren kann“, erzählt der 47-jährige neu Bruchsaler Benedikt Ritzler von seiner letzten Pfarrerstelle.
Ändert sich die Kirche…
„Es war eine tolle Zeit, wir haben viele Projekte entwickelt und der Abschied fiel mir sehr schwer, aber weil klar war, dass ich in den nächsten paar Jahren auf jeden Fall wechseln müsste, habe ich die Gelegenheit genutzt und die Stelle in Bruchsal übernommen. Aus organisatorischen Gründen werden nun gleich die Pfarreien neu strukturiert, die Zusammenlegung kommt jetzt ein bisschen früher“, sagt er ganz pragmatisch. Er wirkt dabei durchaus wie einer, der es gewohnt ist anzupacken und Entscheidungen zu treffen, ist aber anscheinend kein reiner „Kopfmensch“, der nach organisatorischen und wirtschaftlichen Aspekten agiert. Der Mensch sei ihm sehr wichtig. In der Seelsorge sieht er schon seine zentrale Aufgabe. Natürlich mit Unterstützung der Kirchengemeinde und von Ehrenamtlichen, die er für sehr wichtig hält.
Seit Anfang November ist er hier, am 30. November war offizielle „Investitur“. Nun gilt es zu erkunden, sich umzuhören, Kontakte zu knüpfen, sich vorzustellen und was man so alles tut, wenn man eine neue Stelle antritt. Egal ob bei einem Unternehmen, bei einer Behörde oder eben bei der Kirche. Natürlich sei es klar, dass die Kirche heute eine ähnliche Struktur habe, wie ein Unternehmen, sonst würde dieser große Apparat gar nicht mehr funktionieren. Gute Organisation, eine effiziente Verwaltung und Disziplin seien Grundlage dafür, dass die Priester vor Ort ihren Grunddiensten, wie Taufe, Erstkommunion, Trauungen und Beerdigungen nachkommen können, das wäre ja mal der Minimalanspruch, den jeder an seine Kirche habe, egal, ob er sie sonst häufig besucht, oder nicht, sagt der Pfarrer. „Wenn sich die Leute bei uns gut aufgehoben wissen ist schon viel gewonnen.“ Darüber hinaus erzählt er aber von seinen eigenen Ansprüchen, die er mit seiner Aufgabe verbindet.
…oder nur die Struktur?
„ Ich möchte denen, die kommen, Freude am Glauben vermitteln und ich freue mich, wenn ich Impulse oder Antworten geben kann. Ich möchte Menschen eine Perspektive anbieten können. Heute spricht man viel von Work-Life-Balance, von der Sinnsuche über den materiellen Profit hinaus, von der Frage nach dem „warum tu ich mir das an“. Hier möchte ich gerne ansetzen und die Menschen, ob mit konkreten Hilfen in Beratungsstellen, oder im klassischen Gottesdienst ansprechen. Eine Gemeinde mit 11.000 Katholiken kann kein Pfarrer alleine betreuen, das ist nicht möglich. Zur Seite stehen werden Benedikt Ritzler der Diakon Bernhard Wilhelm und Marieluise Gallinat-Schneider, die sich in den ehemaligen Seelsorgeeinheiten gut auskennen. „Ich hoffe auf viele Helfer, die mit mir und meinem Team zusammen etwas Neues aufbauen wollen, gerne auch neue Projekte anstoßen“, sagt er. In Hechingen habe er zum Beispiel sehr viel in der Kinder.-und Jugendarbeit entwickelt, wobei hier, von außen betrachtet, der Zusammenhang zum Gedanken des Unternehmers kommen könnte „zukünftige Kundenkreise zu erschließen“. Ob er so ein Stratege ist, oder einfach nur ein ganz netter, sympathischer Mensch, der einen neuen Job antritt und diesen auch möglichst gut machen möchte, das werden wir sehen.
Schauen wir zusammen vorwärts, geben wir unserem Pfarrer eine Chance sich zu beweisen.
Text: Andrea Bacher-Schäfer, Bilder: Andrea Bacher-Schäfer, privat