Ortsportrait | Unser Karlsdorf – Fakten, Infos, Menschen & Geschichten (Archiv 2020)

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Icon-Stadtmagazin WILLI… so lautet der Slogan der Doppelgemeinde Karlsdorf-Neuthard. In den 1970er Jahren, als die große Welle der Gemeindefusionen durch das Land rollte, fanden auch die Ortschaften Karlsdorf und Neuthard eine neue Ausrichtung. Die beiden selbstständigen Orte schlossen sich am 1. Januar 1975 zusammen. Inzwischen zählt die Gemeinde 10.685 Einwohner, davon 6.475 im Ortsteil Karlsdorf und 4.210 in Neuthard (Stand November 2019). Trotz der Fusion haben diese beiden Orte ihre ganz eigene Entstehungsgeschichte und viele unterschiedlichen Facetten, die wir getrennt durchleuchten möchten. In dieser Ausgabe starten wir daher mit dem Ortsteil Karlsdorf und starten damit eine große Reihe künftiger Ortsportraits in WILLI das RegioMagazin.

Ein Ort und seine Geschichte

In den 70er Jahren, als die große Welle der Gemeindefusionen durch das badische Land rollte, fanden auch Neuthard und Karlsdorf zusammen. So kam es denn, dass aus den beiden ehemals selbstständigen Orten im Westen Bruchsals eine Doppelgemeinde wurde.

Karlsdorf durfte sich einst die zweitjüngste Gemeinde des früheren Landkreises Bruchsal nennen. Der Hintergrund: 1813 kam es zu einer Umsiedlung aus dem Flecken Dettenheim, einer uralten Rheinsiedlung, die noch aus der Zeit der Karolinger stammte. Doch mit der Moderne wurde es in Dettenheim ungemütlich – Tullas Rheinregulierung brachte häufige Überschwemmungen mit sich. Doch erst nach jahrelangem Drängen genehmigte Großherzog Karl von Baden die Umsiedlung nach Altenbürg bei Bruchsal. Dennoch erhielt der neue Ort aus Dank den Namen Karlsdorf.

Gerade mal 500 Seelen beherbergte die junge Gemeinde zu Anfang – und auch an Grund und Boden fehlte es. Doch aufgrund der recht günstigen geographischen Lage konnte sich Karlsdorf trotzdem rasch entwickeln. Vor allem die zahlreichen Zigarrenfabriken belebten die Kommune, brachten Arbeit, Geld und Wachstum. Der Anschluss an die just gebaute Eisenbahn in den 1870er Jahren sowie die vor der Haustür gelegene heutige Autobahn A5 taten ebenfalls ihren Teil. Nach dem 2. Weltkrieg wurde jedoch die Zigarrenindustrie auch in Karlsdorf aufs Altenteil geschickt, während neu angesiedelte Industriebetriebe die Lücke füllten. Es war die Zeit des Wirtschaftswunders – und die Epoche der Neubaugebiete.

Dialekt

Es gab (und viele behaupten, das ist immer noch so) einen großen Unterschied, der die Karlsdorfer so eigen und unverwechselbar macht. Das ist ihr Dialekt! Vom Rhein her umgesiedelt, unterschied sich der Tonfall doch teils gewaltig von dem hiesigen Dialekt. Für viele, die die Neuansiedler vor 200 Jahren durchaus argwöhnisch betrachteten, war das ein ganz anderer, eigener Menschenschlag!  Daher kommt vermutlich der Ausspruch: „Es gibt Schwarze, Weiße und Karlsdörfer!“. Heute betrachtet man diese Neckereien mit Humor, die Karlsdorfer haben sich längst in der Region „integriert“.

Es gibt noch einige Wörter und Redewendungen, die von der früheren Heimat am Rhein gefärbt sind: Ältere Karlsdorfer gehen bis heute „heem“ und nicht „horm“ oder „heim“. Ein Baum ist für sie ein „Beem“ und nicht ein „Borm“ und auch nicht jeder Auswärtige weiß ohne weiteres, was „Schmeerles“ bedeutet.

Text: Andrea Bacher-Schäfer, Bilder: Jan Taschler

Amtlich

Weil die Karlsdorfer in ihrer neuen Heimat nur ein vergleichsweise kleines Gemeindegebiet zugewiesen bekamen, schied die Landwirtschaft als Haupteinnahmequelle aus. Sie mussten sich nach einem anderen Broterwerb umsehen. Das führte dazu, dass viele Einwohner in den umliegenden Städte Bruchsal, Karlsruhe oder Mannheim bei staatlichen oder kommunalen Ämtern eine Anstellung suchten und fanden. Daraus entwickelte sich der Spruch: „In jedem Amt sitzt en Karlsdörfer!“

Fronleichnamsprozession

De Bock weddelt ä!*

*Der Bock weidet auch!

Das Alte Rathaus von Karlsdorf, heute Heimatmuseum, ist das Wahrzeichen aus vergangenen Tagen. Markante Gebäude sind auch die katholische Pfarrkirche St. Jakobus, die evangelische Friedenskirche, das Kulturhaus “Alte Schule”, die frühere Zigarrenfabrik in der Bahnhofstraße.

Eine fleißige, heitere und gesellige Lebensart, dazu ein bis heute erhaltener, noch aus der früheren Heimat stammender eigener Dialekt, sind echte Markenzeichen von Karlsdorf. Aufgrund ihrer geographischen Lage und der idealen Verkehrsanbindung hat sich die Gemeinde in den letzten Jahren beeindruckend entwickelt.

Besondere Akzente wurden im Natur- und Umweltschutz, der Entwicklung neuer Baugebiete, der gezielten Weiterentwicklung der Primärinfrastruktur mit Einrichtungen für Kinder, Jugend, Familien und Senioren und der Schaffung neuer Ansiedlungsflächen für Industrie und Gewerbe gesetzt. Nahe gelegene Freizeit- und Erholungsgebiete tragen zu einem hohen Wohnwert bei.

Bockweddel

Ihren Spitznamen „Bockweddl“ haben die Karlsdorfer übrigens auch ihrer Mundart zu verdanken. Früher hatte fast jede Karlsdorfer Familie einen Stall mit Ziegen hinter dem Haus. Sie trieben deshalb ihre Geißen und Geißböcke (mundartlich für Ziegen) statt Kühe auf die Weide, was mit dem Begriff „Geesewädle“ bezeichnet wurde. „Gehsch ä mit ens Geesewädle – unser Bock wädlt ä!“ (Gehst du mit zum Ziegen weiden, unser Bock weidet auch) war ein oft gebrauchter Ausspruch.“

Text: Andrea Bacher-Schäfer, Bilder: Jan Taschler

FAKTEN
Ort Karlsdorf

Gründung: 1813
Einwohnerzahl : 6.475

Bürgermeister:
Sven Weigt, seit 25. Januar 2015 (CDU) im ersten Wahlgang mit 94,5 Prozent

Gemeindeanschrift:
Amalienstraße 1
76689 Karlsdorf-Neuthard
Tel. 07251/4430

Städtepartnerschaften:
Nyergesújfalu (Ungarn)
Guabiruba (Brasilien)
Höhnstedt (Sachsen-Anhalt)

Persönlichkeiten:
Edo Zanki (1952–2019), Musiker und Produzent
Anke Huber (* 1974), Tennisspielerin (Nr. 4 der Weltrangliste)
Dieter Schlindwein (* 1961), Fußballspieler, 1. Bundesliga

Erfolgreiche Vereine:
TSV Karlsdorf Faustball (2. Bundesliga)
TSV Karlsdorf Tischtennis (Badenliga)

www.karlsdorf-neuthard.de

Sie wollen noch mehr über die Geschichte und Bewohner von Karlsdorf erfahren? Dann schauen Sie doch auch bei diesem Beitrag vorbei:

UNSER KARLSDORF | 40 Jahre Heimatverein (Archiv 2020)

Aus RegioMagazin WILLI 8/20

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