Als Janina Laura Zindl aus Forst im Oktober 2014 zum ersten mal die MS Albatros betrat hatte sie bis dahin noch nie ein Schiff von innen gesehen. Und sie war nicht als Passagierin an Bord gegangen – sie kam zum Arbeiten!
Aus dem RegioMagazin WILLI 07/2017
Sie wurde 1989 in Karlsruhe geboren und verbrachte ihre Kindheit in Forst. Nach dem Abitur studierte sie in München Tanz, Schauspiel und Gesang mit dem Abschluss „diplomierte Musicaldarstellerin“. Bereits während der Ausbildung wirkte sie am Landestheater Bayern bei Operetten wie „Im weißen Rössl“ mit.
Im Anschluss an ihr Studium fehlte dann leider die langfristige Anstellung. Sie war lang arbeitslos. Jede Audition, wie man in Künstlerkreisen Castings nennt, blieb erfolglos. „Es war eine harte Zeit“, erinnert sie sich. „Da nach dem Abitur gleich das Studium folgte erhielt ich kein Arbeitslosengeld. Ich musste mich mit Aushilfsjobs lange Zeit über Wasser halten. Da mein Geld immer knapper wurde, musste ich mir genau überlegen, zu welchem Casting ich fahren kann.“
Jede Audition blieb leider erfolgslos
Es kostet die junge Künstlerin viel Kraft sich nach den Absagen immer wieder neu zu motivieren. Nach einem Auto-Totalschaden auf dem Weg zu einer Bewerbung, stand für Janina fest: Sie muss sich beruflich komplett neu orientieren.
Doch soweit sollte es nicht kommen. Die entscheidende Einladung zur Audition für das Phönix-Schiff MS Albatros, bekannt durch die ZDF-Serie „Verrückt nach Meer“, flatterte ins Haus. „Ich hatte ganz vergessen, dass ich mich hier auf einer Plattform beworben hatte. Die Freude war riesig und ich nahm die Fahrt zur Bewerbung nach Hannover in Kauf. Glücklicherweise folgte danach eine Zusage für das Showensemble an Bord der MS Albatros ab Oktober 2014.
Eine eigene Kabine, ein eigenes Bad und das freie Bewegen in allen Räumlichkeiten wurden garantiert. Das ist für Angestellte eines Kreuzfahrtschiffs nicht unbedingt üblich. Die eigene Kabine hat Janina mittlerweile als Rückzugspunkt zu schätzen gelernt, da es auf einem Schiff wenig Privatsphäre gibt. „Man trifft ständig auf Leute ob Passagiere oder Kollegen, da ist man froh, wenn man auch mal seine Ruhe hat, wenn auch nur auf 8 Quadratmetern.“
Es ist ein ständiges Kommen und Gehen auf dem Schiff, auch was die Künstler angeht. Die Engagements dauern oft nur wenige Wochen. Daher muss man flexibel sein und sich ständig auf neue Kollegen einstellen. Trotzdem genießt Janina das Leben auf hoher See.
Kaum Privatsphäre auf dem Schiff
Ihr Tag auf dem Schiff beginnt gegen 10 Uhr mit Proben für die Abendaufführung und endet oft erst um 23.30 Uhr. Aber es gibt auch Freizeittage und da ist es selbstverständlich, dass man das Schiff auch verlassen kann. „Manchmal habe ich das Glück und darf eine Reisegruppe als Dolmetscher zu einem Ausflug begleiten. Auf Bora-Bora bin ich so schon mit Rochen und Riffhaien geschwommen und in Sydney habe ich die Harbour-Bridge bestiegen. Außerdem kann man sich auf einer Kreuzfahrt ‘Appetit holen‘ auf ein bestimmtes Land. Mit den gewonnen Eindrücken entscheidet man dann, ob man mehr sehen mag und vielleicht einen künftigen Urlaub dort plant.
Janina ist mittlerweile „Verrückt nach Meer“. „Ich bin jetzt drei Verträge auf der MS Albatros gefahren, die alle zwischen 7,5 und 9 Monate dauerten. Macht man seinen Job gut und Chefs und Produzenten des Showensembles sind zufrieden, bekommt man in der Regel ein weiteres Jobangebot.“
Janina hat zuhause den Rückhalt ihrer Familie, den es bei diesem Job braucht. „Meine Familie, kümmert sich um Post und Haustiere, eine Unterstützung die ich immer hatte. Einen Freund habe ich allerdings keinen, das ist nicht machbar. Man würde sich nicht sehen, ich bin ständig unterwegs und selbst in Zeiten moderner Kommunikation wäre der Kontakt zwar nicht schwierig aber teuer – drei Stunden Internet kosten auf dem Schiff schon mal zehn Euro.
Janina genießt die Zeit auf der Albatros. Die weiße Lady schipperte sie zu den schönsten Plätzen der Welt. Reiseübelkeit kennt sie nicht – auch nicht bei hohem Wellengang und Heimweh hat sie auch nicht, zumal es doch schon mal vorkommt, dass Passagiere aus dem Willi-Land an Bord sind. Wie unlängst ein Ehepaar aus Forst, quasi ihre Nachbarn aus Kindertagen.