Es beginnt mit einem Zucken der Augenbrauen. Ein Mann, mit wilhelmischem Auftreten irgendwie aus der Zeit gefallen, erzählt die Geschichte seiner Reise von Berlin nach Oberderdingen. Moment mal, den kenn ich doch? Richtig. Das ist August Aschinger. Also… nicht der Aschinger natürlich. Sondern seine digitale Wiedergeburt in einem KI-Video von Jürgen Scheible. Aber schauen Sie selbst …
Als echter Oberderdinger kennt man die Geschichte
Zwei Brüder aus dem beschaulichen Oberderdingen, August und Carl Aschinger, eröffneten 1892 in Berlin eine „Bierquelle“. Mit kostenloser Schrippe zur Suppe wurden sie zum Gastro-Phänomen. Es folgten Restaurants, Hotels, sogar das Central-Hotel. Aschinger wurde zum größten Gastrounternehmen Europas und Inbegriff von cleverem Unternehmergeist – ein Berliner Mythos mit Kraichgauer Wurzeln.
Aschinger ist zurück – vermutlich nicht zum letzten Mal
Jürgen Scheible, das ist dieser kreative Tausendsassa: Professor in Stuttgart, Stadtrat in Oberderdingen, Erschaffer des Weihnachtsengels, medienaffiner Möglichmacher mit einer Vorliebe für Grenzgänge zwischen Technik und Kunst. Und offenbar mit einer tiefen Neigung zur lokalhistorischen Ehrenrettung. Also hat er sich gedacht: Warum nicht mal Aschinger zurückholen – digital, animiert, leicht geisterhaft – und ihm zeigen, wie es heute so aussieht in seiner alten Heimat?
Das Ergebnis ist kein Heimatfilm, kein Dokumentarfilm, eher ein Werbevideo in eigener Sache. Ein Spaziergang durch Oberderdingen, gefilmt mit echten, aktuellen Bildern – durchdrungen von KI-Zauber: Aschinger schaut, Aschinger nickt, Aschinger denkt (oder tut zumindest so). Seine Zeitreise in die Gegenwart. Funktioniert. Irgendwie. Kein Denkmal, kein Museum – sondern ein Moment.
Sympathisch auch, dass der „Herr Aschinger“ als digitale Kunstfigur erkennbar bleibt. Denn Midjourney und Co. lassen mittlerweile absolut echt aussehende Varianten zu.