Bruchsal, 5.6.25 | 80 Millionen Euro weniger Gewerbesteuer bis 2028, eine sofortige Haushaltssperre, Einstellungsstopp im Rathaus – Bruchsal befindet sich im finanziellen Ausnahmezustand. Wenn der Nachtragshaushalt im Juli den Segen des Regierungspräsidiums erhalten soll, müssen längst Projekte gestrichen und Prioritäten neu sortiert werden.
In dieses Klima der Unsicherheit fällt die Wahl des neuen Oberbürgermeisters: Helge Viehweg (SPD) und Sven Weigt (CDU) äußerten sich gegenüber Landfunker zur aktuellen Situation und der Frage, wie sie die Stadt durch die rauen Jahre steuern wollen.
Viehweg wirbt mit Innovationskurs und Innenstadtimpulsen
Der Straubenharder Bürgermeister Helge Viehweg verspricht eine wirtschaftlichen Neuaufstellung. Ziel sei ein „starker und zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort”, in dem Unternehmen auf kurze Wege zur Stadtspitze, eine begleitende Verwaltung und flächendeckendes Glasfaserinternet zählen können sollen. Zukunftsfähigkeit definiert er auch ökologisch: Öffentliche Beschaffung solle bewusst auf faire, regionale Produkte setzen, Sharing-Modelle sollen gefördert werden.
Besondere Aufmerksamkeit will Viehweg auf die Innenstadt richten. Mit mehr Grün, Sitzgelegenheiten, Spielangeboten und „kleinen gastronomischen Akzenten“ soll die Aufenthaltsqualität gesteigert werden. Ein modernes Parkleitsystem, zusätzliche Abfallbehälter und ein nachhaltiger Wochenmarkt würden sein Bild der Stadt komplettieren. Die Magnetwirkung des Schlosses möchte er „unkompliziert und kreativ” in die City ziehen. Seinen Führungsstil beschreibt Viehweg als zuhörend – Townhall-Formate sollen Bürgerinnen und Bürger früh einbinden.
Weigt setzt auf Haushaltsdisziplin und Erfahrung
Für Sven Weigt, seit 18 Jahren Bürgermeister im Nachbarort Karlsdorf-Neuthard, Fraktionsvorsitzender im Kreistag und stellvertretender Landrat, steht zuvorderst eines im Fokus: die Stabilisierung der Finanzgrundlage. „Zuerst kommt die Pflicht”, betont er und erinnert daran, dass er die Verschlechterung der Einnahmeseite seit Wochen prognostiziert habe. Wer jetzt mit Versprechen für neue Projekte werbe, ignoriere schlicht die Realität.
Weigt verweist auf seine Erfahrung im Umgang mit defizitären Budgets. Sollte er gewählt werden, will er als ersten Schritt eine transparente Bestandsaufnahme des Haushalts vorlegen und gemeinsam mit Verwaltung und Gemeinderat einen Sanierungspfad erarbeiten. Dabei gehe es nicht um Aktionismus, sondern um „besonnenes, verantwortungsvolles Handeln” auf Basis belastbarer Zahlen. Bewährte Strukturen sichern, echte Prioritäten setzen und auf der dann geschaffenen soliden Grundlage die Zukunft für die Stadt gestalten – das sei sein Credo.
Wem schenken die Wählerinnen und Wähler in dieser Situation ihr Vertrauen?
Aktuell bleibt die Kassenlage der alles überragende Prüfstein: 80 Millionen Euro fehlen, Pflichtausgaben drücken – jeder Euro will neu gewogen werden. Ob Bruchsal dafür eher den innovationsgetriebenen Aufbruch von Helge Viehweg oder die haushaltszentrierte Disziplin von Sven Weigt wählt, muss nun die Bürgerschaft entscheiden.
Offen ist auch, wie sich der dritte Bewerber, Christian Dammert (AfD), positioniert; eine Stellungnahme zur Finanzkrise hat er Landfunker bislang nicht übermittelt. Wer also das größere Vertrauen auf sich zieht, wird sich am Wahltag zeigen – und mit ihm die Antwort auf die Frage, wem die Bruchsaler ihre finanzielle Zukunft anvertrauen.
Lernen Sie die OB-Kandidaten bei KraichgauTV im Fernsehen kennen
Drei Kandidaten, drei Orte, drei Gespräche – plus eine Kandidatenrunde.
Unser Schwestermedium KraichgauTV ist derzeit mit Kamera und Fragen unterwegs und trifft alle drei OB-Bewerber dort, wo sie später Politik machen wollen: in Bruchsal und seinen Stadtteilen. Die Kandidaten sollten dabei den Interview-Platz selbst wählen – zu den Themen Stellung nehmen, die die Menschen vor Ort beschäftigen.
Ab der Woche nach Pfingsten gibt’s alle drei Interviews gleichzeitig zu sehen.
Wer spricht Klartext? Wer bleibt vage? Wer wirkt glaubwürdig? Das Videoformat bietet einen anderen Einblick als Plakate, Flyer und Pressemitteilungen: Man sieht, wie jemand auf Fragen reagiert, ob er oder er oder er (bisher gibt’s nur Herren) ausweicht oder überzeugt. Neben der Persönlichkeit geht’s natürlich auch um Inhalte.
Alle zusammen im KraichgauTV Stadtstudio
Etwa zwei Wochen später bringt KraichgauTV alle drei Kandidaten zusammen ins Stadtstudio. Dort stellen sich die Kandidaten den Fragen unserer Redakteure Michelle Kochno und Matthias Kampp – gemeinsam, zur selben Zeit, am selben Tisch. Wer zuhört, wer übergeht, wer kontert – das sieht man nur, wenn alle nebeneinander sitzen.
Also: Einschalten lohnt sich.
Ob im KraichgauTV-Fernsehen oder auf landfunker.de – wer mehr erfahren will, kann hier genau hinschauen.