In aller Kürze
• Ältere Bürger müssen sich umstellen
• Neue Partnerfiliale in der Werner-von-Siemensstraße als Alternative
Bruchsal, 28.02.25 | Das Postamt in der Luisenstraße macht Mitte April 2025 dicht – nach fast 120 Jahren. Die Bruchsaler Rundschau nennt es einen „Paukenschlag“, doch ist es wirklich einer? Wer genau hinsieht, erkennt: Die Zeichen der Zeit standen längst auf Abschied.
Tradition zählt nichts, wenn die Zahlen nicht stimmen
Ob Bankfilialen, kleine Buchhandlungen oder eben die Post – was sich nicht rechnet, verschwindet. In Zeiten von E-Mail, WhatsApp und Online-Banking wird der klassische Briefverkehr zur Randerscheinung. Briefe schreiben? Macht kaum noch jemand. Wer muss heute noch einen Einschreiben-Rückschein auf Papier abheften? Die Post reagiert – und das nicht zum ersten Mal.
Schon vor Jahren begann die Umstellung: Weniger Filialen, mehr Paketshops, mehr Automaten. Die neue Realität? Wer nicht digital kann oder will, muss Umwege in Kauf nehmen. Eine bittere Pille, vor allem für ältere Menschen, die auf persönliche Services angewiesen sind.
Der Widerstand aus dem Rathaus – ein symbolischer Kampf?
Bruchsals Stadtverwaltung protestierte gegen die Schließung. Der Widerstand ist verständlich – doch was kann eine Kommune gegen einen Konzern ausrichten, der längst nach neuen Geschäftsmodellen sucht? Die Entscheidung steht fest, der Protest verpufft.
Es ist ein Dilemma: Die Bürger erwarten Service vor Ort, doch wer nutzt ihn noch regelmäßig? Die Stadt kämpft gegen eine Entwicklung, die weit über Bruchsal hinausgeht. Die Post ist da nicht allein – Banken, Reisebüros, Einzelhandel kämpfen mit den gleichen Problemen.
Wandel ist unbequem – aber unvermeidlich
Die romantische Vorstellung von der Post als stabile Institution der Stadtgesellschaft gehört der Vergangenheit an. Was bleibt, ist eine nüchterne Realität: Wenn eine Dienstleistung nicht mehr gebraucht wird, verschwindet sie. Die Alternativen? Automatisierte Paketstationen, private Anbieter und eine neue Partnerfiliale in der Werner-von-Siemens-Straße.
Wer heute noch über das „Poststerben“ klagt, sollte sich fragen: Wann hat er selbst das letzte Mal eine Filiale betreten? Die Antwort erklärt vielleicht, warum es gar kein „Paukenschlag“ ist – sondern eine Entwicklung mit Ansage.
… meint der Landfunker