WILLI-Reportage | Noble Straßennamen in der Bahnstadt Bruchsal – Teil 3 (Archiv 2022)

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Willy Brandt und Heinrich Böll werden wohl die Meisten kennen, auf unsere deutschen Nobelpreisträger sind wir sehr stolz. Die Französin Marie Curie hat sogar zweimal den Nobelpreis bekommen, das wissen schon weniger. Aber wer sind Bertha von Suttner, Nelly Sachs und Elie Wiesel? Auch sie haben den berühmten schwedischen Ehrenpreis in verschiedenen Kategorien bekommen.

Als der Gemeinderat Bruchsal die Bebauung des alten Messplatzgeländes beschloss, die Neugestaltung der „Bahnstadt Bruchsal“ begann, hat man sich darauf verständigt, dass die neuen Straßen mit Namen von Nobelpreisträgern benannt werden sollen. Über diverse Vorschläge wurde diskutiert, sieben Menschen wurden ausgewählt.

Bertha Sophia Felicita Freifrau von Suttner

geb. Kinsky von Wchinitz und Tettau

(*9. Juni 1843 Prag, †21. Juni 1914 Wien)

Bertha von Suttner, geb. Gräfin Kinsky war eine österreichische Pazifistin und Schriftstellerin. Sie erhielt 1905, als erste Frau, den Friedensnobelpreis.

Weil ihre Adelsfamilie völlig verarmte, musste sie sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und verliebte sich in den Sohn ihres Arbeitgebers. Von dessen Familie nicht akzeptiert, heiratete Bertha heimlich Arthur von Suttner und floh mit ihm in den Kaukasus. Dort lebten sie neun lange Jahre vom kärglichen Erlös ihrer schriftstellerischen Tätigkeit.

Angeregt durch ihre früheren Kontakte zu dem Millionär Alfred Nobel, der glaubte, durch die Produktion verheerender Sprengstoffe Kriege unmöglich zu machen, setzte sie sich nun immer mehr mit dem Thema Krieg und Frieden auseinander. Von 1882 bis 1884 wurden ihre ersten drei Romane publiziert. In „Inventarium einer Seele“ (1883) wird bereits die Frage nach der Berechtigung des Krieges behandelt.

1889 veröffentlichte Bertha von Suttner den Antikriegsroman „Die Waffen nieder“, der über Nacht ein Welterfolg und in 16 Sprachen übersetzt wurde. In diesem, in aristokratischen Kreisen spielenden Buch, entlarvt sie die männlichen Tugenden wie Mut, Tapferkeit und Kampfeswille und schildert in naturalistischer Weise die Folgen der Kriegsgreuel. Der Erfolg des Buches lag an der erschütternden Darstellung von Einzelschicksalen, die die Leser in den Bann zogen.

Erste weibliche Friedensnobelpreisträgerin

Bertha von Suttner wurde zur wichtigsten Aktivistin der Friedensbewegung, zur »Friedens-Bertha«, wie die deutschnationalen Kreise sie abschätzig nannten. Sie organisierte Friedensaufrufe, ließ Flugblätter und Broschüren drucken, um zu internationaler Solidarität aufzurufen und Feindbilder abzubauen. 1891 gründete sie die »Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde«, 1892 die Deutsche Friedensgesellschaft, nahm an internationalen Kongressen in Bern, Antwerpen und Hamburg teil und war 1899 an den Vorbereitungen zur ersten Haager Friedenskonferenz beteiligt. Auf Vortragsreisen durch Europa und die USA warb sie für Abrüstung und die Einrichtung internationaler Schiedsgerichte, mit denen sie hoffte, kriegerische Auseinandersetzungen verhindern zu können.

Blick in den Bertha-von-Suttner-Weg

Sie war überzeugt, dass den Frauen Sitz und Stimme im »Rat der Völker« gebühre und rief sie zu besonderem Einsatz für den Frieden auf.

Bertha von Suttner musste aber auch Spott und Ächtung ertragen. Ihre Tätigkeit wurde als »unweiblich« kritisiert. Sie war von ihrer Friedensmission bis an ihr Lebensende erfüllt. Ihre größte Niederlage erlebte sie nicht mehr – sie starb 1914, wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, vor dem sie so oft gewarnt hatte.

 

Text: Andrea Bacher-Schäfer

Aus RegioMagazin WILLI 03/2022

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