Manche Menschen decken an Heiligabend den Tisch für viele. Andere für niemanden.
Genau für diese Menschen gehen in Bruchsal an Heiligabend die Türen des Bürgerzentrums auf. Keine Karten werden abgerissen, der Eintritt ist frei, jede und jeder ist willkommen. Lars Dettweiler und Daniel Prestel haben zusammen mit ihrem Team den Tisch für zweihundert Menschen gedeckt. Es ist für alles gesorgt, Essen, Trinken, Geschenke, Unterhaltung. Aber die Hauptbotschaft ist das Wichtigste: Schön, dass du da bist. Du bist nicht allein.
Bruchsal, 24.12.2025
Weihnachten ist für viele ein Fest der Familie und Freunde. Für andere ist es der Tag, an dem das Fehlen geliebter Menschen besonders spürbar wird. Vielleicht weil eine Beziehung zerbrochen ist, die Familie weit weg, der Partner gestorben oder weil das Leben stiller geworden ist. Und so sitzt man vielleicht einsam zuhause an diesem besonderen Tag. 
Gespräche sind erstmal das Wichtigste
Ab 11.30 Uhr füllt sich der Saal langsam. Gegen 12.30 Uhr beginnt die Feier. Leise Klaviermusik liegt in der Luft, man unterhält sich noch vorsichtig. Es wird serviert, ohne Eile, denn Gespräche sind erst mal wichtiger. Erst Suppe, später ein warmes Hauptgericht nach Wahl, am Ende Eis und Gebäck. Wer möchte, wählt selbst.
Rund 180 bis 200 Menschen kommen über den Tag verteilt. Kinder, Alleinerziehende, ältere Menschen, Menschen mit Behinderung, Jüngere, bei denen man es nicht erwartet hätte, dass sie diesen Tag allein verbringen.
Zwischendurch bekommt die Veranstaltung auch Besuch von außen – und Anerkennung. Der Schirmherr der Veranstaltung, Bruchsals Oberbürgermeister Sven Weigt, kommt vorbei, begleitet von Norbert Grießhaber, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Kraichgau. Beide wünschen gutes Gelingen, bedanken sich bei den Veranstaltern und den vielen Helferinnen und Helfern. Die Sparkasse hat das Projekt mit einem mehr als großzügigen Betrag unterstützt. Auch Christian Eheim, der Bürgermeister von Graben-Neudorf ist da. Er hatte die Premiere im vergangenen Jahr am dortigen Ort unterstützt und wollte nun auch in Bruchsal Präsenz zeigen.
Das gemeinsame Essen darf dauern, Gespräche sind wichtiger als Tempo, Nähe wichtiger als Routine. Wenn die Suppe etwas später kommt, ist das kein Problem. Wenn jemand sich beachtet und aufgehoben fühlt, ist das mindestens so viel wert wie ein schmackhafter Braten. Und genau das spüren viele Gäste. Später wird immer wieder dasselbe Feedback weitergetragen: dass sich Gäste und Helfer sehr gefreut haben, sich wohlgefühlt haben – und dass im Saal eine besondere Wärme spürbar und eine Freundlichkeit, die ehrlich war.
„Wir haben noch Luft nach oben, definitiv.
Für das erste Jahr hier in Bruchsal sind wir
sehr, sehr zufrieden.“
Zwischen Christkind, Weihnachtsmann, Geschenke verteilen und einer Fotobox geschieht das, was sich nicht planen lässt. Man kommt ins Gespräch. Tauscht Geschichten und Telefonnummern. Macht Bilder miteinander als Erinnerung an einen besonderen Tag. Daniel Prestel erzählt dem Landfunker-Redakteur glücklich, dass zwei Menschen allein gekommen waren – und als Paar wieder gingen.
Viele Gäste melden sich später noch einmal per Mail, bedanken sich, erzählen, wie gut ihnen dieser Tag getan hat. „Das war rundum ein sehr gelungenes Event“, sagen Lars und Daniel rückblickend. „Aber, wir haben noch Luft nach oben, definitiv. Für das erste Jahr hier in Bruchsal sind wir sehr, sehr zufrieden.“
Dass trotzdem weniger Menschen gekommen sind als ursprünglich erhofft, gehört zur ehrlichen Bilanz. Es wurde geflyert, plakatiert, beworben – und doch scheint die Hemmschwelle hoch zu sein, daran wollen die beiden noch arbeiten. Die Resonanz in der Bevölkerung dagegen war im Vorfeld riesig, überwältigend viele Helferinnen und Helfer waren mit Begeisterung mit von der Partie.
Viele haben bereits zugesagt, dass sie im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein wollen. Unterstützung ist da. Platz wäre auch da – für bis zu 800 Menschen. Übrigens: Die übrig gebliebenen Mahlzeiten und Geschenke wurden noch am gleichen Abend an umliegende soziale Einrichtungen verteilt und waren nicht verschwendet. Auch das gehört zu einer guten Organisation.
Ein Haus mit offenen Türen – und
bitte wieder am nächsten Heiligen Abend!
Was bleibt, ist das Gefühl, dass hier etwas Großes für Bruchsal und die Umgebung heranwächst. Ein Fest, das zeigt, was Weihnachten auch sein kann:
Ein Haus mit offenen Türen – und Menschen, die sagen: Schön, dass du da bist!
Ein Beitrag von Leo Landfunker mit wunderbaren Bildern von „Natalie-Fotografie“. Vielen Dank, dass wir diese veröffentlichen durften.
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