Zeutern, 31.05.25 | Mit rund 1.000 Teilnehmenden war die sechste „Dorfpride“ in Zeutern ein voller Erfolg. Und das nicht nur wegen der bunten Farben, lauten Beats und bewegenden Reden, sondern vor allem wegen ihrer klaren Botschaft: Für die Rechte queerer Menschen, gegen Ausgrenzung, Hass und gesellschaftlichen Rückschritt.
Ein bunter Aufstand für Vielfalt
„Loud, out and proud!“ – mit diesen Worten begann am Samstag die Demonstration durch die Straßen von Zeutern, organisiert vom engagierten Dorfpride-Team rund um Sarah Kinzebach, Susanne Hun, Vanessa Seidel und Patrick Alberti. „Uns ist es zwar wichtig, gegen zunehmende Queerfeindlichkeit Flagge zu zeigen. Aber wir tun das, indem wir zeigen, wie wunderbar sich ein Zusammenleben in Vielfalt anfühlen kann…
Wir feiern die Vielfalt jedes einzelnen Menschen“
Die Teilnehmenden zogen mit Regenbogenfahnen und Transparenten durch die Gemeinde, begleitet von Musik, Beifall und vielen neugierigen Blicken. Auch zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner begrüßten die Pride mit sichtbarer Sympathie.
Zwischen politischem Protest und freudigem Fest
Ein Fest für die Vielfalt war die diesjährige Dorfpride auf jeden Fall, auch wenn der Anlass ein ernster und wichtiger ist: Einstimmig kam in den politischen Reden auf dem Oberdorfplatz vor und nach dem Demozug zum Ausdruck, dass der gesellschaftliche und politische Ton rauer geworden sei. Dies war auch der Tenor der Rede von Bürgermeisterstellvertreterin Angelika Waßmer, die sich freute, dass die Dorfpride in der heuteigen Zeit, in der queeres Leben bedroht ist, ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben setzt.
Auch Sabrina Zimmerer aus Zeutern appellierte an mehr Akzeptanz und Lebensfreude:
„[Lasst uns] die Vielfalt feiern und davon profitieren! Ich wünsche mir, dass diese Dorfpride zu noch mehr Akzeptanz führen wird.“
Gefeiert wurde mit Beats von DJane Thunderpussy und DJane Miss Dee, mit Tanz in den Straßen und mit einer positiven ansteckenden Energie.
Haltung für Menschenrechte und Solidarität
Kristin Pelzer von „PLUS for Refugees“ erinnerte daran, dass Menschenrechte unteilbar sind und warnte vor Gleichgültigkeit gegenüber Ausgrenzung. Auch Vertreter der Kirchen setzten deutliche Zeichen: Pfarrer Julian Donner von der katholischen Kirchengemeinde Forst-Ubstadt-Weiher zitierte Papst Franziskius.
„Wir alle müssen einander respektieren. Alle!“
Pfarrerin Luise Helm von der evangelischen Kirchengemeinde Bad-Schönborn und Kronau sowie Ubstadt-Weiher und Antje Pollack vom Segensteam „Dein Moment – Agentur für Segen“ betonten, dass christlicher Glaube mit Menschenfeindlichkeit unvereinbar sei.
Blick über Zeutern hinaus
Auch überregionale Gäste wie Alexandra Nohl und Christian Holzer von der „Brusl Pride“, Neo Langner von Volt, Johannes Schmidt (Vorstandsmitglied des Kreisverbands Die Linke Karlsruhe) oder Pascal Haggenmüller (Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen) machten deutlich, wie wichtig Sichtbarkeit angesichts zunehmender gewalttätiger Übergriffe gegen queere Menschen ist.
„Wir überlassen die Straße nicht denen, die gegen Menschlichkeit und Demokratie marschieren…
Wir machen uns nicht klein. Wir lassen uns nicht zurückdrängen. Wir stehen auf – Schulter an Schulter. Als queere Community. Als Demokratinnen und Demokraten. Als Menschen, die an eine freie, vielfältige und offene Gesellschaft glauben“, so Haggenmüller.
Kunst als Protest und als Glanzpunkt
Ein besonderes Highlight war die mitreißende Drag-Performance der Gruppe „Heideldrag“. Drag spielt mit gesellschaftlichen Normen und protestiert gegen Geschlechterkonformität, Sexismus und Diskriminierung, indem es der Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Schauspielerin und Sängerin Svea Kirschmeier aus Köln sorgte mit einem emotionalen Konzert für einen stimmungsvollen Abschluss.
Ein Impuls für die Region
Glücklicherweise blieb die Dorfpride vom angekündigten Unwetter verschont. Aber als der letzte Akkord der Gitarre verstummte, fiel der erste Regentropfen. Zeit, zusammenzupacken. Es zeigte sich einmal mehr die Solidarität der queeren Gemeinschaft, die es mit vereinten Kräften schaffte, in kürzester Zeit den Oberdorfplatz zu räumen, sodass er aussah, als ob hier niemals eine Dorfpride stattgefunden hätte. Doch eines ist sicher:
Die Dorfpride wird hier noch lange nachhallen.