WILLI-Reportage | Zeutern – Ein Ort und seine Geschichte (Archiv 2022)

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Seine erste Erwähnung fand das Dorf Zeutern 769/770 unter dem Namen „Villa Ziuterna“ im Lorscher Codex. Anstelle eines exakten Datums ist lediglich die Zeit-angabe „im zweiten Jahr König Karls“ vorzufinden.

Da die Regierungsjahre des Königs am 9. Oktober beginnen, ist folglich das Intervall vom 9. Oktober 769 bis zum 8. Oktober 770 gemeint.

Zu Beginn befand sich die „Villa Ziuterna“ im Besitz des Klosters Odenheim, 1225 ging es erst in die Hände der Edlen von Kißlau, weitere 12 Jahre später in die des Fürstbischofs von Speyer über.

Unter dem 1972 nachgewiesenen Dorfadel Zeuterns befindet sich mutmaßlich auch Minnensänger Rainmar von Zweter (1200-1248), einer der bedeutendsten Dichter des Mittelalters und Zeitgenosse Walters von der Vogelweide.

König Rudolf von Habsburg verlieh Zeutern am 13. Juni 1286 mittels einer Urkunde Habsburger Stadtrechte und sprach seinen Bewohnern Schutz und Freiheit zu. Als Reaktion auf seine Handlung erhoffte sich der König einen zügigen Ausbau des Dorfes gegen die vielen Feinde des Reiches durch das Bürgertum. Obzwar die bestehende, notdürftige Mauer sowie der Graben um den alten Dorfkern durch einen Kirchhof erweitert wurde, blieben die Erwartungen Rudolfs überwiegend unerfüllt. Die spezielle Lage stellte sich einer vollständigen Verstädterung in den Weg und so blieb Zeutern ein Dorf.

Der Weinbau wurde Tradition

Im Wandel der Zeit kamen vielerlei Belastungen auf das Dorf zu, so auch Kriege und Epidemien. Dabei erweckt insbesondere die Franzosenhohle am Ortsausgang Zeutern in Richtung Östringen Erinnerungen an ein prägendes Ereignis im polnischen Erbfolgekrieg. Im Jahr 1734 schlugen dort kaiserliche Truppen rund 300 französische Soldaten nieder.

Bekannt ist Zeutern heute speziell für seine Winzergenossenschaften, deren Ursprung bereits im Jahr 1150 liegt und somit seit mehr als 850 Jahren im Gange ist. Für den „Kauf eines Weinbergs in Zeutern“ setzte sich Sigfried, Dekan des Landkapitels in Pforzheim ein, indem er dem Kloster Hirsau sieben Talente überließ.

Ortskern und ehemaliges Gasthaus Engel

 

Der Weinanbau spann sich über die Jahre hinweg fort und wurde zu einer regelrechten Tradition, welche überdies in die anderen Ortsteile Ubstadt-Weihers überging. Neben der Entwicklung des landwirtschaftlichen Sektors sind zudem verschiedene Industriebetriebe im Ortsteil „Waldmühle“ nachweisbar, darunter eine Gerberei und eine Metallwarenfabrik.

Für eine zunehmende Vernetzung und die Aufnahme in das Eisenbahnnetz sorgte die seit 1896 von Bruchsal kommende Katzbachbahn. Die blühende Entfaltung des kleinen Kraichgaudorfs mündete 1972 schließlich in den Zusammenschluss mit Ubstadt, Stettfeld und Weiher zur Gemeinde Ubstadt-Weiher.

 

Text: Annika Haas

Aus RegioMagazin WILLI 10/2022

 

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