Altes Motiv in neuer Ausführung: Die kleine
Geisha im Eingangsbereich.
AUSFLUGSTIPP | Exotische Kunst und langlebiges Handwerk (Archiv 2022)
Der „Asiatische Garten der heiteren Stille“, der zum Therapiezentrum Kraichtal-Münzesheim gehört, ist seit Ostern wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Verantwortlichen haben die fast zweijährige von der Corona-Pandemie diktierte Pause genützt, um das gesamte Areal wieder in einen guten Zustand zu bringen. Neben dem Garten, dessen Unterhaltung viel Know-how und Mühe verlangt, spielen vor allem die Keramikarbeiten eine besondere Rolle.
Die sind das Herzstück, sozusagen das Aushängeschild dieses Asiatischen Gartens. In der besonderen Mischung von japanischen, chinesischen, thailändischen und koreanischen Motiven sorgen sie für seine Einmaligkeit, für sein Alleinstellungsmerkmal, und schlagen den Bogen nach Fernost.
Fernöstliche Motive in europäischer Interpretation
Japanische oder chinesische Gärten gibt es viele in Deutschland. Dr. Jürgen Schwarz, der Gründer des Asiatischen Gartens und der damalige Beschäftigungstherapeut Willi Kohl, schafften jedoch einen ganz besonderen Park mit
fernöstlicher Anmutung. Es ging ihnen nicht um original-japanische oder -chinesische Motive, sondern um Keramiken, die den fernöstlichen Motiven nachgebildet sind. Sie legten Wert darauf, dass die Patienten beim Erarbeiten eigene Interpretationen der fernöstlichen Motive vorlegen.
Bei der Wiedereröffnung des Parks am 14. April 2022 wurde auch das renovierte und ergänzte Keramikschild am Eingang öffentlich enthüllt. Das bot einen guten Anlass, sowohl der Gründer und der langjährigen Mitarbeiter zu gedenken, als auch, Matthias Kück, den neuen Leiter der Abteilung Arbeitstherapie Keramik vorzustellen.
Keramikmeister im Dienst der Kunst: Matthias Kück
Kück sieht sich nicht als Künstler. Obwohl er unter anderem als Betriebsleiter in der Majolika Manufaktur in Karlsruhe gearbeitet hat, sagt er: „Ich bin Keramikmeister, also Handwerker. Meine Aufgabe war es immer, das, was sich Künstler ausdenken, als Keramiker in guter Qualität möglich zu machen.“ Um den anspruchsvollen Job in Münzesheim übernehmen zu können, hat er sich auch zum Arbeitstherapeuten ausbilden lassen.
Die asiatischen Motive sind Mittel zum Zweck
Ihm geht es vor allem um die Menschen, die ihm in der Therapie anvertraut werden. Die asiatischen Motive sind für ihn Mittel zum Zweck, sich in eine ganz andere Welt des Denken zu vertiefen und möglicherweise bisher unbekannte Fähigkeiten in sich selbst zu entdecken, die neues Selbstvertrauen bringen können. „Gerade der Werkstoff Ton bietet hier vielfältige Möglichkeiten“, so seine Erfahrung.
Auf Kücks Schultern lasten riesige Erwartungen. So schön die asiatischen Motive im Garten auch sein mögen, sie machen allen Verantwortlichen große Sorgen, weil sie der Witterung nur schwer widerstehen. Die Glasuren an den Oberflächen blättern ab und die Tonkörper bröseln. Wenn andere Menschen durch den Park gehen und sich darüber freuen, dass sie besondere Motive entdecken, sieht Kück bei einem Spaziergang überall Arbeit.
Dr. Schwarz und seine Mitarbeiter stellten sich – um mit Bert Brecht zu sprechen – „den Mühen der Berge“: Sie schufen Neues, suchten Ideen, hoben den Teich aus und legten Erdwälle an.
„Mein Augenmerk gilt dem Kampf gegen den Verfall“
Vor der heutigen Generation stehen „die Mühen der Ebene“: Das bereits Geschaffene muss erhalten werden. Und da ist Matthias Kück genau der richtige Mann an der richtigen Stelle: Er setzt nicht auf niedrig gebrannte Irdenware, sondern auf Steinzeug, das bei 1250 ° C gebrannt wird. Er hat entdeckt, dass es einen Lös im Kraichgau gibt, den man optimal und kostensparend für die Glasuren einsetzen kann.
Auf die Frage: „Was wird es unter Kück im Asiatischen Garten Neues geben?“, antwortet er: „Nicht viel Neues! Mein Augenmerk gilt dem Kampf gegen den Verfall! Als Fachmann habe ich den Anspruch, dass die ersetzten Arbeiten länger haltbar sein werden.“
Auseinandersetzung mit asiatischer Kunst unumgänglich
Als Mann, der es gelernt hat, dass nur gründliches Handwerk langlebig ist, kommt er an der Auseinandersetzung mit fernöstlicher Kunst wohl nicht vorbei. Seine Lieblingsfigur, die kleine Geisha am Teich im Eingangsbereich, hat er schon erfolgreich erneuert. Sie zeigt, dass er bereits ein Gespür für asiatische Linienführung entwickelt hat. Und für die kleinen Drachen und für den Bambuszaun hat er auch schon gute Lösungen gefunden. Man darf getrost darauf bauen, dass Kück seinen Beitrag dafür bringen wird, dass der Asiatische Garten in Münzesheim weiterhin sein asiatische Flair behält und ein lohnendes Besuchsziel bleibt.
Asiatischer Garten Münzesheim
Der Asiatische Garten Münzesheim ist ein 5.000 Quadratmeter großer Park, der zum Therapie-zentrum für suchtkranke Männer gehört.
Er kann täglich von 9 bis 17 Uhr besucht werden und ist von Bruchsal aus mit der Stadtbahn gut erreichbar.
Text: Margrit Csiky, Bilder: Margrit Csiky, Daniel Nakhla
Aus RegioMagazin WILLI 06/2022
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