Selina Schwegler | Bestattungunternehmen Wiesental
Sie ist eins mit ihrem Beruf: Selina Schwegler (links) kann sich keinen besseren Beruf vorstellen.

Wiesental | Die Arbeit mit den Toten (Archiv 2017)

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Selina Schwegler ist gelernte Bestattungsfachkraft. Nach der dreijährigen Ausbildung machte sie im Sommer 2015 ihren Abschluss und arbeitet seitdem in ihrem Ausbildungs-betrieb in Wiesental.

Aus dem RegioMagazin WILLI 01/17

Die 26-jährige ist tagtäglich mit Trauer und Tod konfrontiert. Kann das ein Traumberuf sein? „Für mich definitiv ja. Es war schon immer mein Wunsch diesen Beruf zu erlernen. Ich schätze hier die Abwechslung, jeder Tag bringt eine neue Aufgabe. Ich möchte den Verstorbenen und Angehörigen den letzten Weg und den Abschied so angenehm und leicht wie möglich machen“, erzählt sie.

Eine klassische Ausbildung für diesen Beruf gibt es erst seit ein paar Jahren.
„Nachdem ich ein Praktikum bei einem Bestattungsunternehmen gemacht hatte, stand definitiv fest, dass ich diese Ausbildung machen möchte und ich habe mich beim Bestattungsinstitut Schmitt als Azubi beworben und wurde auch prompt genommen.“ Wie Anna auf dem schmalen Pfad zwischen emotionaler Trauer und professioneller Beratung balancieren kann, lernt sie in der staatlichen Berufschule Bad Kissingen in Bayern. Alle zwei Monate hatte sie dort zwei bis drei Wochen Blockunterricht. „In dieser Zeit wohnt man entweder in einer Ferienwohnung mit Mitschülern oder in einer Unterkunft der Schule“, erzählt Selina.

Jeder Tag bringt neue Aufgaben

Bis zu ihrem Praktikum hatte sie noch keinen Toten gesehen, abgeschreckt hat sie der Anblick jedoch nicht. „Es war schon ein komisches Gefühl das Erste mal einen Verstorbenen zu sehen und ihn dann auch noch anzuziehen. Ich habe mich daran gewöhnt“, sagt Selina. Sie steht dem Tod zwar immer noch ängstlich gegenüber, hat jedoch einen anderen Blickwinkel zum Leben erhalten, da sie täglich sieht wie schnell das Leben vorbei sein kann. Selina kann das Erlebte im Großen und Ganzen nach Arbeitsschluss gut ausblenden. Trotzdem gibt es Fälle die sie mehr beschäftigen. „Während der Ausbildung habe ich gelernt, viel darüber zu reden. Das hilft beim Verarbeiten.“

Der Tod kommt, wann er kommt. Ob am Heiligen Abend, im Fasching, Silvester. Wenn der Tod eintritt, heißt das, dass die Bestatter gefordert sind. Ständige Ruf- und Einsatzbereitschaft betrifft sie wie kaum einen anderen Berufszweig. Mobilität ist daher wichtig und der Besitz eines Führerscheins in diesem Beruf damit unumgänglich. Nach dem Tod eines Menschen bleiben nur wenige Tage, bis er beerdigt werden muss. Eine Bestattung muss zum Verstorbenen und seinem Umfeld passen. Menschen reagieren unterschiedlich, gerade in einer emotionalen Ausnahmesituation. „Ganz wichtig ist daher das Einfühlungsvermögen“, erklärt Selina, „Toleranz und Diskretion gegenüber den Kunden und Verständnis für die Situation. Man muss zuhören können um zu erfahren was den Hinterbliebenen wichtig ist und gut mit dem Tod und der Trauer umgehen können. Aber am wichtigsten ist, dass man hinter dem Beruf steht und kein Zweifel besteht diesen wirklich ausüben zu möchten.“

Ausbilder | Dieter Schmitt | Bestater
Ausbilder, Dieter Schmitt

Dieter Schmitt ist der Ausbilder von Selina und Bestatter seit über 20 Jahren.
Er kam über Aushilfstätigkeiten bei einem befreundeten Bestatter zum eigenen Bestattungsunternehmen. „Ich bemerkte, dass mir das Arbeiten mit Verstorbenen und dem Sterben nichts ausmachte und auch ich wollte den Angehörigen zur Seite stehen.“
Auch nach langer Berufserfahrung gibt es immer mal wieder persönliche Tragödien die ihm nahe gehen. „Besonders schlimm ist es für mich Beerdigungen von Kindern auszurichten. Die unermessliche Trauer der Eltern, die Frage nach dem Warum. Das berührt mich emotional dann schon. Oder ich frage mich was mit Kindern passiert, die ihre Eltern verloren haben, wie wird ihr Alltag aussehen, wo werden sie leben, wie verkraften sie das. Da wird dann auch schon mal beim Abendbrot zuhause über Sterbefälle geredet, das hilft. Mein Sohn sagte mal vor Jahren: „Wenn Opa und Oma nicht mehr da sind, dann seit ihr die Nächsten.“ Erst war ich erschrocken, doch dann dachte ich: „Hoffentlich ist das der Weg.“ Und wir können uns glücklich schätzen, bis heute sind wir alle noch mehr oder weniger gesund und glücklich. Drei Generationen. Viele durften das in jungen Jahren nicht mehr erleben, und dafür sind wir dankbar.“

Dieter Schmitt ist froh, Selina einen Ausbildungsplatz geboten zu haben. „Als Frau Schwegler wegen einer Lehrstelle auf uns zukam, musste ich mich erst mal mit der Ausbildung befassen, aber nach ein paar Tagen Bedenkzeit bekam Selina die Zusage und etwas Besseres hätte uns nicht passieren können“, sagt er. „Aktuell bieten wir wieder einen Ausbildungsplatz an, der noch nicht belegt ist.“

Der Tod kommt wann er kommt

Wer trauert, kann manches nicht richtig einsortieren und beurteilen. Ob der Preis für einen Sarg zu hoch ist, ob die Trauerfeier zu üppig gestaltet ist. Nicht selten hört man von Bestattern, die genau das ausnutzen und ihre Kunden finanziell über den Tisch ziehen. Dieter Schmitt kennt die Geschichten über unseriöse Kollegen. „Der letzte Weg kostet nun mal Geld“, sagt er, „manchmal rechnen die Angehörigen nicht damit, manchmal fehlt auch das nötige Kleingeld. Ich kann mit stolz sagen, dass wir den Angehörigen niemals etwas „aufschwatzen“. Es ist zwar nicht ganz einfach, den Angehörigen auch die günstigere Ware anzubieten, man möchte sie nicht verletzen, aber ich glaube unser ganzes Team hat das im Griff und findet die richtigen Worte. Es ist unser Job die Angehörigen in ihrer Trauer individuell zu unterstützen. Wir wissen das Leben kann grausam sein, und in der Regel hat das niemand in der Hand. Ob reich oder arm, am Ende sind wir alle gleich.“

Text und Bild: Christina Notheisen

 

Beruf Bestattungsfachkraft
Dauer: 3 Jahre
Schule: Staatliche Berufsschule Bad Kissingen
http://www.bskg.de
Einstiegsgehalt: 2.000 € (brutto)
Freie Ausbildungsstelle in Wiesental:
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DBS Schmitt GmbH
Bahnhofstraße 67 in Wiesental
www.bestattungen-schmitt-wiesental.de

 

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