Blick auf die Vorranggebietfläche "Potentialgebiet Süd"

Pooling statt Zusehen – Bruchsaler Gemeinderat macht Weg frei für Windpark Süd

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Bruchsal, 28.5.25 | In seiner letzten Sitzung am Dienstag hat der Bruchsaler Gemeinderat ein wegweisendes Signal für die kommunale Energiewende gesetzt: Mit dem Beschluss eines sogenannten Pooling-Vertrags ebnet die Stadt endgültig den Weg für einen Windpark im „Potentialgebiet Süd“ – zwischen Helmsheim und Gondelsheim.

Städtische und private Grundstücke in dem ausgewiesenen Windvorranggebiet werden zusammengefasst und gemeinsam über ein Ausschreibungsverfahren an einen Betreiber vergeben. So kann die Stadt Bruchsal aktiv Einfluss auf die Anzahl und konkrete Lage der Windkraftanlagen nehmen. Den eigentlichen Gestattungsvertrag wird die Stadt erst dann unterzeichnen, wenn feststeht, wer den Zuschlag bekommt.

Damit vermeidet Bruchsal ein Szenario, in dem ein rein privat initiierter Windpark mit bis zu sieben Anlagen entsteht – ohne Mitspracherecht der Kommune und ohne Einnahmen für den städtischen Haushalt. Ein Aspekt, der angesichts knapper Kassen eine zentrale Rolle spielt: Durch die Einbindung städtischer Flächen werden langfristige Pachteinnahmen generiert, die in Bildung, Infrastruktur und Pflichtaufgaben fließen sollen.

Chancen und Grenzen

Gleichzeitig sorgt die Reduzierung der regional ausgewiesenen Windkraft-Vorrangflächen von 9,4 auf 3,9 Prozent der Bruchsaler Gemarkung für Diskussionen. Zwar sieht die Stadt darin eine Entlastung, doch warnt die Verwaltung: Einige verbliebene Gebiete – etwa bei Heidelsheim – könnten zu klein sein für wirtschaftlich tragfähige Windkraftanlagen. Zusätzlich erschweren Denkmalschutz (u.a. beim Bruchsaler Schloss) und Bahn-Abstandsregelungen (z.B. am Rollenberg-Tunnel) die konkrete Planung.

Während in den Stadtteilen noch über Landschaftsbild, Naturschutz und Eingriffe debattiert wird, mahnt die Stadtverwaltung, den finanziellen Nutzen nicht aus den Augen zu verlieren: Ohne städtische Beteiligung wandern Einnahmen vollständig an Private, während die Windräder dennoch kommen.

Kraichtal: Hitzige Debatte

Auch in der Kraichtaler Nachbarschaft sind ähnliche Entwicklungen in Gang. Im Projekt „Kraichtal I“ planen EnBW und JUWI zwischen Oberacker, Münzesheim und Unteröwisheim einen gemischt kommunal-privaten Windpark mit bis zu acht Anlagen. Informationsveranstaltungen laufen seit Herbst 2024, ein möglicher Baubeginn ab 2027 steht im Raum.

Doch auch hier schrumpften im Rahmen der zweiten Offenlage des Regionalplans die verfügbaren Windflächen – nur rund 18 Prozent befinden sich im Besitz der Stadt. Die Verwaltung betont: Ohne Beteiligung an eigenen Flächen fließt die Wertschöpfung ab – trotz steigender Akzeptanz für klimafreundliche Energiegewinnung.

Gleichzeitig formieren sich Bürgerinitiativen wie „Windradfreies Kraichtal“, die ein Bürgerbegehren anstreben. Sie fordern mehr Mitsprache und verweisen auf Eingriffe in Natur und Landschaft. Die Gegenseite argumentiert mit Klimazielen und dringend benötigten Einnahmen für Schulen, Kitas und Vereine.

Am 27. Juli können nun die Bürger von Kraichtal über die Frage abstimmen, ob wie in Bruchsal vorrangig kommunale Flächen für den Bau von Windrädern an Investoren verpachtet werden sollen – oder nicht.

Die Windkraft kommt – die Frage ist, wie

Ob Bruchsal oder Kraichtal – beide Kommunen stehen exemplarisch für einen landesweiten Zielkonflikt: Klimaschutz, kommunale Selbstbestimmung und wirtschaftlicher Nutzen auf der einen Seite; Natur- und Landschaftsschutz sowie Bürgerakzeptanz auf der anderen.

Mit dem Pooling-Modell setzt Bruchsal ein Zeichen: Weg vom reinen Zuschauerstatus – hin zu einer aktiven, gestaltenden Rolle im Windkraftausbau. Denn eines ist sicher: Der Wind wird wehen. Die Frage ist nur, wer ihn nutzen darf – und wer davon profitiert.

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