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Kulturelle Teilhabe darf kein Luxus sein. Das finden Christine Kaltenbach, Mitglied des Kuratoriums, und Gilbert Bürk, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Bruchsal. |
25.07.2025 | Im Gespräch in unserem Stadtstudio berichten sie von der Bruchsaler Kulturtafel, die Menschen mit geringem Einkommen ermöglichen soll, weiterhin ohne Barrieren am kulturellen Leben der Stadt teilzunehmen. Kaltenbach und Bürk sprachen darüber, wie sie das Herzensprojekt auf den Weg gebracht haben, welche Hürden zu überwinden waren und warum kulturelle Teilhabe mehr ist als nur Freizeitgestaltung.
Wie ein Zeitungsartikel die Idee nach Bruchsal brachte
Die Idee zur Kulturtafel kam Christine Kaltenbach durch einen Zeitungsartikel. Sie las von einer Rentnerin, die früher regelmäßig kulturelle Veranstaltungen besucht hatte, sich das aber mit ihrer Rente nicht mehr leisten konnte. Der Artikel berichtete über das Modell der „Kulturtafel“ in Lübeck und Kaltenbach war sofort inspiriert, diese Idee ins Kuratorium der Bürgerstiftung Bruchsal einzubringen.
Von Hürden zu Lösungen
Vorstandsvorsitzender Gilbert Bürk war überzeugt von der Idee, erkannte aber sofort den bürokratischen Aufwand. Gerade die rechtlichen Anforderungen machten die Umsetzung kompliziert, doch es fand sich eine pragmatische Lösung:
„Da in der Gemeinnützigkeit alles immer recht kompliziert ist, war die Lösung, die Karten über den Tafelladen zu bekommen“, so Bürk.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Tafelladen, dessen Kundinnen und Kunden bereits einen Nachweis über ihre Bedürftigkeit haben, konnte man die aufwändige Prüfung umgehen.
Kultur darf kein Privileg sein
Ein Projekt wie die Kulturtafel stößt mitunter auch auf den kritischen Einwand, ob Theaterkarten wirklich eine notwendige Hilfe darstellen. Kaltenbach und Bürk sind sich einig:
„Der Mensch besteht ja nicht nur aus Trinken, Essen, sondern auch aus dem Geist“, so Kaltenbach.
Bürk ergänzt: „Wir wollen, dass alle Bürger auch an Kultur teilnehmen können, und zwar in einer Würde ohne irgendwelche Diskriminierung.“
Es geht also um Teilhabe und Zugehörigkeit. Wer früher kulturell aktiv war, soll auch im Alter oder bei finanzieller Not nicht außen vor bleiben.
Ein Pilotprojekt mit Perspektive
Die Bürgerstiftung hat sich für einen niederschwelligen Zugang durch Gutscheine entschieden, mit denen Berechtigte ganz regulär an der Abendkasse Eintritt erhalten, ohne sich von anderen Besuchern abgegrenzt zu fühlen.
Die Kooperation startete zunächst mit einem Partner: der Badischen Landesbühne. Kaltenbach berichtet:
„Als wir auf die Badische Landesbühne zugekommen sind, waren sie hellauf begeistert.“
Mit zunächst 200 Karten pro Spielzeit erfolgt der Start in einem kleinen Rahmen und die Kosten werden von einer großzügigen Spenderin für das erste Jahr übernommen. Doch der Blick ist bereits in die Zukunft gerichtet: Flyer der Kulturtafel sollen nicht nur informieren, sondern auch abfragen, welche weiteren Angebote gewünscht sind.
„Jetzt müssen wir warten, ob die Leute es für gut befinden“, so Bürk abschließend.
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