Energiewechsel ohne Panik: Expertenrunde 2 gibt Tipps für den richtigen Weg


In der KraichgauTV-Expertenrunde II dreht sich alles um den Energiewechsel – ein Thema, das viele Hausbesitzer und Mieter bewegt. Ulrich Konrad diskutiert mit seinen Gästen Timo Richter, Michael Schlindwein und Harry Mühl über die Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Umstellung auf alternative Heizsysteme und energieeffiziente Lösungen.

Von der Wahl des richtigen Energieträgers über Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten bis hin zu praktischen Tipps für den Umgang mit Beratungen und Anträgen werden alle Aspekte beleuchtet. Die Runde gibt Einblicke in die komplexen Vorschriften und zeigt auf, warum es wichtig ist, Ruhe zu bewahren und die richtigen Schritte zu planen.

Ein informatives Gespräch, das nicht nur die Technik, sondern auch die finanziellen und organisatorischen Hürden eines erfolgreichen Energiewechsels anspricht.

Die Teilnehmer der KraichgauTV-Expertenrunde

Ulrich Konrad, KraichgauTV
Harry Mühl, Haus & Grund
Michael Schlindwein, Haus-Techniker Heizung & Klima
Timo Richter, Sparkasse Kraichgau

Um das Thema übersichtlich und verständlich darzustellen, sind die Inhalte in verschiedene Themenblöcke gegliedert.

Frage und Antworten zum Stand 25.10.2024

1 – Fristen 


Welche Fristen gibt es Stand heute, 25.10.2024?

Frage 1: Bis wann müssen Gas- und Ölheizungen ausgetauscht sein?


Antwort:
 Gas- und Ölheizungen müssen laut Gesetz bis spätestens Ende 2044 ausgetauscht sein. Ab dann dürfen nur noch alternative Heizsysteme wie Wärmepumpen, Geothermie, Wasserstoff oder Holzpellets genutzt werden.

Frage 2: Wann beginnen die Fristen für Umstellungen?


Antwort:
 Die Fristen für Umstellungen starten, wenn die Städte und Gemeinden ihren Wärmeplan verabschiedet haben. Diese Pläne müssen bis spätestens 2028 vorliegen. Sobald der Wärmeplan steht, beginnen konkrete Zeitvorgaben für die Umstellung.

Frage 3: Gibt es einen Handlungszwang, wenn meine aktuelle Heizung noch funktioniert?


Antwort:
 Momentan gibt es keinen akuten Handlungszwang, solange die bestehende Heizung noch betriebsbereit ist und keine gesetzlichen Bestimmungen verletzt (z.B. Kessel, die über 30 Jahre alt sind). Reparaturen sind weiterhin erlaubt.

2 – Fördermittel und Finanzierung


Wie erhalte ich finanzielle Unterstützung?

Frage 1: Welche Zuschüsse gibt es für den Austausch von Heizungen?


Antwort:
 Es gibt verschiedene Förderungen, unter anderem Zuschüsse von bis zu 70 % für Heizsysteme. Hierzu zählen direkte Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen, sowie Tilgungs- und Zinszuschüsse.

Frage 2: Was bedeutet „Antrag vor Auftrag“?


Antwort:
 Der Antrag auf Fördermittel muss unbedingt vor Beginn der Maßnahmen gestellt werden. Andernfalls entfällt der Anspruch auf finanzielle Unterstützung. Dies gilt sowohl für Zuschüsse als auch für KfW-Darlehen.

Frage 3: Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es, wenn man keine Förderung bekommt?

Antwort:
 Neben klassischen Bankdarlehen gibt es auch spezielle Modernisierungsdarlehen und Bausparverträge, die flexibel einsetzbar sind. Außerdem arbeiten einige Anbieter an Leasingmodellen, bei denen die Anlagen über eine festgelegte Laufzeit finanziert und gewartet werden.

3 - Energieberatung

Warum ist ein Energieberater wichtig?

Frage 1: Warum sollte man einen Energieberater hinzuziehen?


Antwort:
 Ein Energieberater erstellt einen Sanierungsfahrplan und bewertet, welche Maßnahmen am effizientesten sind. Dieser Fahrplan ist oft Voraussetzung für den Erhalt von Fördermitteln und hilft dabei, einen sinnvollen und finanziell tragbaren Umbauplan zu entwickeln.

Frage 2: Kann man Förderungen ohne Energieberater beantragen?


Antwort:
 Nein, die meisten Förderprogramme – insbesondere die KfW-Förderungen – setzen eine Beratung durch einen zertifizierten Energieberater voraus. Dieser muss eine Bestätigung zum Antrag erstellen.

Frage 3: Wie finde ich einen zertifizierten Energieberater?


Antwort:
 Zertifizierte Berater sind über regionale Energieagenturen oder offizielle Listen im Internet zu finden. Auch viele Banken und Handwerksunternehmen arbeiten mit Beratern zusammen und können Empfehlungen aussprechen.

https://zeozweifrei.de/energieberatung/
https://schlindwein.de

4 - Technische Umstellungen


Welche Alternativen gibt es zur klassischen Gas- oder Ölheizung?

Frage 1: Welche Heizsysteme werden aktuell als Alternativen gefördert?


Antwort:
 Gefördert werden unter anderem Wärmepumpen, Heizsysteme auf Basis von Geothermie, Holzpellets sowie Heizungen, die mit Wasserstoff betrieben werden. Auch Hybridlösungen und Solarthermie können je nach Konzept unterstützt werden.

Frage 2: Gibt es Einschränkungen bei der Nutzung von Holzpelletheizungen?


Antwort:
 Die Förderung für Holzpelletheizungen wurde mehrfach geändert. Während sie zeitweise ausgeschlossen war, ist sie inzwischen wieder eine anerkannte Alternative. Allerdings gibt es Diskussionen über die CO2-Emissionen, die in Zukunft zu zusätzlichen Abgaben führen könnten.

Frage 3: Was passiert, wenn meine Wärmepumpe bei hoher Netzbelastung abgeschaltet wird?


Antwort: 
Einige Netzbetreiber behalten sich das Recht vor, die Leistung von Wärmepumpen in Spitzenzeiten zu drosseln, um das Netz zu entlasten. Dies sollte im Vorfeld mit dem Energieversorger abgeklärt werden.

5 - Praktische Tipps

Was sollte ich beim Energiewechsel beachten?

Frage 1: Welche Reihenfolge sollte ich bei der Planung eines Energiewechsels einhalten?


Antwort:
 Der erste Schritt ist die Konsultation eines Energieberaters. Dieser erstellt einen Fahrplan und klärt über die technischen und finanziellen Möglichkeiten auf. Danach kann man die Finanzierung durch die Bank abklären und schließlich konkrete Angebote einholen. Wichtig: Erst Antrag stellen, dann Auftrag vergeben.

Frage 2: Wie kann ich vermeiden, Opfer von Geschäftemachern zu werden?


Antwort:
 Man sollte auf spontane Angebote von „fahrenden Händlern“ verzichten und stattdessen auf zertifizierte Berater und seriöse Anbieter setzen. Empfehlenswert ist es, sich an Institutionen wie regionale Energieagenturen oder die eigene Hausbank zu wenden.

Frage 3: Gibt es langfristige Modelle, die die Kosten besser planbar machen?


Antwort:
 Ja, es gibt Leasingmodelle, bei denen die Kosten für Installation, Wartung und Ersatzteile über 15 Jahre hinweg in einem Pauschalbetrag abgedeckt sind. Nach Ablauf der Laufzeit kann die Anlage übernommen oder neu finanziert werden. Auch Bausparverträge eignen sich, um langfristig vorzusorgen.

6 – Finanzierungsmodelle

Wie kann ich die Kosten langfristig planen und tragen?

Frage 1: Gibt es spezielle Darlehen für Modernisierungen?


Antwort:
 Ja, es gibt spezielle Modernisierungsdarlehen, die auf die Bedürfnisse von Hausbesitzern zugeschnitten sind, die ihre Immobilie energetisch aufrüsten wollen. Diese Darlehen bieten oft bessere Konditionen als klassische Kredite und können mit staatlichen Zuschüssen kombiniert werden.

Frage 2: Welche Vorteile bietet ein Leasingmodell für Wärmepumpen und PV-Anlagen?


Antwort:
 Ein Leasingmodell bietet die Möglichkeit, die Kosten über eine längere Zeitspanne zu verteilen. Dabei sind Wartung und Ersatzteile oft inklusive, sodass keine unvorhergesehenen Kosten entstehen. Nach Ablauf der Laufzeit geht die Anlage ins Eigentum über oder kann durch eine neue ersetzt werden.

Frage 3: Wie funktionieren Tilgungszuschüsse und Zinsvorteile bei KfW-Darlehen?


Antwort:
 Tilgungszuschüsse reduzieren den zurückzuzahlenden Betrag eines Kredits, was die Gesamtkosten senkt. Zinsvorteile bedeuten, dass der Kredit zu einem günstigeren Zinssatz vergeben wird als bei herkömmlichen Darlehen. Beide Modelle helfen, die finanzielle Belastung zu verringern.

7 – Fördervoraussetzungen

Was muss ich tun, um Fördermittel zu bekommen?

Frage 1: Welche Anforderungen muss ein Gebäude erfüllen, um für Fördermittel in Frage zu kommen?


Antwort:
 Die Anforderungen variieren je nach Förderprogramm. In der Regel muss eine signifikante Verbesserung der Energieeffizienz erreicht werden, z. B. durch den Einbau einer Wärmepumpe oder die Dämmung von Wänden und Dächern. Die Effizienzklasse des Gebäudes muss dabei bestimmte Standards erfüllen.

Frage 2: Wie aufwändig ist die Antragstellung für Fördermittel?


Antwort:
 Die Antragstellung erfordert in der Regel die Zusammenarbeit mit einem Energieberater, der die nötigen technischen Unterlagen vorbereitet. Die genaue Dokumentation ist wichtig, da Fördermittel ohne vollständige Nachweise oft nicht ausgezahlt werden.

Frage 3: Welche Rolle spielen Einkommensgrenzen bei der Fördervergabe?


Antwort:
 Einige Programme, vor allem solche mit hohen Zuschüssen, sind an Einkommensgrenzen gekoppelt. Wer diese Grenzen überschreitet, bekommt möglicherweise geringere Zuschüsse oder gar keine. Es lohnt sich, die Bedingungen im Vorfeld genau zu prüfen.

8 – Netzbelastung und technische Herausforderungen

Was sind mögliche Probleme bei der Umstellung?

Frage 1: Welche technischen Herausforderungen gibt es bei der Installation von Wärmepumpen?


Antwort:
Ein häufiges Problem ist die Belastbarkeit des Stromnetzes. In einigen Gebieten kann es zu Engpässen kommen, besonders wenn viele Haushalte gleichzeitig Wärmepumpen betreiben. Außerdem muss die Elektroinstallation im Haus oft erneuert oder verstärkt werden.

Frage 2: Wie kann man sicherstellen, dass die Wärmepumpe auch bei hoher Netzbelastung zuverlässig arbeitet?


Antwort:
Man sollte frühzeitig mit dem Energieversorger sprechen, um abzuklären, ob das lokale Netz ausreichend Kapazitäten hat. Es ist auch sinnvoll, eine Notfallheizung einzuplanen, die einspringen kann, wenn die Wärmepumpe zeitweise nicht voll arbeiten kann.

Frage 3: Welche Kosten können durch die Anpassung der Elektroinstallation entstehen?


Antwort:
Die Kosten für die Anpassung der Elektroinstallation können variieren, aber sie sollten in jedem Fall in die Gesamtplanung einbezogen werden. Besonders bei älteren Häusern kann die Modernisierung des Stromanschlusses teuer werden, da zusätzliche Sicherungen und Leitungen verlegt werden müssen.

9 – Langfristige Planung

Wie gestalte ich meinen Energiewechsel nachhaltig?

Frage 1: Warum ist eine langfristige Planung beim Energiewechsel wichtig?

Antwort:
Ein Energiewechsel ist eine große Investition, die sich über viele Jahre auszahlt. Eine langfristige Planung sorgt dafür, dass alle Maßnahmen aufeinander abgestimmt sind und zukünftige Entwicklungen – wie z. B. die Umstellung auf Wasserstoff – berücksichtigt werden können.

Frage 2: Wie sollte ich die Reihenfolge der Sanierungsmaßnahmen planen?

Antwort:
Es ist sinnvoll, zuerst bauliche Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs durchzuführen (z. B. Dämmung), bevor man in neue Heiztechniken investiert. Dadurch kann der Wärmebedarf des Hauses gesenkt werden, was die Effizienz der neuen Systeme erhöht und deren Kosten reduziert.

Frage 3: Was passiert, wenn neue gesetzliche Vorgaben eingeführt werden?

Antwort:
Gesetzliche Vorgaben ändern sich regelmäßig, was zur Unsicherheit bei Investitionen führen kann. Hier hilft es, sich mit flexiblen Systemen auszurüsten, die sich anpassen lassen, und regelmäßig Beratung in Anspruch zu nehmen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.

10 – Markt und Trends

Was gibt es Neues im Bereich Energiewechsel?

Frage 1: Welche neuen Entwicklungen gibt es im Bereich Heiztechnologien?


Antwort:
Es gibt stetig Fortschritte bei den Technologien für Wärmepumpen, die effizienter und leiser werden. Auch der Einsatz von Hybridlösungen, die verschiedene Energiequellen kombinieren, wird zunehmend erforscht und gefördert.

Frage 2: Welche Trends gibt es bei Finanzierungsmodellen?


Antwort:
Neben klassischen Darlehen und Förderungen werden zunehmend innovative Modelle wie Contracting und Leasing angeboten, bei denen Kunden die Kosten über einen längeren Zeitraum verteilen können und keine großen Anfangsinvestitionen nötig sind.

Frage 3: Wird Wasserstoff eine große Rolle bei der Wärmeerzeugung spielen?


Antwort:
Die Entwicklung in Richtung Wasserstoff als Energieträger wird stark vorangetrieben, besonders in städtischen Gebieten, die Zugang zu entsprechenden Netzwerken haben. Dennoch wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis Wasserstoffheizungen im breiten Markt verfügbar und erschwinglich sind.

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Siehe auch

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