In aller Kürze
– Wolfgang Bosbachs Vortrag in Bruchsal begeistert 450 Zuhörer
– Appell an Integration, Bildung und wirtschaftliche Stabilität
– Kritik an Bürokratie, Sozialstaat und Klimapolitik
In aller Kürze
– Appell an Integration, Bildung und wirtschaftliche Stabilität
– Kritik an Bürokratie, Sozialstaat und Klimapolitik
Bruchsal, 27.01.2025 | Welche Anziehungskraft der seit Jahren im aktiven Unruhezustand befindliche Wolfgang Bosbach noch immer besitzt, zeigte sich am Montagabend, als etwa 450 Zuhörer in der vollbesetzten Bruchsaler Stadtkirche dem Vortrag des CDU-Urgesteins folgten. „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“ war der Titel der Rede Bosbachs und dieser unterhielt die Besucher der Veranstaltung mit einer lebhaften, kurzweiligen Rede.
Europa als Friedensprojekt und Kritik am moralischen Zeigefinger
Europa bedeute „nie wieder Krieg“, betonte Bosbach, der vor einer nachhaltigen Veränderung des Parteiensystems in Deutschland mit Blick auf Frankreich warnte. Die nächste Bundesregierung müsse liefern, der nächste Schuss müsse sitzen, betonte der Redner. Er sei kein Freund Donald Trumps, aber der erhobene moralische Zeigefinger nütze nichts. Er schade eher, so Bosbach. Auch Kamala Harris hätte als US-Präsidentin von Deutschland höhere Verteidigungsanstrengungen angemahnt.
Natürlich nahm der Redner auch zu aktuellen Themen Stellung. Migration, so Bosbach, gab es schon immer und wird es immer geben; Deutschland sei ein weltoffenes Land. Aber wir sollten wissen, wer zu uns komme. Dazu gehöre auch die Anpassung an die kulturellen Regeln Deutschlands. „Ich muss mich als Migrant integrieren, ich muss mir auch Mühe machen“, unterstrich Bosbach. Daneben sei natürlich die Aufnahmefähigkeit Deutschlands begrenzt. Offene Grenzen und ein hohes Sozialstaatsniveau ließen sich nicht vereinbaren, da ja dann verständlicherweise jeder zu uns kommen würde. Sowieso sei unser Sozialsystem nur durch eine starke Wirtschaft zu erhalten, es mangle derzeit aber an Innovationsfähigkeit. Daneben sei Arbeit mit Menschen und an Menschen noch immer zu schlecht bezahlt.
Auch beim Klimawandel mahnte Bosbach einen teilweisen politischen Richtungswechsel an. Denn Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft dürften nicht zu wirtschaftlichem Niedergang führen oder gar unsere Demokratie gefährden. Daneben sprach er weitere Politikfelder an, so das Rentenversicherungssystem, das in seiner jetzigen Struktur nicht nachhaltig finanzierbar sei oder die ausufernde Bürokratie, die weite Teile der Wirtschaft lähme und frustriere. Insgesamt bemängelte Bosbach, dass sich die Politik immer mehr vom Volk entfernt habe. Politiker sollten sich wieder mehr auf den Marktplätzen umhören, betonte er.
Wir sollten aber nicht vergessen, dass es uns in Deutschland insgesamt noch recht gut gehe. Allerdings müssten wir dafür eben etwas tun. Und Bosbach schloss seine Rede mit einem Appell. „Bildung, Bildung, Bildung“ bräuchte es in Deutschland. An Schulen und Universitäten solle die Politik zukünftig einen Exzellenzschwerpunkt setzen. Denn, so Bosbach, mit Blick auf unsere Ressourcen, „da wir nichts im Boden haben, brauchen wir was in der Birne“.
Kein Wahlkampf, sondern Dialog und Buchsignierung
Der Vortragstermin Bosbachs war lange vor dem Ende der Ampel-Koalition festgesetzt worden und viele Zuhörer waren erfreut, dass Bosbach der Versuchung widerstand, eine platte Wahlkampfrede zu halten. Die Veranstaltung war von der Kulturinitiative Bruchsal organisiert, deren Mitglieder im Anschluss an den Vortrag Fragen stellten, während dem Publikum angesichts des engen Zeitrahmens dazu aber leider keine Gelegenheit gegeben wurde. Im Anschluss gab es einen Stehempfang sowie die Möglichkeit zur Buchsignierung.
Autor: Hubert Hieke