Von Hubert Hieke
2.7.23 | In Bruchsal wird derzeit intensiv über den Bau von Windkraftanlagen diskutiert. Während die Bruchsaler Verwaltungsspitze, angeführt von Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, den Prozess gerne beschleunigen und Windräder im Bruchsaler Wald nahe Obergrombach und Heidelsheim errichten würde, möchten die betroffenen Ortschaften in diese Entscheidung einbezogen werden.
In der letzten Woche hat der Ortschaftsrat Obergrombach in mehreren Abstimmungen einstimmig beschlossen, dem Bruchsaler Gemeinderat zu empfehlen, auf Windräder im Wald zu verzichten. Stattdessen sollen alle möglichen Standorte für Windkraftanlagen im Gebiet von Bruchsal gleichwertig und nach einheitlichen Kriterien geprüft werden. Dabei soll auch ein Umweltgutachten für alle Flächen eingeholt werden. Zusätzlich wird angeregt, zu klären, warum das Schloss mit seiner Burgruine, das als markantes Wahrzeichen von Obergrombach gilt, nicht auf der Liste der raumwirksamen, schützenswerten Kulturdenkmäler Baden-Württembergs steht.Auch der Ortschaftsrat Heidelsheim hat einen ähnlichen Weg eingeschlagen. Dort fordert der Rat einstimmig mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP von der Stadt Bruchsal eine faire Lösung. Es wird betont, dass Schäden in den Wäldern möglichst gering gehalten werden sollen. Daher sollten auch andere Standorte in Betracht gezogen werden, die laut Windatlas als geeignet gelten. Es wird insbesondere kritisiert, dass bisher alle von der Stadt betrachteten Flächen in wertvollen und intakten Ökosystemen liegen.
Es bleibt abzuwarten, wie diese Empfehlungen im Gemeinderat, der Stadt Bruchsal und von der Oberbürgermeisterin aufgenommen werden. Im Rathaus der größten Stadt des Landkreises herrscht die Meinung vor, dass die Verwaltungsspitze und der Klimaschutzmanager Marcel Plitt maßgeblich die Schlagzahl und Richtung im Entscheidungsprozess zur Energiewende bestimmen sollten.
Aus diesem Grund ist für Mitte kommender Woche eine Pressekonferenz zu Windkraftanlagen geplant, zu der auch das Management des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein eingeladen wurde. Es bleibt spannend, ob es der Oberbürgermeisterin gelingen wird, ihre Kritiker einzubinden und die Führung in der Windkraftdebatte zu übernehmen.
Der Ausbau erneuerbarer Energien ist angesichts der kompromisslosen Abschaltung der klimafreundlichen Atomkraftwerke wohl unvermeidlich. Allerdings entsteht ein Dilemma, wenn diese Maßnahmen recht drastische Auswirkungen vor der eigenen Haustür mit sich bringen. Es ist verständlich, dass betroffene Ortschaften wie Obergrombach und Heidelsheim Bedenken haben und alternative Standorte sowie eine umfassende Prüfung fordern.
Eine ausgewogene Lösung zu finden, die sowohl den Klimaschutz als auch die Anliegen der betroffenen Gemeinden berücksichtigt, erfordert einen konstruktiven Dialog und Kompromissbereitschaft aller Beteiligten.