NICHTS VERPASSEN?
Wildblumenwiesen bieten Bienen und anderen Insekten wertvollen Lebensraum. Quelle: James Michael Saxon Young

Wertvolle Lebensräume für Insekten schaffen: Tipps für die Aussaat von Wildblumen

Lass das deine Freunde wissen!

Bruchsal, 09.07.25 | Dass Insektenschutz wichtig für uns Menschen und das gesamte Ökosystem ist, hat sich längst herumgesprochen. Nur: Wie lassen sich neue, artenreiche Wildblumen-Oasen anlegen – und dann auch noch nachhaltig zum Blühen bringen? Der Biologe Tom Strobl, der sich auf den Schutz von Wildbienen spezialisiert hat, erläutert, wie nahezu jeder mit geringem Aufwand ökologische Vielfalt säen kann.

Die gute Nachricht ist: Es braucht gar nicht viel, um mit einer eigenen Blühfläche aktiv etwas für Wildbienen und andere Insekten zu tun. „Am besten geeignet sind eine Ecke im Garten oder ein großer Topf auf dem Balkon, eine hochwertige Wildblumen-Saatmischung und Geduld”, erklärt der Wildbienen-Experte Tom Strobl. Denn die Samen brauchen Zeit, um anzukommen: „Im ersten Jahr nach der Aussaat wächst an der Stelle eigentlich nur Beikraut wie Löwenzahn, das kurzgehalten werden sollte“, empfiehlt Strobl. Bis zum Herbst zeigten sich am Boden dann erste Blätter und Rosetten der aufgehenden Wildblumen. „Aus ihnen werden im darauffolgenden Frühjahr die ersten Blumen.” Das gelte übrigens für alle mehrjährigen Wildblumen, so Strobl.

Das Warten lohnt sich – auch für Bienen

Dafür haben „Wildblumengärtner“ aber auch länger etwas davon, und nicht nur sie: Sind die Kräuter und Blumen einmal am Standort angekommen – am besten in einer stabilen Pflanzengesellschaft mit anderen Arten –, dann blühen sie meist gleich mehrere Jahre lang. Das sei nicht nur optisch eine Bereicherung, betont Tom Strobl: Wildbienen und andere Insekten bohren etwa Löcher in abgestorbene, markhaltige Stängel, um dort ihre Eier abzulegen, wo sie überwintern.

Vier Tipps für Einsteiger:

  • Gute Mischung wählen: Start mit hochwertigen Mischungen (regional, genetisch vielfältig, ursprünglich, mit Früh-, Mittel- und Spätblühern).
  • Mehrjährigkeit bevorzugen: Viele Arten wie Witwenblume, Margerite & Co. blühen zuverlässig jedes Jahr.
  • Auch „wild“ braucht Pflege: Boden für Aussaat vorbereiten, regelmäßig Säuberungsschnitte durchführen und Beikraut entfernen, um Platz für langsamer wachsende Pflanzen zu schaffen.
  • Geduld mitbringen: Wildblumen sind langsam – aber treu. Wer sie einmal etabliert, hat viele Jahre Freude (und summende Gäste).

Der Biologe forscht dazu seit Jahren: Er ist Mitbegründer von Wildbiene + Partner, einem Start-up, das mit Unterstützung von Experten und einer inzwischen internationalen Community die Anlage neuer Lebensräume sowie die Verbreitung von Wildbienen-Nisthilfen vorantreibt und sogar ein wissenschaftliches Pflanzen-Monitoring betreibt. Im Rahmen ihrer 2022 ins Leben gerufenen Beegnetten-Initiative, bei der jedermann einen Beitrag zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität leisten kann, konnten Strobl und seine Mitstreiter bereits über 14.000 m2 wertvolle Blühflächen für Wildbienen und andere Insekten schaffen: „Wir erfassen, was dort wächst und blüht, welche Pflanzen besonders produktive Gemeinschaften bilden.“ Dabei beobachten Strobl und seine Mitstreiter auch deren Effekte auf Wildbienen: Welche Arten siedeln sich in der Nähe welcher Wildpflanzen an? „Das Monitoring hilft uns, jede Fläche wissenschaftlich fundiert weiterzuentwickeln – damit echte Wirkung für die Artenvielfalt entstehen kann.“

Saatgut ist nicht gleich Saatgut

Wie aber kommen Klein- und Hobbygärtner, Balkonbesitzer und Wildblumenfreunde nun an ihr Saatgut, um selbst eine Oase für Wildbienen anzulegen? „Es gibt inzwischen gute Mischungen mit bis zu 30 verschiedenen Pflanzenarten in einem Tütchen. Wer diese auf zwei bis drei Quadratmetern aussät, erhält mit der Zeit eine richtig bunte Blühfläche“, so Strobl von Wildbiene + Partner. Er empfiehlt allerdings, bei der Wahl der Mischung Wert auf Qualität zu legen: Eine Wiesenblumen-Mischung aus dem Supermarkt macht noch lange keine ökologisch wertvolle Wildblumenwiese.

Die Mischung macht’s!

Strobl achtet bei der Auswahl von Saaten für die Anlage neuer Blühflächen darauf, dass sie regional gewonnen und daher an den Standort angepasst, genetisch vielfältig und ursprünglich sind sowie zeitlich versetzt zur Blüte kommen – also Früh-, Mittel- und Spätblüher enthalten. Die sorgfältige Auswahl und ein bisschen Pflege zahlen sich für Insekten und Betrachter aus: Durch eine bunte Blütenpracht, die von Frühjahr bis Herbst Nahrung für Insekten bietet. „Schon eine einzige Blume kann für viele verschiedene Insekten wertvoll sein“, betont Strobl.

Weitere Informationen finden Sie unter https://wildbieneundpartner.de/.

Zurück

Lass das deine Freunde wissen!

Siehe auch

WILLI-Reportage | Nachgedacht: Gemeinderatssitzungen für Hartgesottene

Waren Sie schon einmal in einer Gemeinderatssitzung? Nüchtern ist manche Sitzung kaum auszuhalten. Nicht allein …

Consent Management Platform von Real Cookie Banner