„Fenster in die Welt auf kleinem Format“ –  der Mensch hinter der Bruchsaler Briefmarken‑ und Sammlerbörse

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Es braucht Menschen wie ihn – Michael Hofmeister. Menschen, die scheinbar Nebensächliches wichtig nehmen. Die in einem alten Brief mehr sehen als Papier. Menschen, die still und beharrlich dafür sorgen, dass unsere Heimat nicht nur aus Schlagzeilen, sondern auch aus Geschichten besteht.

Wer glaubt, Briefmarken seien nur Stoff für verstaubte Alben, hat Michael Hofmeister noch nicht kennengelernt. Der passionierte Philatelist sammelt keine exotischen Raritäten, sondern Spuren der Heimatgeschichte – etwa fast alle Bruchsaler Poststempel seit 1724.

Im Interview mit Landfunker zeigt Hofmeister, wie aus einem gezackten Papierschnipsel eine Zeitreise wird. Briefmarken erzählen Geschichte, ohne laut zu werden. Und sie laden ein, selbst Teil davon zu werden.

Auf der Bruchsaler Briefmarken- und Sammlerbörse treffen solche Geschichten auf ein Publikum, das Lust hat, genauer hinzusehen. Kommen Sie vorbei und schnuppern Sie mal. Lernen Sie Menschen kennen, die Miniaturen zu „kleinen Stars“ machen. Man freut sich auf Sie!

 

Wer hätte das gedacht: Ganz schön viel Betrieb in der Bruchsaler Sporthalle. Philatelisten und Sammler treffen sich gerne in Bruchsal.

ACHT FRAGEN AN DEN PHILATELISTEN

 

Herr Hofmeister, was fasziniert Sie an Briefmarken? Erklären Sie bitte jemandem, der keine einzige Marke besitzt, was den Reiz dieses Hobbys ausmacht.

Für jemanden, der noch keine Briefmarke besitzt, würde ich sagen: Stell dir vor, jede Marke ist wie ein Fenster in eine andere Welt. Manche Sammler interessieren sich für bestimmte Länder, andere für Themen wie Tiere, Raumfahrt oder berühmte Persönlichkeiten. Wieder andere sammeln nach Drucktechniken oder Fehlprägungen – es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Und der Reiz? Es ist die Kombination aus Entdecken, Ordnen, Forschen und Bewahren. Man lernt ständig dazu. Ich persönlich habe mich in den letzten Jahren weniger den Briefmarken beschäftigt, sondern mich mehr den Bruchsaler Poststempeln verschrieben. Zusammen mit den Vereinskollegen haben wir vermeintlich alle Bruchsaler Stempel seit 1724 zusammengetragen. Aber es finden sich immer noch für uns unbekannte Stempel. Das ist nicht nur Philatelie sondern auch Heimatgeschichte.

Hat Briefmarkensammeln ein Nachwuchsproblem?
Sind junge Menschen überhaupt noch interessiert – oder ist das ein Auslaufmodell für ältere Herren?

Nur die wenigsten Vereine haben heute keine Nachwuchsprobleme. So auch die Philatelie. Aber man kann auch etwas dagegen tun und die Philatelie für Junge Leute interessant machen. In Hambrücken gibt es einen Jugendverein, der sich rührig um den Philatelie-Nachwuchs kümmert. Mein Enkel (11 Jahre) geht dort regelmäßig zu den Gruppenstunden. Dort wird nicht nur mit Briefmarken gearbeitet, es werden auch Ausflüge über das Wochenende gemacht. Letztens hatten sie anlässlich einer solchen Wochenendfahrt eine mehrstündige „Schnitzeljagd“ durch Blaubeuren. Die jugendlichen Teilnehmer im Alter von 9 bis 14 Jahren waren begeistert.  Wer soll denn unsere Sammlungen erben, wenn kein Nachwuchs da ist.

Wird das Sammelgut jetzt besonders wertvoll – oder bald bedeutungslos? In Zeiten von WhatsApp und E-Mail: Kaum jemand schreibt noch Briefe, Dänemark wird die Post gar abschaffen. Wird das Sammelgebiet damit rar und wertvoller – oder verschwindet es mit der Generation, die damit groß wurde?

Das erste was wir in unserem Verein versuchen neuen Mitgliedern klarzumachen ist, die Briefmarken werden nicht gesammelt um Werte anzuhäufen. Dazu muss man schon sehr spezialisiert sein und eine MengeErfahrung haben oder das nötige „Kleingeld“. Das Sammeln und Katalogisieren soll einem Spaß machen. Ich fand es früher immer sehr entspannend, nach der Arbeit sich mal still ein bis zwei Stunden mit meinen Briefmarken zu beschäftigen. Das Feld der Philatelie ist sehr Vielfältig. Zwischenzeitlich habe ich über 20 Jahre mich mit den Stempeln der Briefzentren beschäftigt und dokumentiert. Von da bin ich dann auf die Dokumentation des Bruchsaler Stempel gekommen und 2024 erschien dann von mir ein Buch darüber. Sie haben aber recht, durch neue Kommunikationswege verlieren die Briefmarken zunehmend an Bedeutung. Ich habe aber auch schon 100 Jahre alte Briefmarkenzeitschriften in der Hand gehabt, in denen vor 100 Jahren schon die Zukunft der Briefmarken in Frage gestellt wurden.

Wie verändert sich die Szene? Kommen heute noch neue Sammler hinzu? Oder trifft man auf Börsen wie dieser fast nur noch bekannte Gesichter?

Durch neue Medien wie Internet ist das Sammeln einfacher geworden. Die organisierten Sammler in Vereinen sind weniger geworden. Das ist einfach an der Mitgliederzahl zu erkennen.  Natürlich trifft man auf unseren Börsen oft die gleichen Leute. Der persönliche Austausch ist aber wichtig. Dennoch gibt es auch immer wieder neue Gesichter und wir freuen uns über jeden neuen Teilnehmer und Besucher.

Gibt es Trends im Sammelverhalten? Was ist gerade besonders gefragt – und was will keiner mehr haben?

Auch bei den Sammlern gibt es Trends im Sammelverhalten. Die Post gibt seit Jahrzehnten die sogenannten Ersttagsblätter zu jeder neuen Briefmarke heraus. Früher ein begehrtes Objekt lockt es heute keine ernsthaften Sammler mehr an. Neben den klassischen Briefmarken hat die Post auch neue Produkte in Form von Internetmarken oder Individualmarken. Für diese gibt es inzwischen auch schon eine Sammlergemeinde.

Was war Ihr größter Sammlerfund? Gibt es eine Geschichte, die Sie immer wieder gern erzählen?

Nein, eine blaue Mauritius habe ich noch nicht gefunden. Auch keine Gescheidle-Marke von unseren ehemaligen Postminister. Dessen Frau hatte mehrere Mustermarken für private Zwecke verwendet. Wäre wohl nicht so tragisch gewesen, wenn man diese Marken dann auch offiziell herausgegeben hätte. Wurden sie aber nicht und so kamen unveröffentlichte Marken in Umlauf mit heute erheblichen Sammlerwert da recht selten. Ich erfreue mich mehr im Kleinen, wenn ich wieder einen neuen Bruchsal-Stempel finde oder erwerben kann.

Ist Briefmarkensammeln eher eine stille Leidenschaft oder lebt sie vom Austausch? Wie wichtig sind Börsen wie diese für die Szene?

Die vielen Stunden zu Hause macht das Sammeln sicherlich zu einer stillen Leidenschaft. Aber es sind nicht nur die Briefmarken, es sind auch die Informationen die der Philatelist braucht. Woher soll der Sammler sonst wissen, ob eine Briefmarke oder ein Stempel selten ist. Gut, Informationen  bekommt er auch via Internet und Literatur – der persönliche Kontakt zu anderen Sammlern ist aber ebenso wichtig. Mir fiel vor einigen Wochen ein Brief mit einem Maschinenstempel des Briefzentrum 48 (Münster) in die Hände. Mit einem Stempel wie Millionen Andere, die die Post täglich fabriziert. Aber dieser Stempelabschlag hatte die bei Briefzentrum nicht übliche Postleitzahl 48000 im Stempelbild. Nun muss man wissen, dass das Briefzentrum 48 einer der ersten Briefzentren war und das beim Probebetrieb vor der offiziellen Eröffnung kurze Zeit ein falscher Stempel mit der Postleitzahl 48000  eingesetzt wurde – davon gibt es deswegen nicht viele. Wer das nicht weiß, der würde den Brief gedankenlos entsorgen.

Was würden Sie jemandem raten, der jetzt anfangen will? Mit welchem Budget und welchem Sammelgebiet sollte man einsteigen?

Als erstes würde ich einem Anfänger raten, in den Briefmarken keine Wertanlage zu sehen. Das Sammeln ist ein Hobby und das soll Spaß und Erholung bringen und nebenbei bilden. Älteren Neusammlern würde ich zu einer Spezialisierung raten (Ländersammlung, bestimmte Epochen, Heimatsammlung). Es gibt so viele Möglichkeiten sich zu verzetteln. Jüngere Neusammler sollen ruhig erst einmal „weiter ausholen“ und sich je nach Angebot und Neigung dann auf ein Motiv-Sammlung (Eisenbahnen, Fußball, Tiere, Dinosaurier usw.) einpendeln. Im Bekanntenkreis dies dann auch bekannt geben, damit man Unterstützung erfährt. In der Verwandtschaft gibt es sicherlich Jemanden der sammelt oder gesammelt hat und Material abgeben kann.

Beide – ältere und junge Neusammler – sollten sich entsprechende Literatur besorgen. Teure Briefmarken-Abo’s vermeiden. Postfrische und gestempelte Briefmarken bekommt man preisgünstig auf Tauschbörsen wie in Bruchsal. Mit der Zeit kommt die Erfahrung und auch neue Perspektiven beim Sammeln.

Vielen Dank, Herr Hofmeister für den interessanten Einblick. Viel Erfolg für Ihre Veranstaltung!

Die  73. Südwestdeutschen Briefmarken‑Tauschbörse

Was? Tausch‑ und Börsentag für Briefmarken, Münzen & Sammlerzubehör
Wer? Briefmarken‑Sammlergilde Bruchsal & Umgebung e.V.
Wann? Sonntag, 11. Mai 2025 | 9:00 – 16:00 Uhr
Wo? Städtische Sporthalle, Schwetzinger Straße, 76646 Bruchsal
Eintritt: frei | ca. 1 215 m² Aussteller‑ und Tauschfläche

Programm & Highlights:

Tauschen & Kaufen von Briefmarken, Münzen, Ansichtskarten, u.v.m.
Buchpremiere „300 Jahre Poststempel in Bruchsal“
Kostenlose Schätzungen (Mobiler Beratungsdienst Südwest)
Gebührenfreier Umtausch alter DM‑Münzen in Euro
Briefmarkenschau (40 Rahmen) & Fachbibliothek
Jugend‑Wühltisch + kleine Überraschung

Service vor Ort:

Prüfgeräte, viele Parkplätze, Cafeteria mit günstigen Gerichten, Kuchen & Kaffee

Vorbeischauen, stöbern, tauschen – und vielleicht das erste Sammel‑Schmuckstück finden!

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Siehe auch

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