10.03.2021 | Es war einmal, vor 18 Jahren, da machten sich zwei Maiden auf, um das Wagnis ihres Lebens zu beginnen. Anders als im Märchen gibt es hier aber kein glückliches Ende. Der Dettenheimer Kostümverleih „Insignia Regis“ muss schließen, und die Inhaberinnen hoffen jetzt auf Einnahmen aus dem Abverkauf.
Vor 18 Jahren erwarben Katharina Issel und Adrea Reule den heute 100 Jahre alten Kostümverleih mit ihrem Privatvermögen. Ihnen war klar, dass sie damit nicht reich werden würden, so erzählt Katharina Issel. Mit der Übernahme des Kostümverleihs hatten die beiden Freundinnen ihre gemeinsame Leidenschaft zum Beruf gemacht, es sei daher auch nie ums Reichwerden gegangen. Es gebe in diesem Business keinen Basisumsatz, aber man habe sich in den vergangenen Jahren gut gehalten und einen festen Kundenstamm gehabt. Das Auftreten des Corona-Virus zwang den Betrieb allerdings in die Knie.
„Es wäre einfacher gewesen, wenn die Schließung eine sebst getroffene Entscheidung gewesen wäre,“ so Katharina Issel,“aber das wurde uns aus der Hand genommen.“
Ein Online-Verleih war keine Option
Ohne Kulturveranstaltungen, wie zum Beispiel Gemeindefeste oder auch Theateraufführungen, gibt es bei ihnen keine Nachfrage, und ohne Nachfrage gibt es keine Einnahmen. Sich mit einem Online-Verleih ihrer Kostüme über den Lockdown zu retten, sei in ihrem Fall nicht möglich gewesen, erklärt Katharina Issel weiter. Denn die Kostüme seien alle Einzelstücke, meist ohne spezifische Größe und viele auch liebevoll selbstgenäht von ihrer Geschäftspartnerin Andrea Reule. Daher müssten diese erst einmal anprobiert werden. Jetzt hoffen die beiden auf Einnahmen aus dem Abverkauf, um den schlimmsten Fall, nämlich den persönlichen finanziellen Ruin, abwenden zu können. Mit den Regierungsbeschlüssen vom 08. März ist ihnen dies im „Click&Meet“ Verfahren endlich möglich.
Inhaberinnen hofften lange auf Besserung
Bis in den August des vergangenen Jahres hatten die Inhaberinnen des Verleihs noch die Hoffnung, sich über Wasser halten zu können. Im Oktober, nachdem eine Veranstaltung nach der anderen abgesagt worden war, sei ihnen die Ausweglosigkeit ihrer Situation bewusst geworden, so erzählt Katharina Issel.
„Es ist nicht in Worte zu fassen, wie sich das anfühlt.“, so berichtet Kathatina Issel.
Als Anbieterinnen in der erweiterten Veranstaltungsbranche erschienen ihnen die Hilfen der Regierung als nicht sehr sinnvoll. Die Vorlage eines Gewerbescheins und die Angabe der Branche hätten in den Augen Katharina Issels ausreichen müssen, um Hilfen zu erhalten. Bis Ende September müssen sie den Verleih räumen. Dass sie schließen müssen, fühle sich noch immer ein wenig unwirklich an, so erzählt sie weiter. In Zukunft werde sie einen Beruf ausüben, der auch online funktioniert.
„Auf diese Weise muss man nie wieder etwas zuschließen.“, so Katharina Issel.
Eine Robe aus rot schimmerndem Samt, ein Kleid aus weißem Brokat im Stile des 19. Jahrhunderts, ein Frack mit Zylinder – Kostüme haben die Macht, unsere Phantasie an eine andere Stelle des Raum-Zeitkontinuums zu befördern als diejenige, an der wir sind. Für eine kleine Weile können wir sein, was, bzw. wann wir schon immer einmal sein wollten.
18 Jahre lang gaben Katharina Issel und Andrea Reule ihren Kunden die Möglichkeit, dies zu erleben. Jetzt brauchen sie Unterstützung.
Seit dem 08. März können „Click&Meet“ Termine vereinbart werden, erreichbar sind sie wie folgt:
Montag- Freitag, 14:00 bis 18:00 Uhr
Tel.: 07247 – 5439
Weitere Informationen auf der Facebook-Seite des Betriebs, unter dem Namen „insignia regis“ und auf ihrer Homepage unter https://www.insignia-regis.de/.
Kommentieren?
Ja bitte, denn eine offene Diskussion fördert das Miteinander.
Bitte achten Sie dabei auf unsere Kommentarregeln (Info)
Hier geht es zum Kommentarfeld >>>