Bruchsal, 28.07.25 | „Kinder entlarven mit ihrem ‚Und-dann-Fragespiel‘ alle unsere klugen Antworten als immer nur vorläufig“, sagte Walter Vehmann in seiner Abschiedspredigt Ende Juli in der Bruchsaler Lutherkirche. In den vergangenen 14 Jahren war Vehmann Schuldekan im Evangelischen Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal. Jetzt geht er in den Ruhestand.
Neben vernünftigen Antworten brauche es „den zweiten, anderen liebevoll-hoffnungsvollen Blick auf die Welt“ wie Jesus Christus ihn hatte. „Jesus hat in einem Kranken nicht den hoffnungslosen Fall diagnostiziert und im Betrüger nicht die moralische Verkommenheit gesehen.“ Für die Schule schlug Vehmann darum eine Unterrichtseinheit „versöhnende Vernunft“ vor.
„In Politik und Gesellschaft wünsche ich mir mehr versöhnendes Verstehen als polarisierendes Meinen und Rechthaberei“,
so der scheidende Schuldekan.
„Die Vielzahl der Engagements als Pfarrer, Religionslehrer und im kirchenleitenden Amt spiegeln die Weite seines Horizonts“,
sagte Oberkirchenrat Wolfgang Schmidt über Walter Vehmann. Schmidt verabschiedete Vehmann offiziell aus dem beruflichen Dienst.
Beim Empfang im Lutherhaus erinnerten die Verantwortlichen im Kirchenbezirk anschließend mit Hilfe von vielen unterschiedlichen Hüten an die Zusammenarbeit mit dem Schuldekan. Sein Dienst lasse sich mit „keiner Stellenbeschreibung wirklich erfassen“, befand auch Bürgermeister Andreas Glaser in seinem Grußwort. Vehmann habe religiöse Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen und bei Stadt, Schule und Kirche Verantwortung getragen.
„Meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Amt für Familie und Soziales berichten von einem verlässlichen Partner, der nicht nur kompetent, sondern auch menschlich sehr präsent war“,
sagte Bürgermeister Glaser und fügte hinzu: „Ihr feiner, oft trockener Humor, hat mancher angespannten Situation die Schärfe genommen – eine Eigenschaft, die ich persönlich sehr an Ihnen schätze.“
Von „einer Ökumene der kurzen Wege“ sprach der katholische Schuldekan Peter-Michael Jahn: „Wir saßen sogar im Lehrerzimmer nebeneinander.“ Als Anfänger habe er Vehmanns Stärken „kennen und schätzen gelernt – seine Fehlertoleranz, seine Demut und seine Flexibilität“. Im Gespräch mit Schulleitungen hätten sie im Wissen um das Einverständnis des anderen ihre Ideen vorgeschlagen, berichtete Jahn. Vorbild sei Vehmann dem katholischen Kollegen zudem gewesen in „der Ausdauer, mit der er in den Schulen den Trauerkoffer vorstellte“ – gefüllt mit Materialen über den Umgang mit Tod und Trauer.
Die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod unterstützte Vehmann auch als Vorsitzender des Fördervereins Ökumenischer Hospizdienst in Bruchsal.
In allen Ansprachen kam die Dankbarkeit an Vehmanns Frau Jutta zum Ausdruck. Sie hatte der Bezirksleitung den Tipp gegeben – in Ägypten wolle ihr Mann seinem Hobby wieder verstärkt nachgehen: Dekanin Ulrike Trautz und Dekanin-Stellvertreter Klaus Vogel übergaben dem scheidenden Kollegen eine Taucherausrüstung mit Flossen und Schnorchel. Vehmann übernimmt für ein Jahr eine Ruhestandspfarrstelle in der Gemeinde der Deutschen Evangelischen Oberschule in Kairo.